Sport: Keine Signale an die Galerie

Es läuft die 38. Minute im Stadion der Freundschaft zwischen Energie Cottbus und Alemannia Aachen. Der Aachener Sascha Dum zeigt nach einem gegen ihn gepfiffenen Foul den „Scheibenwischer“. Schiedsrichter Peter Gagelmann stellt ihn daraufhin mit der Roten Karte vom Platz. Wenn ein Spieler sich verbal erregt, gesteht man ihm einen Freiraum zu, bevor er bestraft wird. Gilt das auch für Gesten, Herr Amerell?

Ein Schiedsrichter wird sich von einem Spieler nur dann kurzzeitig gewisse erregte Kommentare anhören, wenn der Spieler zuvor hart gefoult worden ist. Da gibt es den schönen Satz: „Wenn der Schmerz nachlässt, setzt der Verstand ein.“ Bei einer Geste wie dem Scheibenwischer ist das völlig anders. Damit soll dem Schiedsrichter ja signalisiert werden: „Du bist bescheuert.“ Und das ist eine Beleidigung und damit Rot. Das Gleiche gilt für die angedeutete Brille. Auch wenn ein Spieler den Ball vor dem Schiedsrichter wütend auf den Boden wirft, ist das zumindest eine Gelbe Karte, weil es eine Unsportlichkeit darstellt. Eine abwinkende Geste dagegen ist eine Art Grenzfall. Ob das als Unsportlichkeit zu bewerten ist, hängt davon ab, wie demonstrativ die Geste erfolgt. Das muss der Schiedsrichter in der jeweiligen Situation einschätzen. Aber kaum ein Schiedsrichter wird eingreifen, wenn einer bloß den Kopf schüttelt.

Je provozierender und demonstrativer eine Geste erfolgt, desto schneller wird ein Schiedsrichter hart durchgreifen. Der Europäische Fußball-Verband Uefa schreibt solche Sanktionierungen zwingend vor. Denn solche Gesten haben eine Außenwirkung. Und genau diese Nachahmung möchte die Uefa unterbinden. Denn wenn ein Spieler sieht, dass ein Kollege wegen eines Scheibenswischers vom Platz geflogen ist, dann wird er sich selber in einer ähnlichen Situation zurückhalten.

Manfred Amerell