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Quarterback Joe Flacco gilt mit Titelverteidiger Baltimore Ravens keineswegs als Topfavorit.

© dpa

Big Four - Die US-Sport-Kolumne: Luxus und Kater

Jeden Donnerstag berichten wir in unserer Kolumne "Big Four" über Themen aus den vier großen US-Profiligen. Los geht's heute mit dem ersten Teil unserer Vorschau auf die neue Saison in der NFL.

Am 5. September beginnt die neue Spielzeit in der National Football League (NFL) mit dem Eröffnungsspiel zwischen den Denver Broncos und Titelverteidiger Baltimore Ravens. Für uns Anlass, unsere neuen US-Sport-Kolumne zu starten. Jeden Donnerstag werden wir an dieser Stelle über das Neueste vom American Football, Basketball, Eishockey und Baseball berichteten. In den ersten Wochen werden Themen aus der NFL und der Major League Baseball (MLB) dominieren, später, nach dem Start der NHL und NBA kommen auch die Eishockey- und Basketball-Fans in den Genuss, über ihre Lieblingssportart informiert zu werden.

Die NFL wird in diesem Jahr für alle Deutschen Fans noch einmal interessanter, erst recht aus Berliner Sicht. Mit Björn Werner (Indianapolis Colts) ist nach Sebastian Vollmer (New England Patriots) und Markus Kuhn (New York Giants) endlich auch ein Spieler aus der deutschen Hauptstadt in der stärksten Football-Liga der Welt vertreten. Als First-Round-Pick sind die Erwartungen an Verteidiger Werner in Indianapolis hoch. Wir betrachten in unserer Vorschau die Divisionen der beiden Conferences und wagen einen Ausblick. Den Anfang machen heute die Divisionen der AFC. Natürlich können Sie gern mitdiskutieren und eigene Tipps abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!

AFC East

Die zwei bestimmenden Themen in diesem Sommer hatten jeweils mit den New England Patriots zu tun. In beiden Fällen verlor Quarterback Tom Brady zwei seiner liebsten Anspielstationen – wenn auch auf recht unterschiedliche Weise. Zuerst verließ Receiver Wes Welker die Patriots und wechselte ausgerechnet zum sportlich größten Rivalen Denver Broncos. Dann wurde der menschlich schwierige aber wertvolle Tight End Aaron Hernandez verhaftet, weil er mindestens an einem Mord maßgeblich beteiligt gewesen sein soll. Hernandez sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Wird er schuldig gesprochen, und danach sieht es aus, wird er lebenslang im Gefängnis bleiben. Aber auch ohne Hernandez und Welker sollten die Patriots stark genug sein, ihre schwache Division zu gewinnen. Am ehesten könnten ihnen wohl noch die Miami Dolphins mit dem talentierten Quarterback Ryan Tannehill und dem aus Pittsburgh verpflichteten Receiver Mike Wallace gefährlich werden.

Die Buffalo Bills überraschten im April beim Draft, als sie als ersten Quarterback des Jahrgangs EJ Manuel und nicht den von fast allen Experten höher eingeschätzten Geno Smith auswählten. Smith wurde spät in der zweiten Runde von den New York Jets gedrafted, wo er mit Mark Sanchez um den Platz als Starter konkurriert. Sanchez enttäuschte bisher, Smith gilt als launisch. Viel Konfliktpotential also bei einem Team, das in den vergangenen zwei Jahren vor allem durch stete Selbstzerfleischung auffiel. Im Sommer wurde Starverteidiger Derell Revis nach Tampa Bay abgegeben. Gründe, warum die Jets dieses Jahr eine bessere Saison spielen sollten, gibt es nicht. Gut möglich, dass Trainer Rex Ryan das Ende der Saison nicht mehr im Amt erlebt.

Tagesspiegel-Tipp: 1. New England Patriots, 2. Miami Dolphins, 3. Buffalo Bills, 4. New York Jets.

AFC North

In Baltimore folgte nach dem Meisterrausch im Februar ein böser Kater. Das erfolgreiche Team fiel auseinander, vor allem in der Defensive mussten schmerzliche Abgänge verkraftet werden. Ray Lewis beendete seine Karriere, Ed Reed zog es nach Houston, Paul Kruger, Bernard Pollard und Offensiv-Waffe Anquan Boldin suchten ebenfalls das Weite. Jahrelang war die Verteidigung die große Stärke der Ravens, nun endet eine Ära. Gehalten werden konnte dagegen Quarterback Joe Flacco. Ausgestattet mit einem 120 Millionen-Dollar-Vertrag ist er nun der bestbezahlte Spielmacher der Liga. Viel Geld für einen Spieler, der bisher nur in den vergangenen Play-offs sein Potenzial vollständig zeigte.

