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Selbstbewusst. Jordan Torunarigha von Hertha BSC.

© Annegret Hilse/dpa

Deutsche Nationalmannschaft: Jordan Torunarighas Sparring mit den Weltmeistern

Der junge Innenverteidiger von Hertha BSC spielt mit der U-20-Nationalmannschaft in der WM-Vorbereitung gegen die Weltmeister von Joachim Löw.

Jordan Torunarigha lehnt in einem weiten Korbstuhl auf der Terrasse eines Familienhotels. Die Herberge gehört zum Eppaner Imperium der Familie Moser. Einer der Brüder Moser hatte 1990 die spätere Weltmeistermannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer beherbergt, ein zweiter Bruder hat derzeit zum zweiten Mal nach 2010 die Mannschaft von Joachim Löw zu Gast, der dritte Bruder hat die deutsche U-20-Auswahl mit den beiden Herthanern Maximilian Mittelstädt und eben Torunarigha im Haus. Am Montag diente die zweitwichtigste Nachwuchsmannschaft des Landes dem Weltmeister ein erstes Mal als Sparringspartner, am Mittwoch folgt ein zweites Testspiel.

So nah wie hier ist Jordan Torunarigha dem Bundestrainer Löw noch nie gekommen. Doch gerade hat sich ein kleiner Hotelgast von hinten noch viel dichter an ihn herangeschlichen, der soeben dem Pool entstiegen ist. Das Handtuch wickelte den Burschen fast in Gänze ein. Das Dumme ist nur, das der 20 Jahre alte Berliner Fußballprofi gerade einen Termin mit einer Handvoll Journalisten hat, die zu gern wissen wollen, wie es denn nur war im Duell mit den Großen.

Torunarigha habe eine Halbzeit mit Nils Petersen und Mario Gomez aufnehmen müssen. Brav spricht Torunarigha von „schlauen Laufwegen“ der beiden Auswahlstürmer, die ein „krass gutes Niveau“ hätten. Für ihn sei es „eine Ehre, ein Erlebnis und eine Belohnung“ für eine gute Saison.

Torunarigha hat eine wechselhafte Saison hinter sich

Das mag in vielen Fälle stimmen, doch gerade seine Spielzeit ist nicht ganz so rund verlaufen. „Hm, stimmt auch“, sagt Torunarigha. Als die Bundesligaspielzeit sich neigte, der 20-Jährige ein ordentliches Spiel gegen Frankfurt (3:0) vorzuweisen hatte und sich das nächste Spiel erneut von der Ersatzbank aus ausschauen durfte, hatte der talentierte Innenverteidiger sich via Instagram beschwert. „Sie werden dich ignorieren, bis sie dich brauchen“, stand da auf Englisch geschrieben. Das brachte dem jungen Mann eine harsche Kritik und eine Teilzeitsuspendierung von Herthas Trainer Pal Dardai ein.

Auf zwölf Bundesligaeinsätze (bei einem Tor) kam Torunarigha in der abgelaufenen Spielzeit, ordentlich für einen 20-Jährigen, für seinen Geschmack zu wenig. „Das haben wir intern geklärt“, sagt er nun unter der Sonne Südtirols, „ich habe mich bei der Mannschaft und beim Trainer entschuldigt.“ Auch deswegen erteilte ihm Hertha die Freigabe, an diesem kleinen Lehrgang als Sparringspartner des Weltmeisters teilzunehmen.

Auf die Frage, wer denn nun aus der Mannschaft von U-20-Trainer Frank Kramer als erstes den Schritt in das Löw-Team schafft, antwortete Torunarigha flott „ich“ und zeigte dabei zum Zwecke der Unmissverständlichkeit mit dem Finger auf sich. War als Scherz gedacht. Der kleine Junge hinter ihm zottelte erneut an ihm, Torunarigha drehte sich zu ihm um und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Nein, nein“, sagte Torunarigha wieder in Richtung der Reporter, „das war echt eine gute Sache, jeder von uns wollte sich mal zeigen.“ Kommt ja nicht allzu oft vor, dass der Bundestrainer einem dabei auf die Füße schaut.

Auf die Frage, ob die Mannschaft des Weltmeisters wegen der Sparringsspielchen gegen die U 20 nun in Russland den WM-Titel erfolgreich verteidigen werde, hatte Jordan Torunarigha ebenfalls eine launige Antwort parat. Er sagte: „Jetzt müssen sie den Pott schon mit nach Hause bringen.“

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