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Training in Geduld. Mario Götze fällt bis auf Weiteres aus, seit dem WM-Titel 2014 ist seine Karriere von Rückschlägen geprägt. Foto: DeFodi/Imago

© imago/DeFodi

Borussia Dortmund: Mario Götze: Treibstoff und Spekulationen

Die Stoffwechsel-Erkrankung von Fußball-Weltmeister Mario Götze bleibt rätselhaft. Borussia Dortmund hält sich bislang in seinen Auskünften bedeckt.

Als Professor Hans-Georg Predel Ende Februar erfuhr, dass Mario Götze an einer Stoffwechselerkrankung leidet, ging es ihm wie vielen Fußballfans. Endlich schien es einen Grund zu geben für die rätselhafte Formkrise und die vielen gesundheitlichen Rückschläge des Dortmunder Fußballprofis, der die deutsche Nationalmannschaft 2014 in Brasilien zum WM-Titel geschossen hatte. „Ich war schon der Meinung, dass da etwas mehr dahintersteckt als nur eine Formkrise oder eine unglückliche Anhäufung von Muskelverletzungen“, sagt Predel, der Sportmedizin an der Sporthochschule Köln lehrt. „Das war mir alles zu dünn.“

Genau sagen, woran Götze leidet und welche Konsequenzen dies für den 24-Jährigen haben wird, kann aber auch der Experte nicht.

Der BVB hatte sich bei seiner Erklärung zu Götzes Erkrankung extrem bedeckt gehalten. Die Dortmunder teilten lediglich mit, der Profi leide an einer „Stoffwechselstörung“. Es sei deshalb „zwingend notwendig“, ihn aus dem Training zu nehmen. Seitdem wird viel darüber spekuliert, woran Götze genau leidet. „Das ist eine sehr große Spannweite, in der wir uns medizinisch bewegen“, sagt auch Hans-Georg Predel. Laut Medienberichten ist eine Störung des Muskelstoffwechsel am wahrscheinlichsten. Aber auch das sagt noch nicht viel. „Der Muskel ist ein hochkomplexes biologisches System“, sagt Professor Predel. Einerseits könne eine Störung die Energiebereitstellung des Muskels betreffen, also die Zufuhr von Energielieferanten wie Fetten, Kohlenhydraten und Sauerstoff, sozusagen den Treibstoff des Muskels. Andererseits haben Muskel laut Predel auch noch etliche Funktionen, die noch viel weiter gehen, aber wissenschaftlich noch lange nicht komplett erforscht sind.

Vermutlich wäre die Erkrankung bei einem Nicht-Hochleistungssportler gar nicht entdeckt worden, bei einem extremen Belastungen ausgesetzten Athleten wie Götze aber machte sie sich bemerkbar. Wie vielen Fußballinteressierten ist auch dem Kölner Professor Hans-Georg Predel aufgefallen, dass Götze zuletzt „Spritzigkeit, Schnelligkeit und Dynamik“ gefehlt haben, wie der Kölner Professor sagt. Zudem fiel der Weltmeister immer wieder mit Beschwerden wie Muskelverhärtungen, Zerrungen oder Adduktorenbeschwerden aus. „Was die Ursachen sind, bleibt aber Sache der Spekulation“, sagt Predel.

Nach der Diagnose stellt sich die Frage nach einer Therapie

Gewissheit werden nun wohl medizinische Tests bringen, denkbar sind Ultraschalluntersuchungen, Kernspinaufnahmen sowie eine Biopsie, also die Entnahme von Muskelgewebe mit anschließender Diagnostik. Laut Predel gibt es aber keinen „in Stein und Marmor gemeißelten Diagnostikpfad“. Nach der Diagnose stellt sich die Frage nach einer Therapie, es war bereits zu lesen, Götze müsse „seinen Körper neu justieren“. Für Hans-Georg Predel ist das eine problematische Formulierung. „Das klingt so, als seien fundamentale Änderungen nötig“, sagt er. „Das kann so sein, muss aber nicht so sein.“

Zudem ist nicht einmal sicher, dass es sich tatsächlich um ein Muskelproblem handelt. „Stoffwechselprobleme können jedes Organ betreffen, direkt und indirekt. Das geht in die Tausende“, sagt Professor Bertram Wiedenmann von der Charité Berlin. Auch der Stoffwechsel-Experte will sich nicht an Spekulationen beteiligen oder über eine Therapie mutmaßen. Das beste Beispiel für eine simple Ersatztherapie ist laut Wiedenmann Diabetes. „Ihnen fehlt Insulin, sie geben es dazu – und das System funktioniert wieder“, sagt Wiedenmann. „Aber so einfach ist das bei Herrn Götze mit Sicherheit nicht.“

Zu Tage gefördert worden war die Erkrankung durch eine Blutuntersuchung, auf Drängen des Dortmunder Mannschaftsarztes. Seit der Erklärung des Vereins ist kaum etwas über Götzes Zustand und eine mögliche Therapie öffentlich geworden. Anfang dieser Woche sagte Götzes Vater der „Bild“, über die genaue Behandlung werde „demnächst entschieden“. Seinem Sohn gehe es „so weit okay. Aber er kann halt nicht viel machen außer zu Hause zu sitzen und zu warten.“

Auch die Dortmunder, die am Mittwoch ohne Mario Götze in der Champions League gegen Benfica Lissabon antreten, werden wohl noch viel Geduld haben müssen.

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