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Mit Trainer Petkovic läuft es wieder richtig gut bei den Füchsen.

© dpa

Handball: Füchse Berlin: Über Europa nach Göppingen

Die Füchse Berlin spielen am Samstag in Tatabanya um den Einzug ins Finalturnier des EHF-Pokals. Sie gehen als Favoriten in dieses Spiel.

Für ein paar Tage kann das Leben in einem Hotelzimmer ganz annehmlich sein. Frühstück und Betten werden gemacht, täglich grüßt die Putzkolonne und wenn tatsächlich etwas fehlt, gibt es ja noch den Zimmerservice. „Obwohl ich viel Zeit in das Thema Handball investieren konnte, war das natürlich trotzdem kein Dauerzustand“, sagt Velimir Petkovic – erst recht nicht für einen gestandenen Mann von 60 Jahren. Umso glücklicher ist der Trainer der Füchse Berlin darüber, eine der größten Herausforderungen gemeistert zu haben, die Zugezogene in Berlin erwartet: die Suche nach eigenen vier Wänden. Man könnte auch sagen: Petkovic ist richtig angekommen in der Stadt. Hotel war gestern.

Seit Dezember arbeitet der Coach nun bei den Füchsen, seit Januar hat er eine eigene Wohnung – und trotzdem gibt es noch immer zahlreiche Querverbindungen in jenen Ort, in dem sich Petkovic über ein Jahrzehnt einen Namen als Handball-Fachmann gemacht hat: Göppingen. Gegen Frisch Auf, den Bundesligisten aus der 60 000-Einwohner-Stadt, bestritt Petkovic sein erstes Heimspiel als Trainer der Berliner – und wenn die Füchse an diesem Samstag zum Viertelfinal-Hinspiel des EHF-Pokals beim ungarischen Vertreter KC Tatabanya antreten (15 Uhr), wird Göppingen zwangsläufig wieder in den Hinterköpfen sein. Dort findet am Wochenende 20./21. Mai das Final Four um den Europapokal statt, das die Berliner als eines der zentralen Saisonziele ausgegeben haben und von dem sie jetzt nur noch zwei Spiele trennen.

„Ich habe mit großer Freude registriert, dass das Turnier in meiner alten Heimat stattfindet“, sagt Petkovic: „Trotzdem müssen wir uns zuerst dafür qualifizieren.“ Das Match gegen die Ungarn stellt für die Berliner den Höhepunkt einer recht nervenaufreibenden Woche dar, die mit einem Sieg über Flensburg begann und am Mittwoch beim dramatischen 28:28-Unentschieden in Melsungen ihre Fortsetzung fand. Vor allem vom Erfolg gegen den nunmehr alten Tabellenführer aus Schleswig-Holstein erhofft sich Petkovic einen Schub für die entscheidende Saisonphase. „Wir haben einen ganz großen Gegner geschlagen“, sagt der Trainer, „das gibt uns Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben.“

Tatabanya erlangte durch den schweren Unfall Deckarms traurige Berühmtheit

In Tatabanya, jenem Ort also, der einst durch den schweren Unfall des deutschen Handballers Joachim Deckarm traurige Berühmtheit erlangte, sind die Berliner klarer Favorit. Die Leistungskurve der vergangenen Wochen und Monate lässt keine zwei Meinungen zu: Die Füchse sind pünktlich zur finalen Phase heißgelaufen, und das hängt in erster Linie mit dem Trainerwechsel zusammen, den der Verein im Dezember einigermaßen überraschend und auf Tabellenplatz vier stehend vollzogen hat.

„Man merkt der Mannschaft an, dass die Sachen aufgegangen sind, die wir mit dem Trainerwechsel bezwecken wollten“, sagt Manager Bob Hanning. Die Körpersprache stimmt wieder ausnahmslos bei allen, taktische Disziplinlosigkeiten sind die große Ausnahme und nicht mehr die Regel – und auch im zwischenmenschlichen Bereich hat Petkovic erfolgreich gewirkt. Der 60-Jährige mag im täglichen Training ein harter Hund sein, aber wer sich mit den Füchse-Profis unterhält oder Petkovic nach Spielen erlebt, der merkt schnell: Dieser Mann hat ganz offensichtlich auch eine weiche, einfühlsame, geradezu charmante Seite.

Am Samstag wird davon wohl wenig zu sehen sein. „Ich erwarte, dass mein Team heiß ist und dass wir uns eine gute Ausgangslage für das Rückspiel erarbeiten“, sagt Petkovic. Dann können sie sich im Verein auch langsam auf die Suche nach Hotelzimmern in Göppingen begeben.

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