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Ende eines Derbys. In Istanbul flogen Stühle statt Bällen.

© dpa

Update

Schwere Ausschreitungen bei Besiktas gegen Galatasaray: Istanbuler Stadtderby wird abgebrochen

Das Istanbuler Stadtderby zwischen Besiktas und Galatasaray musste nach schweren Ausschreitungen abgebrochen werden. Zuschauer hatten kurz vor Schluss den Platz gestürmt.

Stand:

Die türkische Sportzeitung „Fanatik“ schrieb von einer „Schande“, die Zeitung „Takvim“ von einem „schwarzen Makel“: Was am Sonntagabend als Istanbuler Derby-Fest zwischen Süper-Lig-Tabellenführer Besiktas und dem amtierenden Meister Galatasaray geplant war, artete in Chaos und Gewalt aus. Kurz vor der drohenden Niederlage ihres Klubs stürmten Hunderte Besiktas-Fans das Spielfeld, sie warfen Stühle und randalierten. Mannschaften und Trainer mussten in die Kabinen flüchten. Schiedsrichter Firat Aydinus brach das Match zwei Minuten vor Schluss notgedrungen ab.
76 127 Zuschauer hatten sich im Istanbuler Atatürk-Olympiastadion für das erste Stadtderby der Saison versammelt und damit einen landesweiten Besucherrekord aufgestellt. Nach einer neuen Regelung des türkischen Fußballverbandes waren Anhänger der Gastmannschaft - in diesem Fall Galatasaray - nicht zugelassen. „Das Stadion war voller Besiktas-Fans“, sagte der deutsche Student Deniz Schmick, der das Derby besuchte. „Es war schon eine gute Fußballstimmung, aber es gab auch immer wieder Taksim-Sprüche.“ Die Besiktas-Ultras von der linksanarchistischen Carsi-Gruppe hatten im Sommer bei den regierungskritischen Protesten am Istanbuler Taksim-Platz an vorderster Front mitgemischt. Auch am Sonntagabend hätten Besiktas-Fans Parolen wie „Überall ist Taksim, überall ist Widerstand“ skandiert, sagte Schmick. Die zahlreichen Polizisten im Stadion seien ausgebuht und ausgepfiffen worden.

Kurz vor dem Ende des Spiels entlud sich dann die Gewalt, wobei unklar ist, ob Carsi-Ultras oder rivalisierende Gruppen dafür verantwortlich waren. Nach einer Roten Karte gegen Felipe Melo von Galatasaray stürmten Hunderte teils vermummte Fans das Spielfeld, Besiktas lag zu diesem Zeitpunkt 1:2 zurück und steuerte auf eine Niederlage zu. Es wäre die erste nach bislang vier Spielen in der Saison gewesen, die Besiktas allesamt gewonnen hat.

Galatasaray Istanbul, derzeit auf dem neunten Tabellenplatz

Galatasaray - derzeit nur auf dem neunten Tabellenplatz der Süper Lig - hätte einen Erfolg verbuchen können, der dem Klub nach der jüngsten Demütigung gut zu Gesicht gestanden hätte: Im eigenen Stadion hatte der Türkische Meister am vergangenen Dienstag in der Champions League 1:6 gegen Real Madrid verloren. Die Randale am Sonntag, nach der die Polizei Medienberichten zufolge 66 Personen festnahm, ließ die Siegesfeier ausfallen - zumindest vorübergehend.

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Türkische Fußballverband (TFF) wird über Konsequenzen entscheiden

Nun soll der türkische Fußballverband (TFF) in den kommenden Tagen über Konsequenzen entscheiden. Die Zeitung „Habertürk“ spekulierte, Galatasaray könnte ein kampfloser 3:0-Sieg zugesprochen werden. Besiktas - nach einem Betrugsskandal vom europäischen Verband Uefa bereits für eine Saison für den Europapokal gesperrt - könnte demnach ein Zuschauerverbot für die nächsten sechs Spiele aufgebrummt bekommen. TFF-Vize Ufuk Özerten wollte zunächst nur soviel sagen: „Wir müssen lernen, dass Fußball ein Spiel ist.“. (dpa)

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