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Rolf Brack, Trainer des HBW Balingen, ist gleichzeitig als Sportwissenschaftler am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft der Universität Stuttgart tätig.

© dpa

Vor dem Spiel gegen Balingen: Härte aus Überzeugung

Der HBW Balingen ist das unfairste Handball-Team der Liga – weil Trainer Rolf Brack kaum andere Mittel sieht. Der promovierte Trainer des kommenden Füchse-Gegners gilt allerdings auch als brillianter Taktiker.

Gemessen am eigenen Verständnis fühlen sich die Akteure der Spielgemeinschaft Balingen-Weilstetten (HBW) gewissermaßen als Gallier von der Alb. Sie kämpfen mit allen Mitteln, ob erlaubt oder nicht. Trainer Rolf Brack sieht in dieser Denkweise „die einzige Chance für einen Kleinen, sich in der Handballbundesliga zu behaupten“. Für den Coach, der zudem als Dozent an der Universität in Stuttgart arbeitet, macht es dabei keinen Unterschied, ob es gegen ein Spitzenteam geht oder einen Konkurrenten im Abstiegskampf. So klingt es nicht einmal nach einer Drohung, wenn Brack vor dem Spiel bei den Füchsen (17.30 Uhr, Schmeling-Halle) sagt: „Wir schenken das Spiel natürlich nicht her.“ Die Berliner wissen aus eigener, teils leidvoller Erfahrung, was sie gegen die Schwaben erwartet. „Balingen ist eine Sache des Kopfes“, sagt Füchse-Kapitän Torsten Laen. „Ihr Stil ist auf Härte orientiert. Nur wenn wir im Kopf bereit sind, diesen Fight anzunehmen, werden wir siegen“, sagt der Däne.

Allein die Zeitstrafenstatistik nach 15 Bundesligaspielen beweist, dass der aktuell auf Rang zehn liegende HBW die Schiedsrichter regelmäßig zum Handeln animiert. Mit 160 Strafminuten und drei Roten Karten ist Balingen-Weilstetten in dieser Wertung einsame Spitze vor Gummersbach (138) und Flensburg (136). Die Füchse stehen dagegen in der Liga auf Rang zwei, bei den Strafen belegen sie jedoch den letzten Platz (78). Heute dürften einige dazukommen. Denn allein mit spielerischen Mitteln werden die Berliner die Gäste nicht dominieren können, in den vergangenen Jahren gab es meist enge Duelle. Deshalb fordert Geschäftsführer Bob Hanning zweideutig: „Wir müssen dorthin gehen, wo es weh tut.“ Ein wenig angenehmer könnte es für die Füchse werden, weil Balingens Daniel Sauer und Frank Ettwein in Berlin verletzt fehlen werden. Die Defensivspezialisten rangieren in der individuellen Zeitstrafenstatistik unter den Top Ten.

Die harte Gangart der Schwaben verwischt jedoch häufig, welch brillanter Taktiker ihr promovierter Trainer ist. Brack lässt im Prinzip alle Deckungsvarianten – vom 6:0 bis 3:2:1 – spielen, nimmt gern mal den Torhüter zugunsten eines siebten Feldspielers aus der Partie und spart nicht mit Sonderbewachungen für gegnerische Spielmacher und Shooter. „Wir werden darauf eine Antwort haben. Ich glaube ohnehin, dass wir die letzten drei Saisonspiele gegen Balingen, Lemgo und Melsungen durchziehen“, sagt Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson. Für Balingen im Speziellen wird er neben der ersten Reihe auch physisch starke Spieler von der Bank benötigen: wie Mark Bult oder Jewgeni Pewnow. Beide zählen im Angriff zwar nicht zu den Leistungsträgern, in der Abwehr können sie aber helfen.

Die besondere Motivation der Füchse gegen die HBW Balingen-Weilstetten ergibt sich aber nicht nur aus dem Willen, den Attacken der Gäste zu widerstehen, sondern auch aus der Pokalniederlage gegen den THW Kiel (28:39). „Wir haben bisher eine sehr gute Saison gespielt, dieses Halbjahr wollen wir erfolgreich beenden“, sagt Torsten Laen. Deshalb erwartet er auch, dass die selbsternannten Gallier von der Alb gar nicht erst dazu kommen, ihrem Ruf gerecht zu werden.

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