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Auge in Auge: Dennis Schröder (rechts) ist bei den Oklahoma City Thunder zurück in der NBA-Blase.

© Ashley Landis/AP

Dennis Schröder, Daniel Theis, Maxi Kleber: Für drei deutsche Nationalspieler wird es in den NBA-Play-offs ernst

In der NBA-Blase von Orlando geht es nun um den Titel. Der Berliner Moritz Wagner ist nicht mehr dabei, dafür drei andere Nationalspieler. Was erwartet sie?

Spätestens seit der vergangenen Woche dürfte auch dem letzten Basketball-Fan dieses Planeten der Name Moritz Wagner ein Begriff sein. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die linke Schläfe des 23-jährigen NBA-Profis aus dem Prenzlauer Berg eine unangenehme Bekanntschaft mit der Stirn von Superstar Giannis Antetokounmpo machte. Der hatte ihm auf dem Feld eine deftige Kopfnuss verpasst und wurde dafür anschließend sogar für ein Spiel in der Basketball-Blase von Orlando gesperrt.

Natürlich hätte Wagner lieber für sportliche Schlagzeilen gesorgt, doch das war ihm mit seinen personell geschröpften Washington Wizards kaum möglich. Nach nur einem Sieg aus acht Spielen ist das Quarantäne-Abenteuer in Disney World für den Berliner wie auch seinen Team- und Nationalmannschaftskollegen Isaac Bonga schon wieder vorbei. Die drei weiteren deutschen NBA-Profis in Orlando dürfen sich jedoch Hoffnungen auf mehr machen, wenn am Montagabend die Play-offs beginnen.

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Dennis Schröder (Oklahoma City Thunder)
Mit einem schwarzen Hoodie tauchte der 26-jährige Braunschweiger in Diensten der Oklahoma City Thunder unter der Woche wieder in Orlando auf. Auf der Vorderseite war in Pop-Art-Optik er selbst nebst Frau und Kind abgebildet, darunter prangte der Schriftzug „Family First“.

Mit seinem halbwegs originellen Outfit verdeutlichte Schröder noch einmal seine Prioritäten der vergangenen Wochen: „Ich werde meine Frau nicht alleine lassen, während sie das zweite Baby bekommt“, hatte er bereits vor der Saisonfortsetzung in der NBA angekündigt und es zur Bedingung gemacht, die Quarantäne-Blase für die Geburt vorübergehend verlassen zu dürfen. Sein Team sicherte ihm die volle Unterstützung zu, und so verließ Schröder den Disney-Campus bereits nach dem ersten Spiel der Thunder.

Sechs Spiele verpasste er dadurch und musste sich nach seiner Rückkehr in der vergangenen Woche ein weiteres Mal für vier Tage in Isolation auf sein Zimmer begeben. „Es war ziemlich hart, die Quarantäne in einem kleinen Raum zu verbringen“, sagt Schröder. „Jetzt bin ich aber zurück.“

Dass ihm sein Team den Ausbruch aus der Blase überhaupt gestattete, zeigt, welches Standing sich Schröder in Oklahoma City inzwischen erarbeitet hat. „Er spielt den besten Basketball seiner Karriere“, ist Sam Presti, der Geschäftsführer der Thunder, überzeugt.

Als der Aufbauspieler noch bei seiner Familie weilte, kürte ihn die NBA zu einem der drei Kandidaten für den Titel des ligaweit besten sechsten Mannes. Auf Schröders Impulse als Scorer von der Bank sind die Thunder angewiesen, wenn es in den Play-offs weit gehen soll. In der ersten Runde warten die Houston Rockets und Superstar James Harden.

Zähne zusammenbeißen: Daniel Theis (links) hält mit seinen Boston Celtics den Titel für möglich.
Zähne zusammenbeißen: Daniel Theis (links) hält mit seinen Boston Celtics den Titel für möglich.

