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Familienmensch im Tor. Johannes Bitter (in grün).

© dpa

Handball-Torhüter Bitter: Hilfe auf Zeit

HSV-Torhüter Bitter spielt nach drei Jahren wieder fürs Nationalteam – heute geht es gegen die Füchse.

Wer mit Johannes Bitter über Handball reden möchte, sollte es zu elternfreundlicher Stunde versuchen. Ein erster Anruf am späten Nachmittag. „Ist im Moment ganz schlecht, vielleicht morgen?“, sagt Bitter, dabei klingt er ziemlich abgehetzt. Warum die Hektik? Und was sind das eigentlich für Geräusche im Hintergrund? „Hier geht grad nichts“, sagt der 31-Jährige, „muss Brote für meine drei Kinder schmieren, wie gesagt: morgen gern.“

Johannes Bitter ist ein Familienmensch. Sagt er selbst, sagen auch seine Kollegen und Wegbegleiter. „Ich habe immer klar gemacht, dass es mir unfassbar wichtig ist, möglichst viel Zeit mit meinen Kleinen zu verbringen und zu sehen, wie sie groß werden“, betont Bitter. Mit diesem Argument hat der Torhüter des HSV Hamburg vor drei Jahren auch seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt und dafür mal mehr und mal weniger laute Kritik geerntet. „Andererseits habe ich eine Rückkehr nie kategorisch ausgeschlossen“, sagt Bitter, „deshalb bin ich jetzt auch der Bitte gefolgt, dem Team auf absehbare Zeit zu helfen.“

Nachdem die Nationalmannschaft zuletzt bereits die Olympischen Spiele und später auch erstmals die EM-Teilnahme verpasst hat, steht sie in diesem Sommer nämlich wieder mal unter besonderer Beobachtung. In zwei Play-off-Spielen gegen Polen geht es um die Qualifikation zur WM 2015 in Katar, „und gegen diesen starken Gegner muss es unser Ziel sein, mit dem bestmöglichen Kader anzutreten“, sagt der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), Bob Hanning. Dazu gehört natürlich auch Johannes, genannt Jogi, Bitter.

Mit der Personalie des Torhüters, der am Donnerstag mit dem HSV auf die Füchse Berlin trifft (20.15 Uhr, live bei Sport1), ist eine Debatte verbunden, die sich in einer simplen Frage bündeln lässt: Warum ist es für Deutschlands beste Handballer keine Selbstverständlichkeit, im Nationalteam spielen zu wollen? Neben Bitter verweigerten in den letzten Jahren auch Akteure wie der Kieler Christian Zeitz, der Göppinger Michael Kraus oder zeitweise der Flensburger Holger Glandorf ihre Bereitschaft. Darauf angesprochen, sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer im Interview mit dem Tagesspiegel im Oktober 2013: „Wir müssen die Ursachen dafür erforschen, dass sich manche lieber auf andere Dinge konzentrieren. Deshalb haben wir vereinbart, den Kontakt zu den entsprechenden Spielern zu suchen. Wir müssen da in unserem Interesse aktiv nach Gründen graben.“ Offenbar ist das mittlerweile geschehen: Bitter berichtet von konstruktiven Gesprächen, „ein bisschen Überredungskunst war schon dabei“, sagt er, „aber ich weiß um die Situation im deutschen Handball und dass sehr viel an den Qualispielen hängt“. Gleiches gilt anscheinend für Michael Kraus: Auch der Spielmacher aus Göppingen wird in den beiden Begegnungen gegen Polen nach längerer Abstinenz wieder im Kader stehen.

Kraus und Bitter, zwei von wenigen Verbliebenen aus dem Weltmeister-Team von 2007, sollen das sportlich schlimmste anzunehmende Unheil also verhindern. Im Gegensatz zur WM vor sieben Jahren werden die beiden diesmal aber genauer beäugt werden als damals im Alter von Anfang 20. „Die Spiele haben eine große Strahlkraft, deshalb müssen wir als Team zusammenstehen“, sagt Bitter. Ganz konkret wird er sich mannschaftsintern mit Silvio Heinevetter von den Füchsen Berlin duellieren müssen. So wie heute Abend, wenn die Berliner zum Bundesliga-Punktspiel beim HSV antreten. Bundestrainer Martin Heuberger wird dabei sicher ganz genau hinschauen.

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