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Die Fans des 1. FC Kaiserslautern haben nach dem Pokalerfolg allen Grund zum Jubel.

© Bjarne Stocksmeyer

„Ist das geil, ein Lautern-Fan zu sein!“: Innenansichten aus einem Fußball-Gästeblock

4000 Fans des 1. FC Kaiserslautern sorgen im DFB-Pokal gegen Eintracht Stahnsdorf für Stimmung in Potsdam. Und die ist angesichts der klaren Dominanz der Lauterer prächtig. Doch: Ein rassistischer Vorfall trübt die Stimmung.

Von Bjarne Stocksmeyer

Stand:

„Trotz der Zweiten Liga, Deutscher Pokalsieger, 1996 FCK!“, singen die angereisten Fans des 1. FC Kaiserslautern. Damals gelang nach dem Abstieg aus der Bundesliga noch der Sieg im DFB-Pokal. Dieses Jahr wollen sie es im Pokal aus der Zweiten Liga heraus weit bringen. So wie 2024, als es bis ins Finale ging. Die Lust auf eine Wiederholung ist jedenfalls groß bei den Fans: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, rufen sie nach dem 7:0-Sieg gegen den Oberligisten RSV Eintracht 1949 aus Stahnsdorf.

7479 Zuschauer waren im Karl-Liebknecht-Stadion zu Gast – mehr als das halbe Stadion war fest in der Hand der Gäste-Fans. Die Dominanz auf den Rängen brachte der Zweitligist auch auf das Feld. Mit 75 Prozent Ballbesitz und vielen frühen Toren dominierte die Mannschaft von Torsten Lieberknecht und gewann locker mit 7:0.

Für die Stahnsdorfer war es, wie der Stadionsprecher oft wiederholte, das wichtigste Spiel der Vereinsgeschichte. Der Situation war der RSV Eintracht allerdings nicht gewachsen. Die Fans, die in Scharen ins Stadion gekommen waren, ließen sich von der hohen Niederlage aber nicht unterkriegen.

Jungs, wir können ja richtig Tiki-Taka spielen.

FCK-Fans über die Spielweise ihrer Mannschaft

Grund zum Feiern bekam der Gästeblock dafür umso häufiger. Es wurde nicht nur bei den sieben Toren gefeiert. Gegen einen Oberligisten überraschte die Mannschaft plötzlich mit Kombinationsfußball in der eigenen Hälfte, „Jungs, wir können ja richtig Tiki-Taka spielen“, wurde verwundert von den Rängen gerufen.

Nach 15 Minuten führten die Lauterer bereits 2:0, dann durften sogar die Trommler kurz durchatmen und das Spiel durch die Banner am Zaun verfolgen. Ebenso war es einem der drei Vorsänger ab der zweiten Halbzeit vergönnt, das Spiel mit Blick auf das Feld zu verfolgen und nicht mehr ins Megafon schreien zu müssen.

Nach dem Pokalsieg 1996, der viel besungen wurde, will Kaiserslautern es dieses Jahr wieder weit bringen.

© dpa/Andreas Gora

Der hohe Spielstand sorgte irgendwann dafür, dass man sich auf der Tribüne anfing, den eigenen Hund und die Inneneinrichtung auf dem Handy zu zeigen. Das war aber eher die Ausnahme. Hauptaktivität in der Potsdamer Nachmittagssonne blieb, den eigenen Verein anzufeuern und den Schiedsrichter zu beleidigen, wenn ein klares Foul gepfiffen wurde.

Die einzige Überraschung an diesem Sonntag war die große Anzahl an mitgereisten Fans aus Kaiserslautern. 4000 Fans waren nach Vereinsangaben in Potsdam – eine beachtliche Zahl angesichts einer Anreise quer durch die Bundesrepublik. Aber das Karl-Liebknecht-Stadion war für den einen oder anderen Auswärtsfahrer bestimmt auch neues Terrain.

Überschattet wurde der Pokalerfolg einzig und allein durch einen rassistischen Vorfall Mitte der zweiten Halbzeit, die Stimmung trübte das nur kurz. Mithilfe von Zuschauern und Sicherheitsdienst wurde der Täter schnell ausfindig gemacht und beide Fanlager applaudierten. „Nazis raus“-Rufe war von Fans beider Mannschaften zu hören.

Am Ende verließen die Kaiserslautern-Fans das Stadion bester Dinge. Auf der Allee nach Glienicke sangen sie Oasis „Wonderwall“ mit einem Straßenmusiker und bilanzierten: „Ist das geil, ein Lautern-Fan zu sein!“

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