Sport: Geteilte Freude
Die Siegesserie des SC Freiburg löst neuen Streit um Trainer Volker Finke aus
In Freiburg wird wieder geträumt. Nur fünf Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz, die Welt scheint in Ordnung im Breisgau. Die gute Laune beim SC Freiburg hat nicht nur etwas mit den Erfolgen zu tun, die aus einem Abstiegskandidaten innerhalb weniger Monate einen Geheimfavoriten machten. Sie ist auch ein Schutzschild gegen den Machtkampf im Hintergrund. Grob betrachtet geht es um das Duell zwischen Volker Finke und die Vorstandschaft des Klubs. Die beschloss am 13. Dezember 2006, damals in höchster Abstiegsgefahr, sich am Saisonende von Finke zu trennen, der seit 1991 die Mannschaft trainiert und zu vielen Erfolgen führte.
Werden nun die beiden nächsten Spiele am heutigen Freitag in Burghausen und am 18. März gegen Kaiserslautern gewonnen, könnte sich der Konflikt verschärfen. Es geht um die Frage: Soll der Klub seine Ankündigung zurücknehmen und dem langjährigen Trainer trotz der beschlossenen Trennung weiter das Vertrauen schenken? Finke, der ehemalige Oberstudienrat, reagiert mit Schweigen oder Statements, die kaum erahnen lassen, was er will. „Wenn ich kämpfe, dann nicht um einen neuen Vertrag, sondern für die Dinge, die wir hier aufgebaut haben“, sagt er salomonisch.
Es gibt längst zwei Fraktionen im Verein. Erster Beleg für die Stimmungsschieflage ist der Arbeitsgerichtsprozess von Finkes Assistent Achim Sarstedt, der sich eine Abfindungszahlung von 160 000 Euro erstritt, weil der SC auch ihm kündigte.
Im Zentrum aber steht der Cheftrainer. Die einen halten es für ausgeschlossen, ja gar fahrlässig, die Entscheidung vom Dezember zu revidieren. Als ein Aufbruch zu neuen Ufern wird der Schritt verstanden. Man suche einen neuen Trainer, heißt es, und der Tag sei nicht mehr fern, dass dessen Name auch verkündet werde. „Wir bleiben bei der Entscheidung, selbst im Fall des Aufstieges“, sagte Fritz Keller, einer der drei Vizepräsidenten, kürzlich noch. Jetzt sagt Keller offiziell lieber nichts mehr.
„Momentan passt alles perfekt“, sagt Manager Andreas Bornemann und stuft den Fünf-Punkte-Rückstand als „realistische Größenordnung“ ein – was immer das heißen mag. Von Präsident Achim Stocker heißt es, er stehe zum Trennungsbeschluss. Hinter den Kulissen wird mit harten Bandagen gekämpft. Mancher Freiburger Funktionär wird offenbar inzwischen bedroht, weil ein vor wenigen Monaten sinnvoller Entschluss heute auf den ersten Blick als zu voreilig erscheint. Die Möglichkeit, dass der Entschluss von damals den Höhenflug mit sieben Siegen in acht Spielen erst begünstigte, weil sich alle wie von einer Last befreit fühlten, wird kaum ins Kalkül gezogen.
Auf der öffentlichen Bühne tobt derweil ein PR-Wettstreit. Die einen zitieren mit Hingabe Spieler, die sich für Finkes Verbleib aussprechen, andere die Profis, die den Blick bereits in eine Zukunft ohne den Mann richten, der den SC zweimal in den Uefa-Cup führte. Selbst der Entthronte kann sich da manch spitze Bemerkung nicht verkneifen „Ich erinnere mich, dass wir kürzlich am absoluten Tiefpunkt standen“, sagt Finke. „Jetzt nach oben schauen? So schnell geht das nicht.“