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Sport: Harte Töne

Formel-1-Debütant Sutil muss sich umgewöhnen

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Als Kind liebte er eher die leisen Töne, das hat etwas mit Familientradition zu tun. Schließlich ist der Vater von Adrian Sutil Berufsmusiker, er spielte Geige bei den Münchner Philharmonikern, und er hätte es auch gerne gesehen, daraus macht er kein Geheimnis, wenn sein Sohn eine Karriere als Musiker gemacht hätte. Ein großer Musiker wird der Sohn wohl nicht mehr, vielleicht aber reicht es dafür zur großen Nummer in der Formel 1. Er ist jetzt 23 Jahre alt, jung genug, um aufzusteigen. Am Sonntag bestreitet der Mann aus Gräfelfing sein erstes Rennen in der Formel 1.

Der Vater konnte das nicht vorhersehen. Der junge Adrian lernte von Kindheit an Klavier und war so begabt, dass er durchaus das Zeug zu einem Konzertpianisten zu haben schien. Aber der kleine Adrian hatte es früh gern auch ein wenig spektakulärer. „Ich habe auch davon geträumt, Stuntman zu werden.“ Er war 13, als ihn sein älterer Bruder zum ersten Mal auf eine Kartbahn schleppte. Und von da an war klar: Adrian Sutil wollte Rennfahrer werden.

Vater Sutil war allerdings nicht sonderlich begeistert. „Er hat ziemlich heftig versucht, mich wieder davon abzubringen“, erzählt Adrian Sutil. Doch damals zeigte er jene Härte, Entschlossenheit und Einsatzbereitschaft, die ihn auch heute auszeichnen. Als er vom Kart in einen richtigen Rennwagen umstieg, war er allerdings schon 19 Jahre alt. In diesem Alter saß Sebastian Vettel schon in einem Formel-1-Auto. Einer etwas breiteren Öffentlichkeit fiel Sutil deshalb erst 2005 auf, als er in der Formel-3-Euroserie Zweiter wurde, knapp hinter einem gewissen Lewis Hamilton.

Dieser Hamilton (McLaren-Mercedes), Heikki Kovalainen (Renault) und Sutil bei Spyker sind die Formel-1-Neulinge dieses Jahres. Auf ein paar kleine Erfahrungen kann Sutil immerhin zurückgreifen. Drei Mal ist er im vergangenen Jahr bei Rennen jeweils am Freitag als Testfahrer auf der Strecke unterwegs gewesen. Für jenes Team, für das er auch jetzt fährt. Jetzt heißt es Spyker, im vergangenen Jahr hieß es noch Midland. Bei diesen Testeinsätzen überzeugte er seine jetzigen Bosse, allen voran Teamchef Collin Kolles, der ihn schon aus der Formel 3 kannte. Dass Sutil im Jahr 2006 auch noch die japanische Formel-3-Meisterschaft souverän gewann, erhöhte seinen Marktwert. „Das Jahr in Japan hat mich weitergebracht, nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Ich war auf mich allein gestellt und bin dadurch reifer und erwachsener geworden. Das wird mir sicher jetzt auch in der Formel 1 helfen.“

Psychische Stärke braucht er bestimmt. Der neue Spyker-Designer Mike Gascoyne trägt den aparten Spitznamen „Pitbull“, und den hat der frühere Technische Direktor von Renault und Toyota nicht ohne Grund. Sutil hat bereits seine ersten Erfahrungen gesammelt. „Er sagt einem manchmal schon recht drastisch die Fehler, die er registriert hat. Daran muss man sich erst mal gewöhnen.“ Denn Sutil, der weiterhin gerne „zum Abschalten“ Klavier spielt, ist doch immer noch eher ein sensibler Typ. „Aber Gascoyne hat viel Erfahrung, ich kann von ihm viel lernen“, sagt der Deutsche. „Er hat bei Spyker die Führung übernommen, das Team hat dadurch eine bessere Struktur.“

Der Formel-1-Lehrling Sutil formuliert denn auch brav bescheidende Saisonziele. „Wir können noch nicht in die Punkte fahren, wir müssen uns erst mal langsam steigern.“ Und natürlich möchte er seinen Teamkollegen Christian Albers schlagen: „Ich weiß nicht, ob das in den ersten Rennen klappt, aber natürlich wird man immer am Teamkollegen gemessen.“ Sutils Nachteil: Die ersten Strecken im Rennkalender kennt er nicht. „Aber das werde ich schon schaffen. Normalerweise habe ich keine Probleme damit, mich auf neue Strecken einzustellen.“ Und im Übrigen gebe es ja Playstations, um sich vorzubereiten. Allerdings „sind wir da technisch nicht so gut ausgerüstet wie die großen Teams mit ihren Simulatoren“. Die wären wohl eine besondere Herausforderung für Sutil – schließlich ist er nicht nur ein Fan von Online-Spielen, sondern darin auch ein Meister: „In der ein oder anderen Weltrangliste stehe ich da schon noch vorne.“

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