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Sport: Heilig’s Blechle

Manches WM-Stadion war am Wochenende nicht einmal bundesliga-tauglich

Berlin - Als Feuerwehrmeister Michael Ufer gerade seinen Keller fliesen wollte, kam der Notruf aus dem Stadion. „Die haben mir gesagt, dass das Dach der Südtribüne durch die Gegend fliegt“, erzählt Ufer, Vize-Direktor der Feuerwehr Kaiserslautern. „Da bin ich gleich mit unserer Höhenrettungsgruppe angerückt.“ In der Halbzeitpause des Bundesligaspiels des 1. FC Kaiserslautern gegen Hansa Rostock hatte heftiger Sturm ein Blechteil vom Dach gerissen, das einen Ordner traf. Der Mann erlitt eine Schulterprellung, die zweite Halbzeit begann erst mit Verspätung. Als das Spiel dann wieder lief, schraubten Ufer und seine Kollegen am Dach der WM-Arena herum.

Es war kein gutes Wochenende für manches Stadion der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Während auf der Baustelle in Kaiserslautern das Dach wegflog, versanken die Spieler in Dortmund im Morast. Der Rasen im Westfalenstadien vertrug den Regen nicht. „In einem Jahr werden wir uns alle Stadien genau anschauen, dann muss alles fertig sein“, sagt Peter Schließer, der im WM-Organisationskomitee für Städte und Stadien zuständig ist. Bei dem Turnier selbst seien solche Pannen allerdings ausgeschlossen, versichern die Organisatoren. „Da dürfen keine Baustellen in den Stadien sein, das ist nicht erlaubt“, sagt Schließer. Und Gerd Kolbe, der WM-Beauftragte von Dortmund, versichert: „Der Rasen wird zur WM erstklassig sein.“

Vier Wochen vor der Weltmeisterschaft werden alle Rasenflächen in den zwölf Spielstätten ausgetauscht. Falls sie bei einem WM-Spiel kaputt gehen, können sie innerhalb von drei Tagen neu verlegt werden. Generell schadet die Architektur der Arenen dem Rasenwuchs. Durch die hohen Tribünen bekommt das Grün kaum Wind und Sonne. „In Dortmund gibt es zu wenig Licht“, sagt Rainer Ernst, Chef des Rasen-Kompetenzteams für die WM 2006. „Durch den Schatten verschwindet nicht mal der Morgentau, es bilden sich Algen.“ In Dortmund müsste der Rasen jetzt ausgetauscht werden. Das kostet aber 100 000 Euro. Stadionbetreiber ist die finanziell angeschlagene Borussia.

Auch in Kaiserslautern wird nun nachgebessert. „Wir überprüfen das gesamte Stadion“, sagt Michael Ufer. „Da wird sich noch einiges ändern“, hofft der Feuerwehrmeister. Nächstes Wochenende will er seinen Keller weiterfliesen.

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