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Lokalmatador Thiago da Silva wurde zu Gold gejubelt. Für Renaud Lavillenie (Bild) reichte es für Silber.

© Reuters

Buh-Rufe bei Olympia: Gepfiffen auf die Pfiffe

Stabhochspringer Renaud Lavillenie missfallen die Buh-Rufe des Publikums. Der Franzose reagiert nach seiner Niederlage mit einem gewagten Vergleich. Ein Kommentar.

Sicher, nett ist es nicht. Die Brasilianer zeigen sich als parteiische Gastgeber der Olympischen Spiele. Die Zuschauer in Rio bejubeln oft nur einheimische Athleten und strafen ausländische Sportler mit Desinteresse – oder gar mit Pfiffen und Buh-Rufen.

Neuestes Opfer ist Stabhochspringer Renaud Lavillenie. Der Franzose reagierte, indem er die Zuschauer mit nach unten gerecktem Daumen provozierte – und nach seiner Niederlage mit einem gewagten Vergleich: „1936 war die Menge gegen Jesse Owens“, erinnerte der 29-Jährige.

Es war schwachsinnig, den Rassismus eines menschenverachtenden Systems gleichzusetzen mit der Anfeuerung für Lokalmatador Thiago da Silva, der Lavillenie schlug. Der Franzose entschuldigte sich dafür.

Wer Sport als Wettstreit von und für Gentlemen versteht und Fairplay über alles hält, dem müssen Pfiffe und Buh-Rufe für Gäste missfallen. In Rio und Peking gab es das nicht, bei den Winterspielen in Sotschi schon. Viele bemängeln, die Brasilianer hätten das Schmähen des Gegners vom Fußball übernommen. Das gehörte jedoch nicht zu Olympia.

Unabhängig davon sollte ein Profisportler in der Lage sein, Leistung zu erbringen und keine Ausreden zu suchen, unabhängig von den Reaktionen des Publikums. Vielleicht sind es Sportler wie Lavillenie einfach nicht gewohnt, vor so leidenschaftlichen Fans anzutreten. Und bleiben die Brasilianer emotionslos, wird auch wieder herumgemäkelt.

Manche Sportler spornt der Zorn der Zuschauer gar zu Höchstleistungen an. Jesse Owens übrigens nicht. Ihm hat die Menge 1936 zugejubelt.

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