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Fußball in Schweden: „Was haben wir getan?“: Dorfclub Mjällby feiert Titel-Coup
Es ist eine der überraschendsten Meistertitel in der europäischen Fußball-Geschichte: Mjällby AIF triumphiert vorzeitig in der schwedische Allsvenskan. Zufall ist der Erfolg aber nicht.
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In einem Göteburger Nachtclub feierten die Dorf-Kicker von Mjällby AIF die schwedische Fußball-Sensation wie im Goldrausch. Videos von der ausgelassenen Meister-Party mit den Fans zeigten unter anderem Stürmer Jacob Bergström mit Goldschminke im Gesicht und Cheftrainer Anders Torstensson mit einem goldenen Hut auf dem Kopf. „Es fühlt sich an, als würde dieses Fest nie aufhören“, sagte Torstensson zu „Fotbollskanalen“: „Es ist völlig unmöglich, das zu begreifen.“
Durch das 2:0 am Montagabend bei IFK Göteburg sicherte sich das Sensations-Team aus dem 1.400 Einwohner zählenden Fischerdorf Mjällby vorzeitig den ersten Meistertitel der 86-jährigen Vereinsgeschichte. Wettbüros hatten vor der Saison eine 150-fache Quote auf diesen Meistertipp in der schwedischen Topliga Allsvenskan angeboten. „Die Sensation ist Realität“, schrieb die Zeitung „Aftonbladet“. Und Fußballfans auf der ganzen Welt fragen sich: Wie ist das möglich?
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So ganz konkret beantworten konnten die Protagonisten diese Frage in der Stunde des Triumphs nicht. „Was zum Teufel haben wir getan? Es ist magisch“, sagte Mittelfeldspieler Jesper Gustavsson.
Die Sensation ist kein Zufall
Vor zehn Jahren spielte Mjällby noch unterklassig und stand kurz vor der Pleite. Sportchef Hasse Larsson, der schon als Spieler und Trainer im Verein aktiv war, änderte die Finanzpolitik. Talente wurden ausgebildet und für gutes Geld verkauft, so stabilisierte sich das wirtschaftliche Fundament.
Verändert hat sich auch das Selbstverständnis. Das Minderwertigkeitsgefühl gegenüber größeren Clubs wurde abgelegt. Das Team könne gegen jeden gewinnen, „auch wenn wir nicht viel Geld haben, obwohl wir ein kleines Dorf sind und so“, sagte Verteidiger Tom Pettersson der BBC.
Die Verbindung des Clubs zu den Menschen der südschwedischen Küsten-Gemeinde Sölvesborg, in der Fischerei und Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielen, ist groß. Mjällby AIF bedeutet für viele dort Heimat. Zu den Heimspielen im Stadion Strandvallen mit 6.500 Plätzen in der benachbarten Kleinstadt Hällevik kommen im Schnitt mehr als viermal so viele Zuschauer, wie die lokale Bevölkerung an Einwohnern zählt.
Ein Co-Trainer mit Doktor-Titel
Und sie sehen in dieser Saison phänomenalen Fußball. Von 27 Ligaspielen hat Mjällby nur eins verloren, der Spielstil ist längst nicht mehr auf lange Bälle und weite Einwürfe beschränkt. Das Training ist wissenschaftlich geprägt, was auch an Co-Trainer Karl Marius Aksum liegt, der einen Doktor-Titel mit seiner Arbeit über visuelle Wahrnehmung im Spitzenfußball errang.
So entwickeln sich Talente wie Stürmer Abdoulie Manneh und Mittelfeldspieler Elliot Stroud zu europaweit heiß begehrten Profis. Doch ob sie jetzt wechseln? Schließlich winkt die Königsklasse, für die Mjällby noch durch die Qualifikation muss. „Wir spielen in der Champions League. Es ist verrückt“, sagte Stroud.
© dpa-infocom, dpa:251021-930-188226/1
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