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Sport: Lachend und launig

Virgil Hill muss sich nichts mehr beweisen

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München - Virgil Hill hätte vermutlich einen Spitznamen, in dem irgendetwas mit „Gold“ vorkommt – wenn er nicht 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles das Mittelgewichtsfinale gegen den Koreaner Shin verloren hätte. So blieb ihm nur die Silbermedaille, die in Kombination mit seiner Schnelligkeit im Ring zu seinem Markennamen werden sollte. „Quicksilver“ lautete seitdem Virgil Hills Spitzname.

Seit nunmehr 22 Jahren und vier Monaten trägt er nun schon diesen Namen im Boxring. 50 Mal hat er ihn in seiner Profikarriere als Sieger verlassen, seine Gegner gingen dabei 23 Mal k.o. Nur fünf Mal musste sich Hill einem stärkeren Gegner beugen.

Virgil Hill hat viel erreicht, und er kommt stets lachend, freundlich und immer gut gelaunt daher, mit dem ihm eigenen Charme. Lächelnd sagt er, er komme gerne nach Deutschland, sogar schon vier Wochen vor den Kämpfen. Hill bringt dann seine Frau Carla mit. „I love Germany“, sagt Hill glaubhaft. Aus einem gutem Grund: Schließlich verdient er nirgendwo anders so viel Geld wie hierzulande. Dieses Mal knapp 1,2 Millionen Euro, „eine der höchsten Börsen meine Karriere“.

Auch dass der Mann aus Williston in North Dakota in Deutschland ein Jahr nach dem ersten Kampf gegen Maske eine folgenreiche Niederlage kassiert hat, schreckt ihn nicht. Als Weltmeister der Verbände IBF und WBA verlor er 1997 in Oberhausen im Vereinigungskampf gegen den WBO-Champion Dariusz Michalszewski nach Punkten und war seine beiden Titel los.

Zu diesem Zeitpunkt lag bereits eine lange und erfolgreiche Karriere hinter Hill. Bevor Henry Maske 1988 als Amateur bei den Olympischen Spielen in Seoul das Mittelgewichtsfinale und die Goldmedaille gewann, war Virgil Hill bereits seit einem Jahr bei den Profis Weltmeister der WBA im Halbschwergewicht. Elfmal hatte er den Titel verteidigt, bis er im Juni 1991 in Las Vegas gegen die Legende Thomas „The Hitman“ Hearns nach Punkten verlor.

Ein Jahr später war der Titel wieder vakant. Hill holte sich den Gürtel zurück und verteidigte ihn erneut fünf Jahre lang, zehnmal bis zur Niederlage 1997 in Oberhausen gegen Michalszewski. 1998 war Roy Jones dann der erste Gegner, der Hill k.o. schlug. Der alternde Champion stieg in das schwerere Cruisergewicht auf und gewann 2000 auf Anhieb den Titel der WBA durch ein Blitz-K.o. in der ersten Runde gegen Fabrizio Tiozzo – jenen Franzosen, der das Comeback Michalczewskis beendete. Dann verlor Hill den Titel der WBA wieder – durch technischen K.o. gegen den Franzosen Jean Marc Mormeck. Und wieder gewann er ihn zurück.

Es hatte etwas sensationelles, als Hill am 27. Januar 2006 wie aus dem Nichts zum dritten Mal Champion wurde. In Atlantic City besiegte er den Russen Waleri Brudow einstimmig nach Punkten. Es war dieser Sieg seines letzten und einzigen Bezwingers, der Henry Maske zum Comeback gegen Virgil Hill animierte. Der Deutsche ist nur zwölf Tage älter als sein amerikanischer Rivale.

Es ist allerdings höchst ungewöhnlich, dass die WBA Hill 14 Monate lang zu keiner Pflichtverteidigung aufforderte und den Kampf gegen Maske erlaubte, obwohl der nicht als offizieller Herausforderer antritt und den Titel nicht gewinnen kann. Trotzdem verliert Hill seinen bei einer Niederlage. Er glaubt, sich diesen Kampf über die Jahre verdient zu haben, er sagt: „Es ist eine Art Anerkennung für meine jahrzehntelange Treue zu dieser Organisation.“

Hartmut Scherzer

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