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Sport: God save TeBe

Am späten Sonnabend wurde es in der Sömmeringhalle ungemütlich. Auf dem Parkettboden standen keine Fußballspieler in kurzen Hosen, sondern Polizisten.

Am späten Sonnabend wurde es in der Sömmeringhalle ungemütlich. Auf dem Parkettboden standen keine Fußballspieler in kurzen Hosen, sondern Polizisten. Auf den Rängen drohte eine Schlägerei zwischen den Fans vom BFC Dynamo und denen von Türkiyemspor. Zwölf Sekunden vor Abpfiff hatte Dynamo den Ausgleich gegen den Kreuzberger Klub erzielt. Die Anhänger des DDR-Rekordmeisters jubelten, als hätten sie wieder einmal einen Titel geholt. Naja. Zumindest qualifizierte sich ihr Klub für die Endrunde des Oberliga-Hallenturniers. Die Fans von Türkiyemspor dagegen waren stinksauer. Ihr Verein war draußen. Als BFC-Fans "Deutschland, Deutschland" brüllten, riefen türkische Anhänger: "Nazis".

Die Polizei bekommt so eine Situation schnell in den Griff. Sie kennt das aus den Vorjahren: Kurz nach dem Jahreswechsel steigt immer das Hallenturnier der Berliner Oberligisten. Die Beamten bekommen dann einiges zu tun. Die Dynamo-Fans stehen in der einen Hallenecke, die von Türkiyem in der anderen. Und dazwischen feuern noch die Anhänger von Tennis Borussia und Herthas Amateuren ihre Mannschaften an. Da gibt es schon mal Streit. Vor einem Jahr waren auch noch die Fans vom 1. FC Union dabei. Die Polizisten dürften nicht so unglücklich sein, dass Union im Sommer in die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist, sich nicht mehr im Amateur-Fußball tummelt.

Und doch macht das Turnier den meisten Zuschauern Spaß. Die Mannschaften sind viertklassig und zeigen dennoch guten Fußball - das hat auch in den vergangenen zwei Tagen wieder rund 2000 Besucher angezogen. Auf den Rängen herrscht gute Stimmung. Und wenn Lichterfelde gegen, na, sagen wir, Berliner AK spielt, gibt es immer noch den Bierstand. Dabei sollten die Fans froh sein, dass der BAK überhaupt mitspielt. Den Weddingern geht es nicht gut. "Wir wollen nicht aufgeben. Aber wir können nur die laufenden Kosten decken", sagt Schatzmeister Gerd Bunge. "Wir haben kein Geld für die erste Mannschaft." Etliche Spieler sind plötzlich krank. Und am Freitag ist auch Spielertrainer Dejan Raickovic abgesprungen. Er spielt jetzt für Rot-Weiß Oberhausen in der Zweiten Liga. Bunge hofft auf einige tausend Mark Ablösesumme, "weil er dort ja Profi ist". So clever sind sie wohl auch in Oberhausen, dass sie Raickovic nur einen Amateurvertrag geben werden. Bunge hat noch eine Hoffnung: Die Annonce in der "Fußballwoche". "Suchen junge, ehrgeizige Spieler" steht da. Vier Spieler haben sich schon gemeldet.

Das Hallenturnier verdrängt wenigstens für Stunden den Alltag. Auch dem BFC Dynamo geht es schlecht. "Vier Millionen Mark Schulden", hat der Insolvenzverwalter vor kurzem gesagt. Auch Türkiyemspor soll vor der Insolvenz stehen, sagen Insider. Und Tennis Borussia? Die Fans singen: "God save TeBe". Wenigstens gestern hat der liebe Gott geholfen - nach einem 1:0 im Finale gegen SD Croatia konnte sich TeBe über 2000 Euro für den Turniersieg freuen.

AndrÉ Görke

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