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Kapitänsduell. Vedad Ibisevic überspringt Kevin Vogt von der TSG Hoffenheim.

© Andreas Gora/dpa

Hertha vor der Derby-Woche: „Die Standards haben uns das Genick gebrochen“

Hertha BSC versucht das Positive aus der Niederlage gegen Hoffenheim zu ziehen. Erst kommt Dresden, dann geht es nach Köpenick.

Es ist eher ungewöhnlich, dass im Fußball dem Verlierer in der Fankurve die große Bühne gegeben wird. Dass der Anhang also seine Mannschaft feiert, obwohl sie gerade ein Heimspiel verloren hat. So geschehen am Samstagnachmittag im Berliner Olympiastadion. Niederlagen machen selten Spaß, genau genommen eigentlich nie. Aber es gibt im Sport auch Niederlagen der besseren Sorte. So wie das 2:3 gegen die TSG Hoffenheim.
Die Fans, so mutmaßte es Herthas Manager Michael Preetz hinterher, hätten mit feinem Gespür erkannt und dann goutiert, dass da eine Mannschaft auf dem Platz gestanden hatte, die alles gegeben hatte. „Das war der Respekt vor der Leistung“, sagte Preetz. „Was wir uns ankreiden lassen müssen, ist, dass wir bei den Gegentoren zu sorglos verteidigt haben.“

Einen Tag danach war die Enttäuschung über den Ausgang des Spiels noch nicht vollends verflogen bei den Charlottenburgern, doch auch Ante Covic hielt die positiven Aspekte hoch. „Ich finde, wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, in dem wir uns um den Lohn gebracht haben“, sagte Herthas Trainer. Vor allem die ersten zwanzig Minuten und die zweite Hälfte hätten ihm gefallen. Hertha hatte Pech bei zwei Pfostentreffern und mehreren knapp verpasster Bälle.

Durch eine Unachtsamkeit Mitte der ersten Halbzeit war Hertha in Rückstand geraten, durch einen schlecht verteidigten Standard stand es plötzlich 0:2. Das Spiel schien entschieden. In der Pause habe man zwei Möglichkeiten gehabt, wie Covic anderntags ausführte: „Entweder wir laufen uns in der zweiten Halbzeit aus und schonen die Kräfte für das Pokalspiel am Mittwoch, oder wir schmeißen alles rein?“ Herthas Trainer gab dann selbst die Antwort: „Ich finde es bemerkenswert, wie die Mannschaft zurückgekommen ist. Die Zuschauer haben gemerkt, dass die Mannschaft gewillt war, dieses Dinge umzudrehen.“

Fast hörte sich der 44-Jährige an, als wollte er nachträglich den Punkt zurückergattern, den seine Mannschaft beim zwischenzeitlichen 2:2 kurz mal inne gehabt hatte und dann durch eine weitere Unachtsamkeit doch wieder verlor.

Zwei Standards waren der Genickbruch

Ein Punkt wäre verdient gewesen nach der wirklich inspirierten und leidenschaftlichen Aufholjagd. Mindestens. Für Preetz war sogar mehr drin gewesen in diesem Spiel. Wären da nicht die Böcke in der Defensive gewesen. „Nach dem Rückstand sind wir gut zurückgekommen und haben große Moral bewiesen – was uns das Genick gebrochen hat, waren die Standards“, sagte Kapitän Vedad Ibisevic, „zwei Gegentore nach solchen Situationen sind auf diesem Niveau nur schwer zu korrigieren.“ Covic nannte es „vorgezogene Weihnachten“, weil man ein paar Geschenke verteilt habe.

Hertha muss gerade in den Strafräumen konsequenter und effektiver werden. Im gegnerischen Strafraum lassen die Berliner noch zu viele Chancen aus, und im eigenen Strafraum gibt es zu viele Schlafmomente, 16 Gegentore in neun Spielen sind ein paar zu viele. „Wir haben das bereits heute morgen aufgearbeitet“, sagte Ante Covic am Sonntag.

Volles Stadion im Flutlicht gegen Dresden

„Wir müssen uns jetzt schnell schütteln“, sagte Preetz und blickte bereits nach vorn. Vor der Mannschaft liegt eine Englische Woche mit zwei überaus wichtigen Spielen. Am Mittwoch empfangen die Berliner in der zweiten Pokalrunde die Mannschaft von Dynamo Dresden. „Wir dürfen ein volles Stadion erwarten“, sagte Preetz. Allein aus Sachsen haben sich 30 000 Fans angekündigt. „Das wird eine stimmungsvolle Atmosphäre am Abend, ein Flutlichtspiel.“

Für Preetz ist es „eminent wichtig“, im DFB-Pokal eine Runde weiterzukommen. Zumal die Berliner in diesem Wettbewerb eher selten Heimrecht genießen und der Pokal immer noch der kürzeste Weg in den Europapokal ist. Am Samstag drauf kommt es dann in Köpenick zum emotional vielleicht bedeutsamsten Spiel des Jahres, das Stadtderby gegen den 1. FC Union.

„Und hätten die drei Punkte gegen Hoffenheim gut zu Gesicht gestanden“, sagte Covic. Aber Mitleid gebe es im Sport nicht. Auch ist der Sport nicht immer gerecht, so der Trainer. „Jetzt müssen wir da Punkte holen, wo vielleicht keiner mit rechnet.“

Salomon Kalou, dem das Tor zum zwischenzeitlichen 2:2 gelungen war, kam nach dem Spiel mit einem Auftrag aus der Fankurve. „Die Fans haben uns noch einmal auf die kommenden beiden Spiele eingeschworen“, sagte der 34-jährige Angreifer von der Elfenbeinküste und versprach: „Wenn wir ihnen zeigen wollen, dass es nur ein Team in Berlin gibt, müssen wir bereit für das Wochenende sein.“

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