Durch die vielen Abgänge wird es der Titelverteidiger in der umkämpften Division schwer haben, sich überhaupt für die Play-offs zu qualifizieren. Viel wird den talentierten Cincinnati Bengals zugetraut, wo Quarterback Andy Dalton und Receiver A.J. Green für Furore sorgen. Die Pittsburgh Steelers können weiter auf ihr eingespieltes Team setzen und wollen es nach dem Verpassen der Play-offs dieses Mal besser machen. Cleveland dürfte dem Trio wie schon in den vergangenen Jahren wenig entgegen zu setzen haben.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Pittsburgh Steelers, 2. Cincinnati Bengals, 3. Baltimore Ravens, 4. Cleveland Browns.

AFC South

Seit zwei Jahren gelten die Houston Texans als Kandidat für den Super Bowl. Das frühe Aus in Play-offs in der vergangenen Saison und die dabei gezeigte Leistung gegen New England gelten noch immer als große Enttäuschung. Die Texans haben ihre ohnehin schon starke Verteidigung rund um Superstar  J.J Watt mit dem erfahrenen Ed Reed verstärkt, aber ob Quarterback Matt Schaub es in den entscheidenden Spielen tatsächlich mit Peyton Manning oder Tom Brady aufnehmen kann, darf bezweifelt werden. Allein das überragende Laufspiel mit Running Back Arian Foster dürfte da zu wenig sein.

Ein Berliner in der NFL. Björn Werner steht bei den Indianapolis Colts vor seiner ersten Saison als Profi.

© AFP

In ihrer Division gelten die Texans trotzdem als klarer Favorit vor den Indianapolis Colts. Dort muss Quarterback Andrew Luck seine überragende Rookie-Saison bestätigen. Einiges erwarten sich die Colts zudem vom Berliner Verteidiger Björn Werner, den sie an 24. Stelle im Draft auswählten. In Tennessee ist man gespannt, ob es Quarterback Jake Locker doch noch schafft, auch in der NFL zu bestehen und seinen Ruf als großes Talent zu rechtfertigen. Für die Titans dürfte es aber genauso eine Übergangssaison werden wie für die Jacksonville Jaguars, die derzeit von vielen Experten als das schwächste Team der Liga angesehen werden. Daran wird auch Top-Pick Luke Joeckel wohl wenig ändern können.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Houston Texans, 2. Indianapolis Colts, 3. Tennessee Titans, 4. Jacksonville Jaguars.

AFC West

Ihr Ausscheiden in den vergangenen Play-offs ist inzwischen schon legendär, die Niederlage nach zweifacher Verlängerung gegen Baltimore tat den Denver Broncos richtig weh. Sie trübte eine ansonsten grandiose erste Saison von Quarterback Peyton Manning in Colorado. Nun hat Manning in Person von Wes Welker eine weitere Luxusanspielstation dazu bekommen. Alles andere als der Einzug in den Super Bowl wäre für Denver eine große Enttäuschung.

Von solchen Zielen sind sie bei den Kansas City Chiefs weit entfernt, jedoch ist die Erwartungshaltung auch bei ihnen stark gestiegen. Nach dreizehn Jahren verließ Trainer Andy Reid die Philadelphia Eagles und heuerte wenig später in Kansas City an. Eine weitere wichtige Entscheidung trafen die Chiefs mit der Verpflichtung von 49ers-Quarterback Alex Smith, der die langjährigen Probleme auf der Spielmacher-Position beheben soll. Hoffnungen ruhen auch auf Number-One-Pick Eric Fisher, der die Offensive Line stabilisieren soll.

In San Diego muss Quarterback Philip Rivers unter dem neuen Trainer Mike McCoy zeigen, dass die vergangenen zwei enttäuschenden Jahre nur ein vorübergehendes Karrieretief darstellten. Vor dem kompletten Neuanfang stehen die Oakland Raiders mit dem neuen Trainer Dennis Allen. Quarterback Carson Palmer hat die Raiders Richtung Arizona verlassen, um seine Nachfolge konkurrieren Matt Flynn, Terelle Pryor und Rookie Tyler Wilson. Hoffnungen ruhen auf Rookie-Cornerback D.J. Hayden.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Denver Broncos, 2. San Diego Chargers, 3. Kansas City Chiefs, 4. Oakland Raiders.  

Am 29. August geht es in unserer Kolumne weiter mit der Vorschau auf die NFC.  

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