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Nahm gleich zwei Treffer nach Video-Einsatz zurück: Schiedsrichter Sören Storks

© Soeren Stache/dpa

Fußball-Bundesliga: Immer Ärger mit den Schiedsrichtern - „Nicht mehr lustig“

Ob mit technischen Hilfsmitteln oder nicht - im deutschen Fußball wird mal wieder über die Schiedsrichter diskutiert. Gleich drei Streitpunkte gibt es in den Spielen am Samstag.

Stand:

Horst Heldt findet es „echt nicht mehr lustig“, für Dino Toppmöller ist es „definitiv nicht hinnehmbar“ und St. Pauli fragt sich, wofür überhaupt das Geld bezahlt wird. Ob mit technischen Hilfsmitteln oder nicht - der Ärger über die Schiedsrichter ist im deutschen Fußball schon wieder groß. Im Pokal gab es unter der Woche noch den Aufschrei nach Fehlentscheidungen der Referees ohne Video-Hilfe. Nun gehen die Diskussionen in den Bundesliga-Stadien - unter anderen Voraussetzungen - weiter.

Bei der wenig ansehnlichen Nullnummer zwischen Union Berlin und dem SC Freiburg konzentrierten sich die Gastgeber im Nachgang eher auf die Leistung von Referee Sören Storks, der auf beiden Seiten einen Treffer nach Intervention des Video-Schiedsrichters zurücknahm. Beim Freiburger Tor von Matthias Ginter, der sich - kaum sichtbar - den Ball selbst an die Hand köpfte, war die Sache klar. Beim Union-Treffer von Andrej Ilic gingen die Sichtweisen auseinander, ob der im Abseits stehenden Rani Khedira dem SC-Keeper Noah Atubolu nun die Sicht genommen hat.

„Was ich noch nie gesehen habe: Dass sich der VAR bei Abseits einmischt und den Schiedsrichter in die Review-Area schickt. Wo kommen wir eigentlich hin? Ich verstehe es nicht mehr. Entweder ist es Abseits oder keins. Das ärgert mich“, echauffierte sich Union-Geschäftsführer Horst Heldt. 

Für Khedira war es „eine klare Fehlentscheidung“, was Atubolu natürlich anders sah. Zumindest die schier endlose Wartezeit bis zur Entscheidungsfindung war unglücklich und wurde beim Berliner Publikum mit „Schieber“-Rufen und einem gellenden Pfeifkonzert quittiert.

Video-Assistent kann in Heidenheim nicht eingreifen

In Heidenheim war Schiedsrichter Christian Dingert schneller bei der Sache, was Frankfurts Trainer Toppmöller erzürnte. In der 23. Minute traf Eintracht-Stürmer Elye Wahi beim Stand von 0:0 per Hacke nach Kopfball-Vorlage von Robin Koch zum vermeintlichen 1:0 für die Frankfurter. Dingert hatte die Aktion aber unmittelbar vor der Torerzielung abgepfiffen, weil er ein Foul von Arthur Theate an Heidenheims Kapitän Patrick Mainka gesehen hatte. Der Video-Assistent konnte erst gar nicht mehr eingreifen.

„Wofür haben wir denn den Video-Schiedsrichter? Genau für solche Fälle. Lass doch das Ding laufen und schaue es dir danach an, wenn du glaubst, dass es ein Foul war“, monierte Toppmöller. Erst jüngst beim Pokal-Aus gegen Dortmund waren die Frankfurter benachteiligt worden, weil die Abseitsposition von Julian Brandt beim Ausgleichstor nicht erkannt worden war. Es war eine von mehreren Fehlentscheidungen in der zweiten Pokal-Runde, in der der Video-Schiedsrichter noch nicht zum Einsatz kommt. 

Schiedsrichter in der Kritik

Hat Deutschland ein Schiedsrichter-Problem? Im Fall Dingert spricht Ex-Referee Manuel Gräfe von einem „Unforced Error“, einem unerzwungenen Fehler, bei dem die eigenständige Entscheidung unnötig gewesen sei. Ansonsten sind Experten wie Sky-Mann Dietmar Hamann eher der Meinung, dass die Unparteiischen bei fehlender Technik „überfordert“ und „nicht mehr in der Lage sind, ein Spiel ohne VAR zu leiten“.

Das meint auch der frühere Spitzen-Schiedsrichter Markus Merk. Einst sei die Meinung im Pokal gewesen, dass es auch ohne Videobeweis gehe. „Und nach Jahren siehst du, dass wir viel mehr Fehler haben ohne den Video-Assistenten. Und jetzt heißt es plötzlich: Wir bräuchten ja dann doch in den ersten Runden auch schon den Video-Assistenten. Nein, wir brauchen einfach im ersten Schritt bessere Schiedsrichter! Dann haben wir auch mit dem Video-Assistenten weniger und kürzere Unterbrechungen“, sagte Merk bei Sport1.

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Wie gut funktioniert die neue Technik?

Definitiv keine Schuld trifft Referee Robert Hartmann an der Video-Panne beim Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Borussia Mönchengladbach (0:4). Beim ersten Tor der Gäste hatte zum dritten Mal in dieser Saison die im Sommer eingeführte halbautomatische Abseitstechnologie am Millerntor nicht funktioniert. Das habe der Video-Assistent beim obligatorischen Plausibilitätscheck festgestellt und dann die Überprüfung manuell vorgenommen, teilte der DFB Sky mit.

„Selbstverständlich ist das ein Ärgernis, weil man bezahlt ja, um etwas zu bekommen. Wenn man das nicht bekommt, dann muss man ja zumindest mal die Frage stellen dürfen, ob man das Geld dann vielleicht irgendwann wieder zurückbekommt“, sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich.

Die Kosten für die technischen Hilfsmittel sind jedenfalls nicht unerheblich. Die 36 Proficlubs in Deutschland sollen jährlich elf Millionen Euro für Torlinientechnik und VAR aufbringen, dazu kommen Personalkosten in Höhe von insgesamt einer Million Euro, wie die „Bild“-Zeitung errechnete.

Da sollte die Technik schon zuverlässig funktionieren. Das Problem mit der halbautomatischen Abseitserkennung soll dabei nicht nur am Millerntor aufgetreten sein. In Kaiserslautern hatte jüngst FCK-Trainer Torsten Lieberknecht beim 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg einen ähnlichen Fall beklagt. Und in Wolfsburg ließ sich beim Spiel gegen Köln (3:3) beim vermeintlichen 2:1 der Kölner offenbar die Abseitslinie nicht ziehen. Dass der VAR am Bildrand in derselben Szene noch ein Foul eines Kölners entdeckte, erwies sich dabei als hilfreich.

© dpa-infocom, dpa:251102-930-239581/1

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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