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Strecken im Abstiegskampf: Herthas Fabian Lustenberger (vorn) und Sebastian Langkamp gegen VfB-Spieler Daniel Ginczek.

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Update

Torloses Remis beim VfB: Hertha BSC erkämpft sich einen Punkt in Stuttgart

Hertha BSC hat beim Abstiegskonkurrenten VfB Stuttgart ein Unentschieden erkämpft. Berlins mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselte Keeper Thomas Kraft fällt wohl zwei bis drei Tage aus.

Wem dieses Resultat mehr hilft, war nach dem Abpfiff unschwer zu überhören. Von den Rängen der Stuttgarter Arena gab es Pfiffe aus tausenden und abertausenden Kehlen, so wie das sonst nach besonders peinlichen Auftritten Usus ist. Dabei war die Leistung des VfB gar nicht mal so peinlich gewesen gegen einen extrem defensiv eingestellten Gegner. Zur Verbesserung der Gesamtsituation trug das 0:0 im Freitagsspiel der Fußball-Bundesliga allerdings eher nicht bei, jedenfalls nicht für die Heimmannschaft, die nach nun acht sieglosen Spielen hintereinander Tabellenletzter bleibt. Hertha BSC kletterte nach dem torlosen Remis zumindest für eine Nacht auf Rang 14. Andererseits hatten die Berliner auch wirklich nicht viel mehr verdient nach diesem äußerst destruktiven Auftritt. „Das war wichtig für uns. Das ist Abstiegskampf“, resümmierte Pal Dardai.

Herthas ungarischer Trainer veränderte seine erste Elf im Vergleich zum Sieg gegen Augsburg auf drei Positionen. Valentin Stocker erhielt im linken Mittelfeld den Vorzug vor Nico Schulz, Jens Hegeler ersetzte den gesperrten Per Skjelbred als Spielgestalter. Zudem rückte John Heitinga für Peter Niemeyer in die Startformation. Der Niederländer, gelernter Innenverteidiger, durfte sich zum ersten Mal in dieser Saison auf der Position im defensiven Mittelfeld verdingen, und er tat dies in der ihm eigenen Art und Weise: Nach handgestoppten 24 Sekunden und einem ausgefahrenen Ellbogen gegen Timo Werner sah Heitinga bereits die Gelbe Karte.

Muss Stevens nach dem Unentschieden den Trainerposten räumen?

Irgendwie passte die Szene aber auch zu diesem Duell zweier Abstiegskandidaten: Spielerisch lief zunächst nicht viel zusammen, beide Teams waren auf Sicherheit bedacht, wobei die Stuttgarter in der Offensive ein bisschen mehr riskierten. Mussten sie ja auch: Vor dem Spiel hielt sich im Schwabenland hartnäckig das Gerücht, dass VfB-Coach Huub Stevens im Falle eines ausbleibenden Erfolgs gegen die Berliner als zweiter VfB-Trainer in dieser Saison würde gehen müssen.

Vor 45.420 Zuschauern begann der Tabellenletzte entsprechend engagiert. Werner vergab nach einer Viertelstunde aus aussichtsreicher Position, weil er zu überhastet abschloss. Fünf Minuten später köpfte Daniel Schwaab eine Flanke direkt in die Arme von Herthas Torhüter Thomas Kraft. Die beste Berliner Chance resultierte aus einem Konter: Valentin Stocker und Salomon Kalou trieben den Ball im Höchsttempo über das Feld, den Distanzschuss des Schweizer Nationalspieler konnte Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich allerdings parieren. Auf der Gegenseite durften die Gäste von Glück reden, dass Marvin Plattenhardt eine scharfe Eingabe gerade noch um den eigenen Pfosten lenkte.

So offensiv wie sich beide Teams noch im Hinspiel (3:2 für Hertha) begegnet waren, so destruktiv ging es nach Wiederanpfiff weiter: Die Stuttgarter erbrachten den Nachweis, weshalb sie in der laufenden Saison die mit Abstand schlechteste Heimbilanz aufweisen: Ganze fünf Punkte hatte der VfB zuvor in der heimischen Arena geholt und dabei nur sechs Treffer erzielt, bei 22 Gegentoren wohl gemerkt. Dass in Martin Harnik der gefährlichste Stuttgarter Angreifer wegen einer Sperre fehlte, machte die Sache nicht besser.

Nico Schulz muss mit Gelb-Rot vom Platz

Mit einer aus Berliner Sicht erfreulichen Personalie überraschte Dardai nach der Pause: 314 Tage nach seinem letzten Pflichtspieleinsatz konnte Tolga Cigerci mal wieder mitwirken. Vom Berliner Anhang wurde der Rückkehrer mit lautstarkem Applaus bedacht: Cigerci kam für Heitinga, Nico Schulz ersetzte Hegeler. Fußballerisch passierte zunächst zwar nicht viel, Aufreger gab es trotzdem: Nach einer abgefangenen Flanke rempelte Georg Niedermeier mit dem Ellbogen gegen Thomas Kraft, der sich wiederum mit Christian Gentner beharkte und dann zu Boden sank. Dem Stuttgarter Publikum fiel die Wahl zum Liebling des Abends im weiteren Verlauf leicht: Kraft wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, zumal er noch mal liegen blieb: nach der größten VfB- Chance durch Daniel Ginczek, der aus drei Metern vier Meter übers Tor schoss und Kraft dabei touchierte. Später musste Kraft mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden. „Ich gehe von zwei bis drei Tagen Pause aus. Dann sehen wir weiter“, sagte Dardai am Samstag nach dem Auslaufen auf dem Berliner Schenckendorffplatz.

Neun Minuten vor dem Ende vergab Nico Schulz nach einem Konter die beste, letzte und einzige Berliner Chance in Halbzeit zwei. An dieser traurigen Bilanz konnten nicht mal mehr sieben Minuten Nachspielzeit etwas ändern. Noch trauriger war nur, dass der eingewechselte Schulz noch vor Ablauf der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Platz musste.

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