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Zahlreiche Fans des 1.FC Union reisten auch nach Paderborn mit.

© Matthias Koch

Union Berlin: In der Fremde daheim

Wie der 1. FC Union zur derzeit stärksten Auswärtsmannschaft der Zweiten Liga wurde.

Alteingesessene Auswärtsfahrer unter den Fans des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union erleben seit Monaten ungewohnte Glücksgefühle. Die eigentlich seit Jahren vorhandene Auswärtsschwäche unter Trainer Uwe Neuhaus existiert plötzlich nicht mehr. Saisonübergreifend sind die Spieler um Kapitän Torsten Mattuschka seit acht Pflichtspielen in der Fremde ungeschlagen. „Wir sind jetzt eine richtige Auswärtsmacht“, hatte Mattuschka kürzlich noch scherzhaft gesagt.

In der Meisterschaft ist Union nun tatsächlich die beste Auswärtsmannschaft der gesamten Liga. Nach den Erfolgen beim FC Ingolstadt (1:0) und bei Dynamo Dresden (3:1) sowie den beiden 1:1-Unentschieden bei Arminia Bielefeld und dem FSV Frankfurt siegte Union auch am Sonnabend in Paderborn (3:0). Und im DFB-Pokal reichte es durch die Auswärtserfolge bei den Drittligisten Jahn Regensburg (2:1) und VfL Osnabrück (1:0) erstmals unter Neuhaus sogar zum Einzug ins Achtelfinale. Die Fans quittierten dies am Mittwoch in Osnabrück und am Sonnabend in Paderborn, wo Union im siebenten Anlauf endlich mal triumphieren konnte, mit „Europapokal, Europapokal“-Gesängen. Aus der Erfahrung von 2001 wissen alle Union-Sympathisanten, dass man auch als unterlegener DFB-Pokalfinalist ins internationale Fußball-Geschäft rutschen kann.

Bei Erklärungsversuchen für das Erstarken von Unions Reisegruppe kommt man natürlich nicht an Neuzugängen wie Damir Kreilach von HNK Rijeka, Benjamin Köhler vom 1. FC Kaiserslautern oder Sören Brandy vom MSV Duisburg vorbei. Sie haben das Auswärts-Dilemma der Alt-Unioner Neuhaus, Mattuschka, Christian Stuff, Patrick Kohlmann oder Michael Parensen nicht miterlebt. Mit der gewachsenen Qualität auf Rasen und Ersatzbank gewinnt die eingespielte Mannschaft nun Partien, die im letzten Jahr gerade auswärts wahrscheinlich nicht mit einem dreifachen Punktgewinn geendet hätten.

Auch die Umstellung auf ein System mit zwei defensiven Mittelfeldakteuren und einem nominellen Angreifer schlug sich positiv nieder. Das gewachsene Selbstvertrauen spiele eine Rolle. Jetzt habe man zwei Mal in einer Woche auswärts zu null gespielt, findet Trainer Neuhaus. „Irgendwo überträgt sich das als Sicherheit auf den Platz. Man muss nicht bei jeder Situation die Angst haben, dass der Ball in unser Tor rutschen könnte“, sagte Neuhaus nach der spielerisch keinesfalls berauschenden Begegnung in Paderborn. „Diese Angst haben wir nicht, obwohl wir gegen Fürth vier Tore kassiert haben. Man entwickelt ein Gefühl dafür, ob man gut steht und das Spiel unter Kontrolle hat. Das ist Sache des Selbstvertrauens und der Ergebnisse, die man in den Wochen zuvor erzielt hat.“

Kurioserweise hat Union in dieser Spielzeit zu Hause nur sechs der insgesamt 17 Punkte geholt. Die negative Heim-Torbilanz von 8:9 Treffern kam auch durch die Heimniederlagen gegen den VfL Bochum (1:2) und Greuther Fürth (2:4) zustande. „Ich glaube, dass wir zu Hause einfach viel offensiver spielen als auswärts, weil wir unseren Fans einfach auch ein gutes Spiel und guten Fußball bieten wollen“, sagte Innenverteidiger Fabian Schönheim. „Und wenn man auf eine spielstarke Mannschaft wie Fürth trifft, wird das dann hin und wieder bestraft. Aber lieber wäre es mir natürlich als Abwehrspieler, wenn man auch mal einfach nur 1:0 zu Hause gewinnt.“ Die nächste Chance dafür bietet sich am kommenden Freitag gegen den SV Sandhausen.

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