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Karrierende: Gunda Niemann-Stirnemann gibt auf

Ausnahme-Eisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann hat überraschend ihre aktive Laufbahn beendet. Die 39-Jährige kann auf eine beispiellose Karriere zurückblicken. Noch vor einer Woche hatte sie Rücktrittsgerüchte als "Blödsinn" abgetan.

Berlin - Die große Karriere der früheren «Eiskönigin» Gunda Niemann-Stirnemann hat am Donnerstag in Berlin ein eher unwürdiges Ende gefunden. Nachdem die 39-jährige Erfurterin noch vor wenigen Tagen alle Rücktrittsgerüchte zurückgewiesen und einen Start bei den deutschen Meisterschaften in Berlin angekündigt hatte, nutzte die Rekord-Weltmeisterin die große Medien-Präsenz beim Seminar der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) zur Bekanntgabe ihres eigentlich längst überfälligen Rücktritts vom aktiven Sport.

«Ich habe starke Rückenschmerzen beim Start-Training. Es fällt mir schwer, diese Entscheidung hier bekannt zu geben», erklärte die Erfurterin, die aber einräumte, dass die Entscheidung zum Rücktritt bereits in der vorigen Woche gefallen sei. Sie widersprach damit eigenen Aussagen, die sie vor großem Publikum am Sonntag bei einem Shorttrack-Meeting in Rostock getätigt hatte. Dort hatte sie alle Spekulationen um den Rücktritt als «absoluten Blödsinn» bezeichnet. «Ich wäre gern richtig stark zurückgekommen, aber so ist halt der Leistungssport», bedauerte Gunda Niemann am Donnerstag.

Die Glaubwürdigkeit der großen Athletin hat damit Schaden genommen. «Für mich ist klar, dass sie den rechtzeitigen Zeitpunkt für den Rücktritt schon vorher verpasst hatte. Das ist schade, denn die Gunda ist wirklich eine großartige Sportlerin», meinte Klaus Kärcher, der Manager von Niemanns-WM-Nachfolgerin Anni Friesinger, zum Zeitpunkt der Rücktritts-Ankündigung. Zuvor hatte die Top- Athletin immer erklärt, sie werde nur zurückkehren, wenn sie wieder in der Weltspitze mitlaufen könne.

Seit Wochen hatte sich bereits angedeutet, dass sie nicht mehr das Leistungsvermögen erreicht, das sie in mehr als 17 Jahren auszeichnete. Unbestritten gilt die Thüringerin als erfolgreichste Eisschnellläuferin der Welt. Drei Olympiasiege, 19 WM- sowie acht EM- Titel und 98 Weltcupsiege sind eine Erfolgsbilanz, die keine Zweite der Szene aufzuweisen hat. 19 Weltrekorde stellte die Erfurterin auf, wurde drei Mal mit dem «Eis-Oscar» als weltbeste Kufenflitzerin und schließlich als «Eisschnellläuferin des Jahrhunderts» geehrt. 1995 wurde sie zur deutschen «Sportlerin des Jahres» gekürt. DESG- Präsident Gerd Heinze würdigte die Leistung der vorbildlichen Athletin: «Sie ist ein Geschenk für den deutschen Sport. Sie hat vielen Millionen Menschen die Freude am Sport eröffnet.»

Ihr letztes Rennen hatte Gunda Niemann-Stirnemann am 14. März 2004 bei der Einzelstrecken-WM in Seoul bestritten. Mit Platz vier über 5000 m verfehlte sie ihr großes Ziel einer Medaille nur knapp. Im vergangenen Jahr hatten sie Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. Als sie vor dieser Saison alle drei geplanten Testrennen wegen eines grippalen Infekts absagte, war das Karriereende absehbar. Dennoch legte vor allem Ehemann Oliver Stirnemann als ihr Manager großen Wert darauf, den Rücktritt im großen Rahmen zu inszenieren.

Bereits seit langem hat sie den Fernsehvertrag mit dem ZDF in der Tasche, der ihr die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Turin als Co-Moderatorin sichert. Im April wird sie eine Trainerausbildung in Köln beginnen und möchte sich künftig um den Erfurter Eisschnelllauf-Nachwuchs kümmern. «Ich freue mit riesig auf diese Aufgaben», sagte Gunda Niemann. (tso/dpa)

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