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Sport: Hüftsteife Hoffnung

Almeida soll Werder ins Uefa-Cup-Viertelfinale schießen, ist aber angeschlagen

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Als Hugo Miguel Pereira de Almeida, bei Werder Bremen der Einfachheit halber schlicht „Hugo“ gerufen, einmal zu seinen Eindrücken im deutschen Fußball gefragt wurde, hat der zurückhaltende Portugiese etwas Bemerkenswertes gesagt: „Ich habe gelernt, mir ein bisschen Demut zu bewahren. Ich lerne jeden Spieltag in der Bundesliga noch dazu.“

Am vergangenen Sonntag lernte Almeida, wie schmerzhaft der Kontakt mit einem Oliver Kahn sein kann. Er trug einen Pferdekuss davon, nachdem er vor dem Ausgleich durch Rosenberg den Ball über den herausstürzenden Bayern-Keeper gehoben hatte. Seine einzige Erinnerung an diesen Moment: „Als ich wieder gucken konnte, haben alle gefeiert.“

Die persönliche Freude wird seit dem Zusammenprall durch heftige Schmerzen gedämpft – noch ist nicht ganz sicher, ob der Stürmer heute im Uefa-Cup-Rückspiel gegen Celta Vigo (20.45 Uhr/live im ZDF) auflaufen kann. Während die Kollegen auf dem Trainingsplatz übten, wurde Almeida mit Lymphdrainagen und Massagen behandelt.

Sein Mitwirken in der heutigen Partie wäre auch deshalb wichtig, weil der formschwache und jetzt auch noch angeschlagene Miroslav Klose (Rückenprobleme) weiter Rätsel aufgibt. Im Abschlusstraining fehlte er und reiste zur Behandlung zum Physiotherapeuten Klaus Eder nach Donaustauf. Aaron Hunt wird von Leistenproblemen geplagt und der erst im Winter verpflichtete Markus Rosenberg ist im Uefa-Cup nicht spielberechtigt. Almeida ist überdies Werders einziger Stürmer, der bislang im internationalen Wettbewerb getroffen hat: Seine Tore in Amsterdam und Vigo waren entscheidende. „Es klappt nicht immer, doch das gibt mir Selbstvertrauen“, sagte er.

21 Bundesliga-Spiele hat er bislang bestritten, 13 davon als Joker. Die Bilanz: vier Tore, vier Vorlagen. Ist das gut für einen, der als Kind lieber Basketballer werden wollte? Ist das schlecht für einen, der mit 17 Jahren zum FC Porto kam, mit 19 von Jose Mourinho zu den Profis befördert wurde? Mit dem exzentrischen Trainer des FC Chelsea telefoniert Almeida regelmäßig, „ihm habe ich am meisten zu verdanken.“

Werders Sportdirektor Klaus Allofs wurde auf Almeida aufmerksam, als die Bremer Scouts Spielmacher Diego observierten. Ohne Diego würde Almeida also nicht bei Werder spielen. Aber noch immer streitet man an der Weser darüber, was dieser 1,91 Meter große Angreifer mit seinen wuchtigen 93 Kilogramm wirklich kann. Almeida, so viel ist klar, kommt ein bisschen hüftsteif daher, er wirkt weder spritzig noch giftig, seine Ballbehandlung erscheint mitunter verbesserungswürdig. Dafür hat er immerhin einen wuchtigen Linksschuss. Und ist der Stürmertyp „Schleicher“, der seine Tore beinahe unbemerkt per Kopf oder Fuß aus ein bis fünf Metern erzielt. Wer ihn aus nächster Nähe sieht, glaubt einen gereiften Profi vor sich zu haben, dabei ist der Mann mit dem fliehenden Haaransatz und dem unrasierten Gesicht gerade erst 22 Jahre alt. Zwar ist Almeida schon Familienvater, doch seine Schüchternheit vermag er nicht zu verbergen, wenn der Dolmetscher seine Statements übersetzt.

Trainer Thomas Schaaf („Hugo brennt immer darauf, sich zu zeigen“) und Allofs („Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten“) loben den für eine Million Euro von Ajax Amsterdam ausgeliehenen U21-Nationalspieler auffallend oft. „Er stand bei vielen europäischen Topklubs auf der Wunschliste“, sagt Allofs, der in Vigo verriet, dass Werder wohl die Kaufoption für weitere drei Millionen Euro wahrnehmen wird. „Es ist noch nichts entschieden, aber ich habe Hugo zu verstehen gegeben, dass er seine Wohnung in Bremen nicht zu kündigen braucht.“ Ein weiteres Tor gegen Vigo wäre dem endgültigen Verbleib sehr dienlich.

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