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Jonathan (l.), 23, und Alistair Brownlee, 25, gewannen 2012 bei Olympia in London Bronze im Triathlon. Alistair wurde 2010 und 2011 Weltmeister auf der Kurzdistanz, 2012 siegte Jonathan. Am Sonntag starten beide bei der World Triathlon Series in Hamburg. Foto: AFP

© AFP

Sport: „Jonny kann meinen Pool benutzen“

Die Triathlon-Brüder Alistair und Jonathan Brownlee über ihre Heimat Leeds und Duelle im Armdrücken.

Alistair und Jonathan Brownlee, als Geschwister sehen Sie sich ähnlich, sind beide Weltklassetriathleten und haben auch sonst sehr ähnliche Biografien. Gibt es wenigstens beim Armdrücken Unterschiede?

Jonathan: Es ist immer knapp, aber eigentlich gewinne ich. Die Sache ist, sobald klar wird, dass ich ihn runterdrücken werde, bewegt Alistair den Ellbogen und dann ist der Kampf beendet.

Alistair: (lacht) Wir sind immer so ziemlich gleichauf, aber Jonny ist schon etwas kräftiger. Meistens gewinnt er, leider stimmt das. Aber auch nur dort!

Jonathan, Sie haben vergangenen Sommer in London die Bronzemedaille geholt, Alistair wurde Olympiasieger. Wie hat sich Ihr Leben verändert?

Jonathan: Es hat sich mehr getan, als ich es mir je hätte vorstellen können. Wir werden zu Gameshows eingeladen, bekommen viele Sponsorenanfragen und sind eigentlich immer unterwegs. Dreimal täglich werde ich auf der Straße angehalten, früher kam das kaum vor. Das geht auch heute, wo Triathlon eine beliebte Sportart ist, noch kaum einem Athleten so. Aber gleichzeitig ist vieles beim Alten geblieben. Die Freunde sind dieselben, das Training hat sich nicht verändert.

Wie strukturiert sich Ihr Training in einer normalen Woche?

Alistair: Auf die Woche gerechnet machen wir 35 Stunden. Davon fahren wir 19 Stunden Rad, laufen zehn Stunden und schwimmen sechs. Das ändert sich über das Jahr auch kaum. Der Fokus liegt eigentlich überall auf Geschwindigkeit, deswegen machen wir viel Intervalltraining und Sprints.

Anfang 2012 war der Olympiatraum für Alistair fast geplatzt. Die Achillessehne machte Probleme. Um sich wieder heranzukämpfen, haben Sie sich einen Pool in den Garten gestellt. Steht der eigentlich immer noch da?

Alistair: Ja, der ist noch da. Ich wäre blöd, ihn wieder abzuschaffen. Er hat künstliche Strömung und ein Laufband unter Wasser. Damals habe ich ihn besorgt, weil ich es nicht ausgehalten habe, Aquajogging in einem normalen Schwimmbad zu machen. Ältere Frauen haben sich über mich beschwert, kleine Kinder sind mir auf den Kopf gesprungen, das ging einfach nicht. Und jetzt hilft er auch, wenn man Blessuren hat. Jonny kann ihn auch ohne Probleme nutzen. Sein Haus in Leeds ist nur 800 Meter von meinem entfernt.

Wie weit werden sich die Zeiten auf der Olympischen Distanz noch verbessern? Wird in Rio 2016 Ihre Zeit von 1:46:25, Alistair, noch zur Goldmedaille reichen?

Alistair: Das ist sehr schwer zu sagen, die Zeit an sich sagt ja nichts aus. Man muss die Wetterbedingungen, die Strecke und alles Andere im Auge haben. Ich weiß auch überhaupt nicht, ob ich in drei Jahren noch um die Goldmedaille kämpfen oder weiter hinten laufen werde. Jedes Jahr kommen so viele gute junge Leute nach. Aber davon unabhängig glaube ich schon, dass sich noch Einiges tun kann und ich selbst zum Beispiel noch meine Laufzeit etwas drücken kann.

Jonathan: In meinen Augen ist beim Schwimmen auch noch Raum zur Verbesserung, und da sind die Zeiten noch recht gut vergleichbar. Auf der Radstrecke kommt es oft zu sehr auf den Streckenverlauf an, um eine bestimmte Zeit als Verbesserung oder Verschlechterung zu beurteilen. Beim Schwimmen glaube ich, dass man es auf den 1,5 Kilometern noch unter 17 Minuten drücken kann. Wenn man sich die Zeiten der Schnellsten in London vom letzten Sommer ansieht, wird ja deutlich, dass sich die Leistungen noch verbessern. Da sind viele Zeiten gelaufen, die es vorher nicht gegeben hatte.

Sind weitere Verbesserungen ohne Doping möglich?

Jonathan: Das Glückliche am Triathlon ist, dass es ein junger Sport ist. Er entstand zu einem Zeitpunkt, als das Radrennen schon groß und kommerzialisiert war. Und jetzt, wo so ein Niveau auch im Triathlon langsam erreicht ist, sind die Dopingkontrollen schon sehr gut und die Öffentlichkeit ist extrem aufmerksam. Für diejenigen, die dopen wollen, wäre es einfach zu spät, damit jetzt anzufangen. Ich glaube, deswegen gibt es in unserem Sport auch so wenige positiv getestete Athleten.

Das Gespräch führte Felix Lill.

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