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Sport: Kaffeefahrt zum Sieg

Kimi Räikkönen gewinnt in Monaco ungefährdet vor Nick Heidfeld

Der Große Preis von Monaco mag das langsamste Rennen in der Formel 1 sein, eine Kaffeefahrt aber ist er noch lange nicht. Das weiß seit gestern auch Ralf Schumacher. Nach einem recht heftigen Versuch seines Bruders, ihm den sechsten Platz in der letzten Runde noch zu entreißen, hatte sich der Toyota-Pilot ebenso heftig beschwert und die Frage aufgeworfen, ob „der sie noch alle hat“. Michael Schumacher fühlte sich danach bemüßigt, seinem jüngeren Bruder ein wenig von seiner Erfahrung mit auf den Weg zu geben. „Die Formel 1 ist nun einmal keine Kaffeefahrt“, ließ er ihm ausrichten. Das trifft zumindest dann zu, wenn man in diesen Tagen nicht Kimi Räikkönen heißt.

Der Finne fuhr beim Rennen im Fürstentum am Mittelmeer im McLaren einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg vor den BMW-Williams-Piloten Nick Heidfeld und Mark Webber heraus. Räikkönen war sich der Bedeutung seines Erfolgs beim schillerndsten Grand Prix des Jahres bewusst. „Das ist ein spezieller Sieg und ein guter Grund, richtig Party zu machen“, sagte er, und McLaren-Teamchef Ron Dennis konnte sich angesichts der offensichtlichen Überlegenheit die Bemerkung nicht verkneifen, „dass wir unser Potenzial nur zu 75 Prozent ausschöpfen mussten“. Keine Frage, McLaren- Mercedes und Kimi Räikkönen sind das Team der Stunde, auch wenn der Abstand des Finnen auf den WM-Führenden Fernando Alonso mit 22 Punkten noch beträchtlich ist. Doch Dennis gibt sich zuversichtlich: „Ich frage meine Kinder immer: Wie isst man einen Elefanten? Nun: ein Stück nach dem anderen. Auf diese Weise werden wir auch den Vorsprung aufholen.“

Viele Sekunden hinter Räikkönen spielte sich einer der ereignisreichsten Renntage in der Geschichte Monte Carlos ab, und das lag nicht nur daran, dass Stars wie Tom Cruise, Zinedine Zidane oder Diego Maradona nach Monaco gekommen waren. Es war ein Grand Prix voller rauchender Reifen, Crashs und sogar – für den engen Kurs am Mittelmeer völlig unüblich – jeder Menge Überholmanöver.

Das spektakulärste gelang Nick Heidfeld. Der BMW-Williams-Pilot bremste Alonsos Renault sechs Runden vor Schluss sauber aus und erkämpfte sich mit Platz zwei die beste Platzierung seiner Karriere. „Das fühlt sich fantastisch an“, sagte Heidfeld. „Ich habe gemerkt, dass Alonso Probleme hatte. Deswegen habe ich Reifen und Motor geschont und auf meine Chance gewartet.“ In der Hafenschikane bot sie sich schließlich, kurz darauf musste der Spanier an gleicher Stelle auch noch Heidfelds Teamkollegen Webber ziehen lassen. „Meine Hinterreifen waren völlig hin“, sagte Alonso, der am Ende Vierter wurde. „In den letzten 25 Runden konnte ich das Auto kaum auf der Straße halten. Ich wollte die Angriffe abwehren, aber ich konnte nichts tun.“

Auch der Weltmeister musste sich ohnmächtig in sein Schicksal fügen und miterleben, wie das Ziel Titelverteidigung sich einen weiteren Schritt von ihm entfernte. Dabei hatte sich Michael Schumacher vor dem Rennen noch verhalten optimistisch gegeben: Als „völlig unrealistisch“ hatte der Ferrari-Fahrer die Befürchtungen seines Teamkollegen Rubens Barrichello bezeichnet, auf dem Kurs in Monte Carlo überrundet zu werden. Bereits nach 23 Runden musste Schumacher seinen Irrtum einsehen, wenn auch aufgrund höherer Gewalt. Der Minardi von Christijan Albers drehte sich vor ihm in der Mirabeau- Kurve, im folgenden Gewühl fuhr er David Coulthards Red Bull ins Heck und verlor dabei seinen Frontflügel.

„Irgendwie scheint momentan alles schief zu gehen, was schief gehen kann“, sagte Michael Schumacher. Nach der Reparatur reihte er sich mit einer Runde Rückstand auf Räikkönen hinter dem Safetycar ein. Dass er am Ende trotzdem noch als Siebter in die Punkteränge kam, lag daran, dass sein Ferrari zumindest im Rennen nicht so schlecht ist, wie vor allem die italienischen Zeitungen ihn machen wollen. „Wir waren im Rennen konkurrenzfähig“, sagte Schumacher, „leider konnten wir nichts daraus machen.“ Immerhin fuhr der Weltmeister, von allen Siegchancen befreit, noch die schnellste Runde, entrundete sich sogar wieder und wäre fast noch auf Rang sechs ins Ziel gekommen.

Christian Hönicke[Monte Carlo]

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