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Sport: Jiri Stajner

Wie Hannovers Stürmer gegen Bremen spielte

Das Publikum in Hannover mag Jiri Stajner. Das ist schon zu spüren, als der Stadionsprecher die Vornamen der Spieler vorliest. „Mit der Nummer 24: Das ist unser Jiri“, schreit der Mann ins Mikrofon. Sodann grölen die Menschen den Nachnamen des Tschechen, der in Hannover fast Kultstatus besitzt. Auf ihm ruhen die Hoffnungen, im Nordderby Spitzenreiter Werder Bremen zu stürzen.

Doch erst einmal fällt Stajner hin, als ihn sein Widersacher Christian Schulz links an der Außenlinie foult. Der 29-Jährige sinkt mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden, ein Aufschrei geht durchs Rund. Stajner hält sich die Hüfte, humpelt ein bisschen. Es ist die Symbolszene für die schwache erste Halbzeit im Allgemeinen und den Auftritt von Stajner im Besonderen: Weder seine Mitspieler noch er nehmen richtig am Spiel teil.

Hannover steht weit in der eigenen Hälfte. Und es wirkt so, als wisse Stajner gar nicht so genau, wie er seine Rolle als rechte Halbspitze interpretieren soll. Er kommt zu spät, oft gar nicht an das rot-weiße Spielgerät. Eine Halbzeit lang laufen Ball und Spiel an ihm vorbei. Stajner ist so verwirrt, dass er gar unbedrängt mit der Diadora-Kugel ins Aus dribbelt. Das sieht lustig aus, aber von den Rängen gibt es nicht einmal ein entsetztes Gelächter.

Der Mann, der vor drei Jahren von Sparta Prag zu den Niedersachsen wechselte, ist immerhin einer der wenigen von Hannover 96, bei denen in der zweiten Hälfte Klasse aufblitzt, wenn er am Ball ist. An den wenigen sehenswerten Offensivaktionen ist er beteiligt: Von ihm kommt eine gefährliche Hereingabe vors Tor, er spielt einen tollen Pass auf Stürmer Thomas Brdaric, der nur einen harmlosen Lupfer zustande bringt. Und er setzt nach einem Solo gekonnt Hanno Balitsch in Szene, der an Werder-Torwart Andreas Reinke scheitert.

Doch das ist es auch schon: Die Heimelf spielt übervorsichtig, viele Mitspieler wirken überfordert. Stajner tut nicht viel dagegen, sein Aktionsradius ist begrenzt. Als Michael Delura eingewechselt wird, tauscht er die Seite und spielt fortan links. Doch in den Mittelpunkt rückt er, als er über die rechte Spielfeldhälfte im Eiltempo steil aufs Tor sprintet: Ein für ihn gedachter Pass landet nicht bei ihm, weil Frank Fahrenhorst mit der Hand den Ball aufhält. Stajner beschwert sich, hebt die Hände, doch das ist gar nicht nötig: Schiedsrichter Franz-Xaver Wack zückt die Rote Karte gegen Fahrenhorst.

Acht Minuten lang spielt Hannover in Überzahl – ohne durchschlagenden Erfolg. Nach dem Abpfiff bleibt die ganze Mannschaft noch eine Weile auf dem Platz. Es hat den Anschein, als müsse man sich erst einreden, dass diese Leistung und dieser Punkt ein Fortschritt ist. Stajner steht mittendrin, auch er wirkt etwas ratlos.

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