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Der künstliche Mond schaut zu. Max Verstappen auf dem Las Vegas Strip Circuit.

© dpa/Nick Didlick

Justizkrimi in Las Vegas: Formel-1-Fans wollen Schadenersatz

Die Formel 1 legt in Las Vegas einen spektakulären Auftritt hin, aus mehreren Gründen. Nach der Auftaktfarce sind Anwälte am Zug. Es geht um Schadenersatz in Milliardenhöhe.

Von Martin Moravec, dpa

Nach dem Comeback in Las Vegas droht der Formel 1 ein milliardenschwerer Kater. Eine Anwaltskanzlei will nach der Farce um einen defekten Wasserschacht und die Räumung der Tribünen die Interessen von 35.000 verärgerten Fans durchsetzen. Eine Sammelklage ist nach Angaben der Juristen vor dem Bundesgericht von Nevada bereits eingereicht worden. Der aufgerufene Schadenersatz für die Blamage der Formel 1 beim Auftakttraining: 1,05 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 960 Millionen Euro.

Die in Las Vegas ansässige Anwaltskanzlei Dimopoulos will zusammen mit JK Legal & Consulting den Veranstalter des Formel-1-Rennens und das mit der Instandhaltung der Strecke betraute Unternehmen zur Rechenschaft ziehen. Es geht um den „Vorwurf des Vertragsbruchs, der Fahrlässigkeit und der irreführenden Handelspraktiken gegen die Beklagten“, zitierte das Fachportal „motorsport.com“ aus der Klageschrift.

„Wir werden die Rechte der Fans verteidigen, die große Entfernungen zurückgelegt und ein kleines Vermögen bezahlt haben, denen aber das Erlebnis vorenthalten wurde“, wurde Steve Dimopoulos von der gleichnamigen Kanzlei zitiert. Diese fordert im Schnitt mindestens 30.000 Dollar Schadenersatz pro Zuschauer. „Unsere Kanzlei gewinnt monatlich Millionenbeträge im Namen unserer Kunden zurück“, heißt es auf der Homepage.

Die Formel 1 hatte all jenen Fans, die ein mehrere Hunderte Dollar teures Ticket nur für den Auftakttag besaßen, Warengutscheine im Wert von 200 Dollar (rund 183 Euro) angeboten. Von 35.000 Leuten ist in diesem Zusammenhang die Rede. „Wenn ich ein Fan wäre, würde ich den ganzen Laden abreißen“, hatte Weltmeister Max Verstappen im niederländischen TV Partei für die verprellten Besucher bezogen.

Wenn ich ein Fan wäre, würde ich den ganzen Laden abreißen.

Max Verstappen, der Weltmeister versteht den Ärger der Anhänger

Wer bis zum Rennen bleiben konnte, bekam beim Grand-Prix-Erfolg des Niederländers eine Menge Action geboten. Wer nur ein Ticket für den Auftakttag erworben hatte, schaute da längst in die Röhre. Wegen der defekten Abdeckung eines Wasserschachts auf dem Asphalt war das erste Training schon nach 19 Minuten abgebrochen worden.

Anschließend mussten alle Abdeckungen der Wasserschächte auf der gesamten Strecke entfernt und mit Sand sowie Asphalt aufgefüllt werden. „Der gesamte Prozess, von der Feststellung des Problems bis zur Behebung, dauerte etwa fünf Stunden“, hieß es in einer Erklärung von Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali und Rennorganisatorin Renee Wilm. Erst mit zweieinhalb Stunden Verspätung konnten die Piloten die zweite Einheit bestreiten. Da waren die Fanzonen längst geräumt. Der Organisator begründete diese Maßnahme im Kern mit dem Arbeitsschutz der Angestellten und der Sorge um die öffentliche Sicherheit.

Nach Einschätzung der Kanzlei Dimopoulos war die Strecke „zum Zeitpunkt der Veranstaltung nicht in einem rennfertigen Zustand“. Dem Kläger zufolge wurde den verdutzten Zuschauern eine Rückerstattung des Eintrittspreises nicht angeboten. Man fordere nun für diese Fans eine finanzielle Entschädigung: „Darüber hinaus fordern die Kläger Schadenersatz für seelische Qualen in einer von den Geschworenen festzulegenden Höhe, die in Anbetracht des vorsätzlichen, rücksichtslosen und absichtlichen Verhaltens der Beklagten gerecht und angemessen ist.“

„Wir können uns nicht zu Rechtsstreitigkeiten äußern“, wurde ein Grand-Prix-Sprecher zitiert. „Unser Fokus liegt darauf, unseren Fans ein unterhaltsames Erlebnis in einer sicheren Umgebung zu bieten, was immer unsere oberste Priorität ist.“ Nun ist das Bundesgericht von Nevada am Zug.

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