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Abgang. Jose Mourinho hat Paul Pogba (Hintergrund) in Manchester zum letzten Mal ausgewechselt.

© Reuters

Premier League: Manchester und das Missverständnis Mourinho

Manchester United trennt sich von Trainer Mourinho. Nach zweieinhalb Jahren, in denen viel Geld ausgegeben wurde und wenig erreicht. Ein Kommentar.

Jetzt ist er also weg und der Rasen brennt. Nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt haben bei Manchester United im Stadion Old Trafford, die Fans nennen es gern Theatre of Dreams. Im Theater der Träume ist unter dem Fußballtrainer José Mourinho keine Leidenschaft entbrannt und der Traum von der Rückkehr zu alter Größe mal wieder ausgeträumt. Am Dienstag hat Manchester United das Missverständnis mit Mourinho beendet. Nach zweieinhalb Jahren, in denen diese einstige Weltmacht unfassbar viel Geld verpulvert hat und doch nie ernsthaft im Verdacht stand, die Premier League zu gewinnen. Nach 19 Spielen liegt United unfassbare 19 Punkte hinter den Tabellenführer FC Liverpool.

Mourinhos Fußball war noch nie zur Unterhaltung des Publikums konzipiert. Das ist ihm verziehen worden, solange er Erfolg hatte. Beim FC Porto, wo er mit einer Mannschaft der Namenlosen die Champions League gewann. Wie später auch mit Inter Mailand, dort steht die Reduktion des Spiels auf das Ergebnis seit den Zeiten des Helenio-Herrera-Catenaccios in einer gewissen Tradition. Überall sonst haben sie ihn davongejagt. In Madrid geriet Mourinho mit Cristiano Ronaldo, Iker Casillas und Sergio Ramos aneinander, in Chelsea mit der ganzen Mannschaft und jetzt in Manchester mit Paul Pogba, der Hochbegabung aus Frankreich.

In seinen guten Zeiten hat Mourinho seinen Spielern einen unglaublichen Corpsgeist eingeflößt

Mourinho hat Pogba vor zweieinhalb Jahren als Einstandsgeschenk bekommen. Seit Wochen legt er das schöne, 105 Millionen Euro teure Geschenk lieblos auf der Ersatzbank ab. Pogba spielt nicht die beste Saison seiner Karriere und doch immer noch auf einem höheren Niveau als die bieder-braven Nemanja Matic, Ander Herrera oder Marouane Fellaini, die sich auf seiner Position im zentralen Mittelfeld versuchen. Mourinho wollte seinen Weltstar klein machen und sich selbst darüber groß, aber so funktioniert Psychologie nur in der Welt der B-Movies.

In seinen guten Zeiten hat Mourinho seinen Spielern einen Corpsgeist eingeflößt, über den der kickende Narziss Zlatan Ibrahimovic einmal sagte: „Für ihn hätte ich getötet!“ Heute mag niemand mehr für Mourinho kämpfen, sprinten, grätschen. Sein Geschäftsmodell hat sich überlebt, ist an sich selbst gescheitert und seiner Hybris, sein Ego über die Mannschaft zu stellen. Am Sonntag, nach dem 1:3 in Liverpool, hat sich Mourinho über seine Spieler lustig gemacht und die Schuld für Uniteds Konsolidierung im Mittelfeld der Tabelle mal wieder bei allen anderen gesucht, nur nicht bei sich selbst. Jetzt ist er weg und der Rasen verbrannt.

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