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Ivica Olic, 34, lief bereits für Hertha BSC, den HSV und Bayern auf. Er spielt seit 2012 für Wolfsburg und seit 2002 für Kroatien.

© picture alliance / dpa

Eröffnungsspiel der WM 2014: Ivica Olic: „Dann wird die Welt über Kroatien reden“

Kroatien macht den Auftakt gegen Brasilien, mit dabei ist auch Bundesliga-Veteran Ivica Olic. Im Interview spricht er über die Chancen seiner Mannschaft im Eröffnungsspiel und über die Kovac-Brüder.

Ivica Olic, was haben die Kovac-Brüder als Trainer-Duo verändert?

Viele Dinge, vor allem haben wir durch sie zurück zu Disziplin und zu einem besseren Zusammenhalt gefunden. Beide sind in Deutschland groß geworden, sie sind mit Teamfähigkeit und Disziplin aufgewachsen. Gerade Niko denkt rund um die Uhr über Fußball nach, überlässt nichts dem Zufall. Ich kenne ihn seit vielen Jahren, er tut alles für den Erfolg.

Ist Niko der Chef oder fetzen sich die beiden Brüder auch öfter?
(Lacht) Nein, nein, Niko ist der Boss. Robert akzeptiert ihn voll in seiner Rolle, aber natürlich äußert er sich hin und wieder. Sie arbeiten sehr partnerschaftlich.

Sprechen die beiden akzentfrei kroatisch? Sie sprechen sehr gut kroatisch. Als wir noch gemeinsam in der Nationalelf spielten, kam es aber öfter vor, dass sie Probleme auf Deutsch ausdiskutierten. Das fiel ihnen wohl etwas leichter.
Ist es ein Nachteil, wenn ein Ex-Teamkollege plötzlich zum Vorgesetzten wird?

Vielleicht wäre es ein Problem, wenn ich Anfang zwanzig wäre. Inzwischen weiß ich gut, dass es nicht mehr um Eitelkeiten geht, sondern darum, sich gegenseitig zu helfen. Ich kann mich in Nikos Situation als Trainer hineinversetzen. Wir waren schon zu Spielerzeiten gut befreundet. Ich kann ihm die Meinung sagen, aber respektiere ihn auch als Chef.

Wie müssen wir uns das vorstellen?

Wenn er um 23 Uhr Bettruhe anordnet, richte ich mich wie alle anderen danach. Und wenn nicht, zahle ich anstandslos in die Mannschaftskasse ein (lacht).

Sie starten gegen Gastgeber Brasilien ins Turnier. Haben Sie eine Chance?

Jeder geht davon aus, dass Brasilien am Ende den Titel holt. Uns hat kaum jemand auf dem Zettel. Aber darin liegt unsere Chance.

Ausgerechnet in diesem Spiel ist Mario Mandzukic gesperrt.

Gerade „Mandschu“ ist ein sehr wichtiger Spieler, aber vielleicht führten diese Ausfälle dazu, dass unser Team in der Vorbereitung noch enger zusammengerückt ist. Wir haben die Chance, der Welt zu zeigen, was die kroatische Nationalmannschaft kann. Das motiviert enorm.

Ist Ihre Rolle durch den Ausfall von Mandzukic wichtiger geworden?

Naja, wir spielen versetzt. Mario mehr in der Mitte, ich komme eher von links. Ich weiß nicht, ob sich etwas ändert. Aber er wird dem Team in jedem Fall fehlen. Wir haben nicht solch eine Auswahl an Top-Spielern wie Ihr Deutschen. Ihr könnt problemlos das komplette Mittelfeld ohne Qualitätsverlust austauschen.

Sie spielen das Eröffnungsspiel in Sao Paulo, danach müssen Sie nach Manaus in den Dschungel. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Wir spielen dort gegen Kamerun, die sind extreme Hitzegrade gewohnt. Der kroatische Verband hat uns mitgeteilt, dass die Luftfeuchtigkeit da oben extrem wird. Aber wie sollten wir uns darauf genau vorbereiten? Vielleicht in der Mittagssonne trainieren?

Sie spielen seit 2002 in der Nationalelf und haben einiges erlebt. Wie gut ist das aktuelle Team?

Wir haben super Spieler. In den Play-offs gegen Island hat jeder seine Interessen hinten angestellt und es hat geklappt. Jetzt kommt's darauf an, diese gute Stimmung zu konservieren. Ob es hinhaut, sehen Sie beim Eröffnungsspiel.

Was erwarten die Kroaten von Ihrem Team?

Durch die Play-offs sind die Fans natürlich voller Hoffnung und erwarten, dass wir weiterkommen. Das Spiel gegen Brasilien, okay, das können wir verlieren. Aber danach müssen wir uns durchsetzen. Und ich will das auch: Schließlich bin ich bei meinen bisherigen Weltmeisterschaften stets in der Vorrunde raus.

Warum nicht gleich einen Überraschungs-Effekt gegen den Gastgeber?

Eben, warum nicht? Nach der Auslosung war ich noch ernüchtert. Ausgerechnet Brasilien im Eröffnungsspiel, ein ausverkauftes Stadion – und fast alle sind auf Seiten des Gegners. Oha. Aber dann dachte ich: Nun haben wir alle Freiheiten. Verlieren wir, sagen alle: War zu erwarten. Aber erreichen wir etwas, wird die Welt über Kroatien reden.

Das Gespräch führte Tim Jürgens.

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