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Däne gegen Däne. Jacob Tandrup Holm (M.) und seine Berliner Kollegen lagen gegen Aalborg schon 7:13 zurück, drehten das Spiel am Ende aber noch.

© Jan Hübner/Imago

Update

EHF-Cup gegen Aalborg: Füchse Berlin schaffen den Kraftakt

Berlins Handballer besiegen Aalborg nach einer tollen Aufholjagd und ziehen in die Gruppenphase des EHF-Pokals ein. Sogar Torwart Heinevetter trifft.

Velimir Petkovic ballte die Faust, Silvio Heinevetter bemühte gar höhere Mächte und suchte Blickkontakt nach oben – und Manager Bob Henning lag sich mit Vereinspräsident Frank Steffel in den Armen. Am Sonntagnachmittag bedurfte es keiner tieferen psychologischen Kenntnisse, um die Erleichterung zu erahnen, die im Lager der Füchse Berlin herrschte. Vor 7403 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle gewann der Handball-Bundesligist das Rückspiel der dritten Runde im EHF-Pokal gegen Aalborg mit 28:22 (11:13) und steht damit in der Gruppenphase des Europapokals, die im Februar 2019 beginnt.

„In der ersten Halbzeit wurden wir demontiert und hatten keine Chance“, sagte Petkovic, „aber dann haben wir Charakter gezeigt.“ Auch Aalborgs Trainer Stefan Madsen fand lobende Worte für die Füchse: „Sie haben eine grandiose zweite Halbzeit gespielt".

Acht Tage nach der 29:31-Niederlage im Hinspiel stellte die dänische Delegation die Berliner erneut vor große Probleme. Welchen Stellenwert die Partie für die Gäste besaß, verdeutlichte allein die Tatsache, dass der zuletzt mit einer Knieverletzung fehlende Abwehrchef Henrik Mollgaard am Sonntag auf die Zähne biss und seine Fertigkeiten im Defensivverbund einbrachte. Nach einer Viertelstunde hatten die Dänen erst fünf Treffer zugelassen – und ohne Rückkehrer Fabian Wiede hätte es noch düsterer ausgesehen für die Füchse. Zu Beginn lief praktisch jeder Angriff über den Linkshänder, der die ersten drei Berliner Treffer erzielte.

Beim Stand von 5:9 (16.) griff Füchse-Coach Petkovic erstmals an diesem Nachmittag zur Grünen Karte – Auszeit. Damit verbunden war die Hoffnung, sein Team möge das bis dato wichtigste Spiel der Saison nicht schon zu Beginn herschenken – es klappte zunächst nur bedingt: Mit fortwährendem Verlauf bauten die Aalborger ihren Vorsprung weiter aus, zehn Minuten vor der Pause führten sie gar mit sechs Treffern (7:13).

In der Schlussphase schafften es die Füchse allerdings, ihr phasenweise fast schon verstummtes Heimpublikum wieder ins Geschehen einzuspannen: Silvio Heinevetter, bis dahin kein großer Faktor, legte mit einigen Paraden den Grundstein für eine kleine Aufholjagd seiner Vorderleute, die vier Tore in Folge erzielten und immerhin auf 11:13 verkürzten. „Wir haben richtig beschissen angefangen: kein Druck, keine Spannung, das war nix“, sagte Heinevetter später, „aber wir wussten, dass es über 120 Minuten gehen würde und haben uns zurückgekämpft.“

Hans Lindberg übernimmt Verantwortung

Auch in Halbzeit zwei mussten die personell weiter arg dezimierten Berliner deutlich mehr für ihre Treffer investieren als ihr Gegner. Immerhin funktionierte nun der Mannschaftsteil, der für den Versuch einer Aufholjagd unerlässlich war: die Abwehr. Nach 34 Minuten glich Bjarki Elisson zum ersten Mal seit dem Anpfiff wieder aus (13:13). Und spätestens nach Mijajlo Marsenics Tor zum 16:15 wackelten in der Max-Schmeling-Halle die Wände; die Füchse hatten das Spiel tatsächlich gedreht.

In der Schlussphase spielten die Berliner gewissermaßen mit Schaum vorm Mund gegen äußerst resistente Aalborger, die sich nicht ohne Weiteres abschütteln lassen wollten. Gäste-Trainer Stefan Madsen schickte beispielsweise den siebten Feldspieler zugunsten seines Torhüters aufs Feld. Dadurch kamen die Dänen zwar noch einmal in Schlagdistanz. Allerdings bürgt diese taktische Variante naturgemäß das Risiko eines verwaisten Tores, das nicht nur die Berliner Feldspieler zu nutzen wussten: selbst Torwart Heinevetter traf mit einem langen Ball über das gesamte Feld ins leere Tor – 21:17. Ironischerweise war es ein Däne in Diensten der Berliner, der seine Landsleute in der Schlussphase aus dem Wettbewerb warf: Hans Lindberg übernahm wie gewohnt Verantwortung und war mit sechs Treffern maßgeblich daran beteiligt, dass die Füchse weiter von der Titelverteidigung im EHF-Pokal träumen dürfen.

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