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Fassungslos. Karl Geiger stürzte bei starkem Schneefall ab.

© Hendrik Schmidt/dpa

Ski-WM in Seefeld: "Komplett irregulär": Deutsche Skispringer gehen leer aus

Das bestimmende Thema nach dem Skispringen von der Normalschanze war der Schneefall. Die sportliche Leitung der Deutschen kritisierte die Jury massiv.

Die Wut im deutschen Skisprunglager war riesig. Nachdem sich im dichten Schneetreiben von Seefeld alle WM-Medaillenträume von Karl Geiger und Co. aufgelöst hatten, attackierte der Sportliche Leiter Horst Hüttel die Jury heftig. „Der zweite Durchgang war komplett irregulär. Wenn das nicht irregulär ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Dafür gibt es ein Wettkampf-Management. Die haben kläglich versagt“, sagte der erzürnte Funktionär. Auch Geiger, der in der komplett lahmen Spur von Rang zwei auf Platz 18 zurückfiel, war spürbar enttäuscht: „Ich mag kaum was dazu sagen. Gerecht war da nichts mehr.“

Bei immer heftigerem Schneefall und wechselnden Winden war das Einzel bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld immer mehr zu einer Art Lotterie geworden. Der neue Weltmeister Dawid Kubacki sprang von Rang 27 noch zu Gold, auch sein Landsmann Kamil Stoch und der Österreicher Stefan Kraft schafften es nach riesigen Rückständen noch auf das Podest und holten Medaillen. „Das ist dann schon unfair“, befand auch Geiger zu den Verhältnissen, nachdem er wie der nach dem ersten Durchgang führende Japaner Ryoyu Kobayashi durchgereicht wurde.

Gutes Teamergebnis interessiert kaum mehr

Das gute Teamergebnis mit Richard Freitag als Fünftem, Stephan Leyhe als Sechstem und Doppel-Weltmeister Markus Eisenbichler auf Rang sieben interessierte in der turbulenten Gefühlsachterbahn von Tirol kaum mehr. „Jetzt ist ein Ergebnis da“, sagte der nach Saisonende aufhörende Schuster, um später anzufügen: „Die Art und Weise ist sehr unangenehm und sehr bescheiden, es war auch nicht prickelnd zum Zusehen. Es ist kein Glanztag für unseren Sport.“ Beim sensiblen Schanzensport ist in einem WM-Wettkampf immer alles möglich, doch das Normalschanzen-Einzel im Schneegestöber von Seefeld litt unter ganz extremen Verhältnissen.

„Die Sportler Geiger und Kobayashi, die sind heute veräppelt worden. Die hätten sich auch eine Medaille verdient“, sagte Schuster. Stattdessen standen die Plätze 14 und 18 auf einem Ergebniszettel, der sich nach erstem und zweitem Durchgang komplett durchgemischt hatte. Geiger, der auf der Großschanze am Bergisel schon Silber im Einzel und Gold im Team geholt hatte, war bedient. „Es ist einfach ärgerlich. Der Sprung war jetzt auch nicht hundertprozentig. Brauchen wir gar nicht reden, aber man kriegt halt nicht mal eine faire Chance, mitzufighten, und das ist schon zäh“, sagte der Oberstdorfer.

Für die Polen war der Doppelerfolg unter Trainer Stefan Horngacher, der beim DSV als Top-Anwärter für die Schuster-Nachfolge gilt, nach bisher enttäuschenden und medaillenlosen Titelkämpfen extrem wichtig, weil sie bei der letzten Entscheidung am Samstag (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport) im Mixed keine Chance mehr auf den Titel haben.

Für DSV-Team sind die drei Medaillen kein Trost

Für das DSV-Team waren auch die drei Medaillen vom Bergisel kein Trost, nach einem Wettkampf unter höchst sonderbaren Bedingungen herrschte einfach Enttäuschung. „Das Wettkampfmanagement hat nicht gehandelt, das ist enttäuschend. Dann frage ich mich: Wofür sind die Leute überhaupt da?“, sagte der Sportliche Leiter Hüttel. 

Freitag meinte: „Es ist ärgerlich für den Karl. Er ist die Tage durchgängig stark gesprungen.“ Der Sachse nahm es aber mit etwas mehr Gelassenheit und sprach von der Freiluftsportart, die „immer für eine Überraschung gut“ sei. „Ich habe schon zum Karl gesagt: Er hätte es auf jeden Fall verdient. Ich hätte es ihm auch geschnitzt, aber das bringt ihm auch nichts“, befand Freitag. Beim Mixed am Samstag kann das DSV-Team den Wetterärger mit einer vierten Skisprung-Goldmedaille in sechs WM-Entscheidungen dann hinter sich lassen. (dpa)

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