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Sport: „Ich habe gelitten“

Dortmunds Kurzzeittrainer Röber über Stress im Abstiegskampf und seinen schnellen Abgang

Stand:

Herr Röber, wie ist die Stimmung in Dortmund?

Keine Ahnung, ich bin in Berlin.

In Berlin?

Natürlich. Ich habe hier eine Wohnung am Potsdamer Platz. Ich kann Ihnen sagen, der Montag war ganz schön anstrengend. Ich hatte gut damit zu tun, die ganzen Umzugskisten aus Dortmund wieder hierher zu bringen.

Am Samstag waren Sie noch in Bochum und haben Borussia Dortmund beim 0:2 in Bochum betreut.

Ein furchtbares Spiel. Ein paar Tage vorher habe ich noch gedacht: Wir packen das! Dann kamen wieder Verletzungen, fünf Spieler sind vorher ausgefallen, und ein paar, na ja, dazu sage ich besser nichts. Nach dem Spiel habe ich gedacht: Das Beste ist, ich nehme den Spielern das Alibi und gehe von mir aus.

Das stand schon am Samstag nach dem Spiel in Bochum fest?

Ja. Da war klar: Es geht nicht mehr. Es wäre schöner gewesen, wenn jetzt eine Länderspielpause gewesen wäre, dann hätten wir in aller Ruhe eine Pressemitteilung machen können. So musste es alles ein bisschen schneller gehen.

Bereuen Sie es, dass Sie den Ruf aus Dortmund erhört haben?

Nein, ich wollte ja zurück in die Bundesliga. Die Borussia hat mir diese Chance gegeben. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Haben Sie gehört, wessen Namen die Fans zum Schluss gerufen haben?

Wie beliebt Sie auch waren – sportlich ist der Trainer Jürgen Röber in Dortmund gescheitert. Die Borussia spielt jetzt gegen den Abstieg.

Ja, es hat nicht geklappt. Aber ich wusste ja von vornherein, dass es nur ein halbes Jahr sein würde in Dortmund.

Es gab keine Chance auf Verlängerung?

Nein, nicht wirklich. Der Acki ...

... Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ...

... hat mir schon im Dezember gesagt, dass es ihm leidtut, denn er hat gemerkt, dass wir ganz gut zueinander passen. Aber die Dortmunder standen für die nächste Saison ja schon bei Thomas von Heesen im Wort. Das war vor den Verhandlungen mit mir.

Es gibt einen schriftlichen Vertrag, von dem Sie wussten?

Nein, nichts schriftliches, aber der Acki hat dem von Heesen per Handschlag zugesagt. Das war zu einem Zeitpunkt, als der noch in Bielefeld unter Vertrag stand. Na ja, das ist ja jetzt auch nichts geworden.

Der neue Trainer heißt Thomas Doll ...

... und er hat einen Vertrag bis 2008. Nicht schlecht, daraus hätte ich auch einiges machen können. Egal, ich wünsche der Borussia viel Glück. Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn ich einen längerfristigen Vertrag bekommen hätte. Aber so waren eben die Spielregeln.

Es heißt, bei mancher Trainingseinheit hätten Sie die Mannschaft am liebsten gleich zurück in die Kabine geschickt.

Das betrifft nicht die ganze Mannschaft, die Jungs haben gut mitgezogen. Aber ein paar Spieler ... ja, da haben Sie recht.

Welche Spieler? Angeblich ist Christoph Metzelder in Gedanken längst in Madrid und nicht mehr in Dortmund ...

Dazu werden Sie von mir nichts hören.

Sie stehen nach sechs Niederlagen in acht Spielen als der große Verlierer da. Dortmunds Niedergang wird vor allem mit Ihrem Namen in Verbindung gebracht.

Denken Sie? Ich weiß, was ich geleistet habe. Es ist ja auch nicht so, dass ich total in Vergessenheit geraten bin. Um ein Haar wäre ich im Herbst in Köln gelandet. Das ist nur daran gescheitert, dass der Christoph Daum plötzlich zugesagt hat. Egal, es gibt Wichtigeres als den Fußball.

Herr Röber, machen Sie uns nichts vor. Sie leiden!

Ja, aber nicht psychisch, sondern körperlich. Ich bin jetzt 53 Jahre alt und gebe immer 100 Prozent. Ich habe zuletzt ganz schön unter dem Stress gelitten. Mein Halswirbel hat sich entzündet, und das merkt man in meinem Alter. Wissen Sie, ich kann mich wunderbar mit anderen Sachen beschäftigen, zum Beispiel mit Golf.

Sie werden am Samstagnachmittag zur Bundesligazeit auf dem Golfplatz stehen?

Nein, so weit ist der Abstand noch nicht. Ich werde in irgendeine Sportbar gehen und mir das Spiel der Borussia gegen Nürnberg anschauen. Natürlich werde ich der Mannschaft die Daumen drücken.

Wird die Borussia absteigen?

Schwer zu sagen, es sind ja so viele Mannschaften so eng beieinander. Ihr in Berlin könnt von Glück reden, dass Hertha in der Hinrunde so erfolgreich war. Sonst würde es für euch noch mal ganz eng werden.

Das Gespräch führte Sven Goldmann.

Jürgen Röber, 53,

trat im Januar den

Trainerjob bei Borussia Dortmund an. Am Montag erklärte der frühere Hertha-Coach nach sechs Niederlagen in acht Spielen seinen Rücktritt.

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