zum Hauptinhalt
Der Berliner Sven-Sören Christophersen (M) wird von den Magdeburgern Damir Doborac (l) und Fabian van Olphen (r) attackiert.

© DPA

Auswärtssieg: Füchse Berlin spielen sich in die Champions-League

Die Füchse haben sich am letzten Spieltag für die Champions-League qualifiziert. Die Mannschaft meisterte das Spiel gegen den SC Magdeburg souverän - trotz einiger spielerischer Schwächen.

Noch war knapp eine Minute zu spielen, da jubelte der sonst so beherrschte Dagur Sigurdsson bereits den Füchse-Fans zu. Wenig später musste der Isländer eine wenig um seine Gesundheit fürchten. Seine Spieler warfen ihn so vehement in die Luft, dass der Berliner Trainer letztlich froh war, als dieses Jubel-Prozedere beendet war. Nur dieses eine, denn die Füchse-Party vor 7100 Zuschauern war in der Bördelandhalle noch lange nicht beendet. Mit 30:24 (11:12) hatten sie im letzten Saisonspiel in der Handball-Bundesliga nicht nur den SC Magdeburg besiegt, ihnen war am späten Samstag-Nachmittag etwas Sensationelles gelungen. In ihrer erst vierten Erstligasaison haben sie sich als Dritter hinter Hamburg und Kiel für die Champions League qualifiziert. Dieses Ergebnis ließ dann auch Sigurdsson nicht kalt. Mit zittriger Stimme kommentierte er diesen außergewöhnlichen Erfolg, während sein Team mit dem Kreishüpfen überhaupt nicht mehr aufhören wollte.

Sein erster Dank ging an die medizinische Abteilung der Füchse, die Sven-Sören Christophersen rechtzeitig zum alles entscheidenden Spiel wieder fit bekommen hatte. "Mit ihm haben wir auf Halblinks den Druck auf die gegnerische Abwehr bekommen, den wir in Magdeburg so dringend benötigten", sagte Sigurdsson, dem ansonsten solche Worte wie "Riesenwille, großer Kampf und überglücklich" über die Lippen kamen. Als er dann erfuhr, dass die Gruppenauslosung zur Champions League am 28. Juni um 11 Uhr in Wien vorgenommen wird, wurde er sogar in Bezug auf seine Urlaubsplanung wankelmütig. Erst sagte Sigurdsson, dass er nicht dort hin reisen werde, dann verbesserte er sich mit einem Lachen: "Na ja, vielleicht doch."

Vergessen war in diesem Augenblick, wie hart dieser achte Sieg in Folge erkämpft wurde. Wie das Team um seinen Nationalspieler Christophersen gebangt hatte, der nach einem Muskelfaserriss in der linken Wade "in der Reha um den Einsatz gekämpft" hatte. Und zu allem Unglück konnte auch Rechtsaußen Markus Richwien wegen einer Ellenbogenverletzung bei seinem ehemaligen Team nicht spielen. Aber all das warf die Füchse nicht um. Sie blieben immer gelassen, auch als ihnen in der ersten Halbzeit einiges nicht gelang. Wenn sich für die Füchse die Chance ergab, den Vorsprung von maximal einem Treffer auszubauen, scheiterten sie. Allein drei Siebenmeter ließen Michal Kubisztal, Ivan Nincevic und Mark Bult aus. Dabei brauchte Dario Quenstedt im Magdeburger Tor nicht einmal große Paraden zeigen, so kläglich waren die Würfe. Beim 4:3 (12. Minute), dem 7:6 (20.) und in der letzten Sekunde der ersten Halbzeit. "Wir sahen da ein sehr intensives Spiel, bei dem wir bis hin zur Torhüterleistung ein Plus für uns hatten", analysierte Magdeburgs Trainer Frank Carstens. Die Füchse verloren aber nie die Übersicht, wurden, trotz einiger technischer Fehler und unplatzierter Würfe, niemals hektisch. In vielen Spielen in dieser Saison hatten sie ja schon bewiesen, dass sie sich dank ihrer starken Physis zu steigern verstehen.

Hinzu kam, dass sich Dagur Sigurdsson einmal mehr als wahrer Meister der Halbzeitansprache erwies. Seine Wort kamen auch diesmal wieder zu rechten Zeitpunkt. Die Füchse schaffen nicht nur jedesmal wieder den Ausgleich, die letzte Viertelstunde gehörte ihnen ganz allen. Beim 18:17 (45.) gingen sie durch Christophersen in Führung und ließen sich von diesem Zeitpunkt an nicht mehr von der Siegerstraße abbringen. Beim 27:20 (54.) waren sie erstmals mit sieben Treffer vorn, zu diesem Zeitpunkt begannen auch die Umarmungen und gegenseitigen Gratulationen. Am Ende war Ivan Nincevic mit sechs Treffern der erfolgreichste Werfer bei den Füchsen, gefolgt von Kapitän Torsten Laen und Sven-Sören Christophersen mit jeweils fünf. Doch es waren die Spieler selbst, die diese Rangfolge als unwichtig bewerteten. "Auch die Spieler haben einen Riesenanteil an unserem Erfolg über die gesamte Saison gesehen, die nicht so viele Einsätze bekamen", sagte Torhüter Silvio Heinevetter, der - für seine Verhältnisse - bei seinem Ex-Klub Magdeburg einen eher ruhigen Eindruck hinterließ. "Wir hatten ja lange Zeit, uns mit dem Thema Champions League zu befassen", sagte der 26-Jährige, "denn in der gesamten Saison waren wir ja stets unter den vier Besten." Wie Recht er hatte, letztlich war es nicht einmal mehr eine Überraschung, dass die Füchse sich für den wichtigsten Team-Wettbewerb in Europa qualifiziert hatten. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false