Sport: Leere im Rückspiegel
Ferrari dominiert die Formel 1, doch die Konkurrenz sieht sich auf dem richtigen Weg
Sepang. Gerade einmal zwei von 18 Rennen sind in der Formel-1-WM 2004 ausgetragen worden, und schon wird die Frage gestellt, ob die WM-Entscheidung bereits gefallen ist. Nach den zwei Siegen von Michael Schumacher bei den Grand Prix von Melbourne und Sepang sieht es zumindest so aus, dass kein anderer Fahrer den sechsmaligen Weltmeister im Ferrari vom Titelkurs abbringen kann. Es ist Michael Schumacher selbst, der Prognosen dieser Art kurz nach Saisonbeginn nicht unwidersprochen lässt.
Und nach dem Rennen in Malaysia, das er nur noch mit knapp mehr als fünf Sekunden vor Juan Pablo Montoya im BMW-Williams für sich entschieden hatte, schöpft auch die Konkurrenz wieder etwas Mut für die Zukunft. Noch in Melbourne lag der Kolumbianer als Fünfter schließlich 1,8 Minuten hinter dem Deutschen. Demnach scheint für Montoya und die Stars in den anderen Top-Teams nicht alles verloren zu sein. 16 Rennen gibt es schließlich noch.
Vor allem BMW-Williams, vor Saisonbeginn als schärfster Gegner von Ferrari eingestuft, hofft bereits für das nächste Rennen am 4. April in Bahrain. Bei der dort herrschenden trockenen Hitze dürften die Streckentemperaturen dann deutlich über 50 Grad klettern. Für Michelin, das BMW-Williams Reifen liefert, wäre dies eine weitere Hilfe. Einen kleinen Vorteil hat BMW-Williams ohnehin schon durch Testfahrer Marc Gené erlangt, denn der durfte in der vergangenen Woche bei der offiziellen Strecken-Eröffnung in Bahrein fahren. Damit verfügen BMW-Williams und Michelin exklusiv über Streckendaten.
McLaren-Mercedes kann damit zwar nicht aufwarten, dennoch herrscht im Team der Silberpfeile keine Untergangsstimmung. Dank eines neuen Frontflügels sah es in Malaysia nicht mehr ganz so trostlos aus. Einen weiteren Schritt nach vorn erhofft man sich in Bahrein vom Einsatz einer neuen Hinterrad-Aufhängung. Wenn diese genauso viel an Fortschritt bringt wie der Frontflügel, könnte das für McLaren-Mercedes der nächste Schritt nach vorn sein.
Während die Teams von BMW-Williams und McLaren-Mercedes damit langsam erst einmal ihrem Ruf als WM-Mitfavoriten gerecht werden wollen, ist man bei Renault und BAR-Honda keinesfalls unzufrieden. Fernando Alonso im Renault hätte schon in Malaysia zum schärfsten Gegner von Michael Schumacher werden können, hätte er nicht sein Qualifying im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand gesetzt und aus der letzten Startreihe losfahren müssen. Wie Alonso dann nach grandiosem Start noch auf Rang sieben in die WM-Punkte fuhr, ehe ihm sein Team durch eine etwas seltsame Strategie – kein Boxenstopp mehr in der zweiten Rennhälfte – noch bessere Chancen verdarb, war eindrucksvoll. Aber dieser Fehler ändert nichts an der guten Perspektive von Renault. Ab dem Europa-Auftakt in Imola am 25. April soll von den Franzosen ein noch stärkerer Motor eingesetzt werden.
BAR-Honda ist momentan das Aufsteiger-Team der Saison, was Jenson Button mit seinem dritten Platz in Malaysia unterstrich. Vor allem jener Button ist motivierter denn je, schließlich will er sich für einen Platz bei BMW-Williams empfehlen. Sollte dort neben Montoya, der zu McLaren-Mercedes wechselt, auch Ralf Schumacher weggehen, ist der Engländer ein Nachfolge-Kandidat.
Während jene Fans, die nicht Schumacher und Ferrari die Daumen drücken, auf mehr Spannung hoffen dürfen, kann Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo die Kritik an der Überlegenheit seines Teams nicht nachvollziehen. „Es ist die Aufgabe der Konkurrenz, dieser Meisterschaft Spannung zu geben“, sagte der Italiener, der weitere Lehrstunden für die gedemütigte Konkurrenz ankündigte: „Das Schöne ist, wir wissen, wo wir das Auto noch verbessern können.“ Und Italiens „Tuttosport“ schrieb: „Michael ist unerreichbar. Er rennt schon seinem neuen Titel entgegen.“ Nur, entschieden ist noch nichts.