© Ashley Landis/AP

Daniel Theis (Boston Celtics)
Das Thema Familie ist eines, das auch Schröders Kumpel aus Braunschweiger Tagen zuletzt beschäftigt hat. Es ging ja auch irgendwie von Null auf Hundert – oder vielmehr von Hundert auf Null: „Seit ich Basketball spiele, habe ich noch nie so viel Zeit mit meiner Familie verbringen können“, hat Theis gegenüber „Spox“ über die Zwangspause gesagt. „Von dem her war es natürlich sehr schwierig, sich damit abzufinden, dass ich jetzt zweieinhalb Monate in die NBA-Bubble gehen soll.“ Die ersten Wochen hat der Center von den Boston Celtics nun jedoch überstanden, und im Laufe der Play-offs will es die Liga nun auch Gästen der Spieler ermöglichen, sich auf dem Campus einzuquartieren.

Seine Angehörigen kann Theis dann schon einmal in Sachen Kulinarik vorwarnen: „Ich drücke es mal so aus: Das Auge isst mit“, beschreibt der 28-jährige Nationalspieler seine Erfahrungen. „Wenn man in einem Restaurant sitzt und das Essen schön angerichtet auf einem Teller bekommt, macht das einen Unterschied. Hier waren es erst mal recyclebare Container mit Plastikbesteck, da denkt man sich eben, dass es ja gar nicht schmecken kann.“

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Viel wichtiger ist ja aber auch, dass es für den Defensivspezialisten Theis auf dem Parkett ordentlich gesalzen und gepfeffert zugeht. Und da hat er sich bei den Celtics als feste Größe etabliert, als einer der zupackt und aufräumt. Nach fünf Siegen aus acht Spielen trifft sein Team nun in der ersten Play-off-Runde auf die Philadelphia 76ers – und Theis hält sogar den Titel für möglich: „Mental sind wir ideal vorbereitet.“

Eng am Mann: Maxi Kleber (rechts) ist bei den Dallas Mavericks für seine defensive Agilität bekannt.
Eng am Mann: Maxi Kleber (rechts) ist bei den Dallas Mavericks für seine defensive Agilität bekannt.

© Ashley Landis/dpa

Maximilian Kleber (Dallas Mavericks)
Weil die Dallas Mavericks seit jeher eines der Teams sind, die in den sozialen Medien besonders umtriebig, besonders bunt und besonders gewitzt auftreten, drängt sich der Verdacht auf, dass der 28-jährige Nationalspieler in den vergangenen Wochen eine neue Familie gefunden hat: sein Team. Die Videos, in denen Kleber und seine Kollegen sich auf ihren Hotelbalkons von einem imaginären Publikum als DJs abfeiern lassen oder im Training herumjuxen, haben zumindest unter der weltweiten Basketball-Familie schnell die Runde gemacht.

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Und auch sonst hat vieles den Anschein, als würde sich Kleber in der Blase von Orlando gerade einfach ein paar nette Tage machen. „Vom Flair her ist es eher wie in einem Urlaubsresort“, hat er bereits erklärt und diesen Eindruck gegenüber Sport1 noch einmal verstärkt: „Wenn das Wetter mitspielt, fühlt es sich in der Freizeit fast schon ein bisschen wie Urlaub an.“ So hat Kleber nicht nur seine Golftasche, sondern auch ein E-Piano im Gepäck. Und wie viele seiner Kollegen hat auch er natürlich schon stolz einen dicken Fisch in die Kamera gehalten, den er beim Angeln aus einem der Seen auf der Anlage gezogen hat.

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Rein sportlich dürfte es die Kleber-Clique jedoch schwer haben, in diesem Spätsommer noch einen weiteren dicken Fisch an Land zu ziehen. Ganz augenscheinlich fehlt es dem Team noch ein wenig an Reife. Die Spiele der Mavericks waren deshalb oft so spektakulär wie durchwachsen. Von den offensiven Zaubereien des Wunderkindes Luka Doncic profitiert auch Kleber, defensiv fehlt es dem Team jedoch zu häufig an der Agilität, mit der sich der Würzburger eine wichtige Rolle im Team erspielt hat.

Gleich dreimal gingen die Mavericks in ihren acht Spielen in die Verlängerung, siebenmal legte das Team 110 oder mehr Punkte auf, doch das reichte nur zu drei Siegen. Nun warten die Los Angeles Clippers. Und die haben als einer der großen Titelfavoriten mehr vor als Juxereien.

Leonard Brandbeck

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