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Wolfsburg - Hertha BSC 2:3: Hertha gewinnt in letzter Minute in Wolfsburg

Hertha kassiert fünf Minuten vor Schluss den Ausgleich, doch Lasogga sichert im Gegenzug mit seinem Tor den 3:2-Sieg.

Als für die Berliner Fußballfans das Unheil in Form eines vergeigten Sieges gerade Gestalt anzunehmen drohte, weil der Wolfsburger Marcel Schäfer einen Freistoß zum 2:2 ins Berliner Tor gehämmert hatte, machte sich Adrian Ramos schon wieder auf den Weg zum Sieg. Herthas Kolumbianer lief bis zur gegnerischen Grundlinie durch und passte quer vors Tor, wo Pierre-Michel Lasogga goldrichtig stand und mit seinem vierten Saisontreffer die alten Verhältnisse wiederherstellte. Es war das Tor zum 3:2 (2:1)-Sieg der Berliner Sekunden vor dem Schluss. An der Grundlinie hingen Herthas Profis freudetrunken an Ramos. Sie besprangen ihn und herzten ihn wie wild vor 30 000 Zuschauern in der ausverkauften Wolfsburger Arena. Es war ein wichtiges Tor zu einem wichtigen Sieg. Denn mit diesem Erfolg bleiben die Berliner im gesicherten Mittelfeld der Bundesliga.

Es gibt nicht so wahnsinnig viele Dinge, die der Allgemeinheit die Stadt Wolfsburg verführerisch erscheinen lassen. Da wäre vielleicht ein großes Werk, welches zwar einen guten Klang hat, aber alles, was ringsherum gebaut worden ist – nun ja. Für viele bezieht diese Stadt am Mittellandkanal ihren Reiz aus der Gleisnähe zu Berlin – wenn die Eisenbahn den Halt nicht wieder überfährt. Doch trotz dieser Nähe zur Hauptstadt hat sich in Wolfsburg noch nicht herumgesprochen, wie der Berliner Bundesligist Hertha BSC seine Fußballspiele zu gestalten pflegt: mauern und über Konter zuschlagen. Insofern musste es nicht überraschen, dass Hertha hier gewann.

„Der Sieg war ein bisschen glücklich, aber Kompliment an die Mannschaft, sie hat bis zum Schluss alles gegeben“, sagte Markus Babbel hinterher. Herthas Trainer hatte sein Team nach dem lausigen 0:0 gegen Mainz vor einer Woche auf vier Positionen verändert. Maik Franz ersetzte den verletzten Roman Hubnik in der Innenverteidigung und Peter Niemeyer verdrängte Fabian Lustenberger aus dem defensiven Mittelfeld auf die Ersatzbank. Zudem kamen Nikita Rukavytsya und Lasogga in die Startelf, dafür schloss Babbel die beiden Außenläufer Änis Ben-Hatira und Patrick Ebert für die Dienstfahrt nach Wolfsburg aus, „weil sie nicht die Leistungen zeigen, die ich von ihnen erwarte“, wie Babbel sagte, „so bringen sie uns nicht weiter.“

Auch ohne die beiden wirkten die Berliner zunächst lethargisch. Die Wolfsburger hingegen, bei denen Alexander Hleb sein Debüt gab, wirkten druckvoll. Durch ihr temporeiches und wildes Spiel erspielte sich die Mannschaft von Trainer Felix Magath in der ersten Halbzeit zahlreiche Chancen. Erst scheiterten Kapitän Träsch, Mandzukic und Dejagah an Herthas Torwart Thomas Kraft, einen Freistoß hämmerte Schäfer an die Querlatte.

Doch genau solche Spiele liegen den Berlinern – wenn der Gegner anstürmt und sich in der Defensive entblößt. Wenn Hertha dann schnell umschaltet und kluge Konter einfädelt, wird es gefährlich. So zu sehen, als Raffael nach einem schönen Pass von Lasogga allein auf das Wolfsburger Tor zulief und den Ball aus spitzem Winkel kunstvoll zu seinem vierten Saisontreffer ins lange Ecke löffelte.

Die Führung der Berliner machte die Wolfsburger nur noch wütender. Nachdem auch Ochs an Kraft scheiterte, war es schließlich Mandzukic, der für die Gastgeber egalisierte. Der frühere Herthaner Dejagah hatte den Wolfsburger Torjäger freigespielt, der Kroate erzielte sein siebtes Saisontor. Inzwischen boten beide Mannschaften ein unterhaltsames Spiel. Nach gut einer halben Stunde holte der Wolfsburger Torwart Benaglio den heranstürmenden Lasogga im Strafraum von den Beinen und konnte glücklich sein. Es gab zwar Elfmeter, aber Benaglio sah nur die Gelbe Karte. Doch gegen den Strafstoß von Lewan Kobiaschwili war er machtlos. Hertha führte wieder, verlor kurz darauf aber Torwart Kraft. Dieser musste wegen einer Gehirnerschütterung ausgewechselt werden. Für ihn kam kurz vor der Halbzeit Sascha Burchert.

Der Neue musste gleich Kopf und Kragen riskieren. Einen verunglückten Abpraller von Christian Lell konnte Burchert von der Torlinie kratzen. Kurz zuvor hätte Lell auf der Gegenseite fast das 3:1 erzielt, doch der Schuss des Berliner Außenverteidigers klatschte gegen den Pfosten.

Die Wolfsburger hatten mehr Spielanteile, doch sie wirkten naiv, wenn Hertha am Ball war. Im weiteren Verlauf korrigierten sie ihre draufgängerische, bisweilen kopflose Spielweise etwas, doch ihr Tun wies zu viele Fehler auf, in der Abwehr blieben sie verwundbar. Allein der schnelle Rukavytsya hatte zweimal die Chance zum 3:1, jeweils nach Kontern.

Auf der Gegenseite segelte Mitte der zweiten Hälfte ein Kopfball von Mandzukic knapp am Tor der Berliner vorbei. So blieb es bis in die turbulente Schlussphase hinein spannend und rasant – bis zu Herthas Tanz an der Grundlinie.

Kauft Hertha BSC seinen Gründungsdampfer zurück? Seite 14

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