Sport: Gehorsamer Ungehorsam
Daniel Pontzen über den artigen Michael Ballack Ganz schön dreist, dieser Michael Ballack, könnte man glauben. „Ich will in den Strafraum“, hat er im „kicker“ verlangt und die Taktik des Trainers als „nicht optimal“ beanstandet.
Daniel Pontzen über
den artigen Michael Ballack
Ganz schön dreist, dieser Michael Ballack, könnte man glauben. „Ich will in den Strafraum“, hat er im „kicker“ verlangt und die Taktik des Trainers als „nicht optimal“ beanstandet. Gemessen an Ballacks üblicher Bereitschaft zu öffentlicher Kritik ist das schon bemerkenswert rüpelhaft. Wandelt sich der GuteLaune-Star etwa heimlich zum Rebell?
Wohl nicht. Im Kontext dieser turbulenten Tage klingt Ballacks Wortbeitrag nur im ersten Moment beleidigt, im zweiten eher als nett gemeinter Hilfsdienst für die Außendarstellung seines Vereins. Als gehorsamer Ungehorsam, sozusagen. Denn gewöhnlich sind solche Sätze spannend genug, um eine Woche lang Thema zu sein in Münchens Zeitungen – und seit Bekanntwerden des Kirch-Deals ist für den FC Bayern jede halbwegs sportliche Nachricht eine gute Nachricht. Jeder Daherschreibende unterstellt dem Klub böse Dinge, Wettbewerbsverzerrung, Schiebung, igitt. Alles, was die Außendarstellung also zurück aufs Sportliche lenkt, dürfte den Bayern recht sein. Ballack hat seinen Beitrag geleistet. Nun kann er sich wieder auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Als Fußballer ist er ohnehin begabter denn als Nörgler. Erst recht im Strafraum.
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