
Hamburg - Füchse 23:24: Füchse im CL-Viertelfinale
Die Füchse Berlin haben sich nach einem harten Kampf beim HSV Hamburg mit einem 24:23 (11:10)-Sieg für das Viertelfinale der Champions League qualifiziert. Der kommende Gegner wird am Dienstag in Wien ausgelost.
Alle rannten sie auf Silvio Heinevetter zu, jeder wollte ihm auf seine Weise danken. Drücken, Schulterklopfen, Umarmungen, diese Bekundungen seiner Mitspieler hatte sich der Füchse-Torhüter mit einer Weltklasseleistung verdient. Ihm vor allem hatten es die Berliner im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim HSV Hamburg zu verdanken, dass ihnen eine Sensation gelungen ist. Mit 24:23 (10:11) gewann sie vor 7483 Zuschauern auch in Hamburg, nachdem sie bereits das Hinspiel in Berlin mit 32:30 für sich entschieden hatten. Während sich die Hamburger Fans vor Enttäuschung die Hände vor die Gesichter schlugen und teilweise auch lähmendes Entsetzen unter ihnen herrschte, brauchten die Füchse im Jubel eine Weile, um den wichtigsten Fakt für sich zu realisieren: Das Team von Trainer Dagur Sigurdsson zählt nun zu den acht besten Teams in der Welt. „Ich bin überwältigt, wir hatten immer an diesen Erfolg geglaubt“, sagte Sigurdsson schließlich. HSV-Trainer Martin Schwalb sah „Berlin als die bessere Mannschaft“.
Silvio Heinevetter war an diesem späten Sonntagnachmittag mit 21 gehaltenen Bällen der Garant auf dem Weg ins Viertelfinale. Am Ende kam er auf eine Quote von 48 Prozent gehaltenen Bällen. Aber noch ein Spieler überragte, von dem man das eigentlich nicht erwarten durfte, Alexander Petersson. Trotz seiner langwierigen Schulterverletzung, die ihm vor jedem Wurf mit der linken Hand die Angst in den Kopf treibt, überwand sich der Isländer in der entscheidenden Phase der zweiten Halbzeit. Seine vier Treffer kamen genau zum richtigen Zeitpunkt, nahmen dem HSV auch die letzte Chance, seiner Favoritenrolle gerecht zu werden. Der war bereits mit einem Bein im Viertelfinale. Beim 12:17 in der 40. Minute nahm Sigurdsson deshalb als letzte Rettung eine Auszeit. „Sie hat die Wende gebracht, denn zuvor bekamen wir plötzlich Angst, uns vor der heißen Kulisse zu blamieren“, sagte Silvio Heinevetter, der selbst die Worte von Sigurdsson nicht mitbekommen hatte.
Bis zu dieser brenzligen Situation hatten die Füchse den HSV ständig unter Druck gehalten. In einer Halle, in der in dieser und in der vergangenen Saison, als der HSV Meister wurde, kein anderes Team gewinnen konnte. Trotz einer erneut schwachen Angriffsleistung auf Halbrechts von Mark Bult, der den HSV mit technischen Fehlern und schwachen Würfen zu oft ins Spiel brachte. Aber wenigstens von der Siebenmeterlinie war der Holländer vier Mal sicher. Das half den Füchsen sehr, denn gegen die sehr offensive und enorm bewegliche HSV-Abwehr hatten es die Angreifer sehr schwer die sicheren Wurfpositionen zu finden. „Nur mit Kampf und großem Charakter war es möglich, dass wir uns dennoch durchgesetzt haben“, befand Dagur Sigurdsson. Innerhalb von sechs Minuten hatten die Füchse den Fünf-Tore-Rückstand zum 17:17 ausgeglichen und waren danach nicht noch einmal in Rückstand geraten. Neben Petersson standen auch Markus Richwien, der immer besser werdende Evgeni Pevnov, Bult und Sven-Sören Christophersen mit jeweils vier Toren in der Endabrechnung. Beim HSV war Hans Lindberg mit fünf Toren der Erfolgreichste. Aber diese Statistik interessierte an diesem Abend niemanden wirklich, schon gar nicht beim HSV.
Schon dreißig Sekunden vor Schluss umarmten sich Trainer, Geschäftsführer Bob Hanning und die Spieler auf der Wechselbank. Als schließlich Mark Bult den Ball vor Freude in die oberen Ränge warf, gab es bei den Füchsen kein Halten mehr. Nun blicken sie mit Spannung auf den Dienstag, wenn ihr Viertelfinalgegner ausgelost wird. Einen Tag vor dem ihrem Bundesliga-Spitzenspiel beim THW Kiel steht dann fest, dass sie einen Schritt vor dem Final Four das Rückspiel in eigener Halle bestreiten können. Und das sie auf keinen Fall auf Kiel, den FC Barcelona oder Atletico Madrid treffen werden.