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Sport: Mehr Geld im Kopf

Die Deutsche Fußball-Liga ist zuversichtlich, dass sie die TV-Rechte an der Bundesliga besser vermarkten kann

Frankfurt/Main. Wilfried Straub ist ein fleißiger Mann. Doch gemessen an seinem ohnehin üppigen Arbeitspensum hat der Geschäftsführende Vorsitzende der Deutschen Fußball-Liga (DFL) diese Wochen eine wahre Mammutaufgabe zu erledigen. Quasi im Alleingang versucht Straub die Fernsehrechte für die Fußball-Bundesliga Gewinn bringend zu veräußern. „Ich glaube, ich habe den Markt ganz gut im Griff“, sagte Straub nach der Sitzung von DFL-Vorstand und -Aufsichtsrat in Frankfurt. „Ich lasse mich daran messen, was ich bringe.“ Das ist die Summe, die deutlich über dem vom Vermarkter Infront gebotenen und von der Liga einmütig als zu gering erachteten Betrag von 272,5 Millionen Euro liegen soll. Als Minimum gelten in Liga-Kreisen 300 Millionen Euro.

Straub sagte gestern selbstbewusst: „Wenn ich an fünf Millionen scheitere und dafür entlassen werde, habe ich Pech gehabt.“ Zuversicht bezieht er nicht zuletzt aus einem seit Mittwochabend telefonisch vorliegenden, aber nicht näher bezifferten Angebot des Pay-TV-Senders Premiere. „Wir werden das nun genau prüfen und bewerten“, sagt Straub. DFL-Chef Werner Hackmann verteidigte die Absicht des Liga-Verbandes, künftig eigenständiger und aktiver die Fernsehvermarktung zu betreiben. Die Tür für Infront, die Firma von Günter Netzer, ist zu, „es sei denn sie bieten plötzlich viel mehr“, sagte Hackmann.

Fest steht für die DFL, dass sie den Sendern künftig selbst die Fernsehbilder zur Verfügung stellen will. Über zwei Modelle wird diskutiert: Die DFL macht es selbst, oder aber sie bindet den ausscheidenden DFL-Geschäftsführer Michael Pfad ein, der demnächst zusammen mit Manfred Müller, dem früheren Torhüter der Bayern, eine eigene Produktionsgesellschaft gründen will, an der die DFL zu 75 Prozent beteiligt wird. Auch die Pläne für einen eigenen Liga-Kanal werden intensiviert, sobald im März eine neue Machbarkeitsstudie vorliegt. „Das ist keine Drohung an Premiere“, sagt Hackmann, „sondern eine Fürsorgepflicht für die Vereine.“

Die DFL als Bilder-Produzent und Kanal-Betreiber – das schürt Skepsis. Will da jemand kritische Szenen sezieren? Straub und Hackmann wiegeln ab: „Es wird keine Art von Zensur geben. Jegliche Eingriffe in die journalistische Freiheit schließen wir aus.“ Zunächst soll den TV-Stationen nur das Basis-Signal zum Übertragungswagen geliefert werden. Was die Sender dann daraus machen, sei deren Sache.

Auch im Ausland soll die Bundesliga häufiger zu sehen sein. Um die Auslandsvermarktung bewerben sich mehrere Agenturen. Die besten Aussichten besitzt der Sportrechtevermarkter Sportfive, der mindestens das Doppelte der bisherigen 15 Millionen Euro erlösen will. Erst in einigen Wochen kann jedoch konkreter verhandelt werden, weil der Freistellungsantrag zur Zentralvermarktung erst jetzt bei der EU-Kommission in Brüssel vorliegt. Vor allem Bayern München hatte zahlreiche Einwände durchgesetzt, sodass bei Internet, Mobilfunk und anderen Service-Leistungen den Vereinen eine Einzelvermarktung erlaubt wird.

Offen lässt die DFL-Spitze, ob die Bundesliga künftig weiter am Sonntag oder auch am Freitag spielt. Straub ist froh, „dass ich keine Vorgaben spüre“, aber er verspricht auch, „in dem Puzzle ein Stück an den Fan zu denken“. Hackmann, der einst den Samstagmittag zur Diskussion freigegeben hatte, erteilte nun zumindest dem Sonntagnachmittag eine Absage: „Das ist nicht sehr wahrscheinlich.“

Grundsätzlich gilt nach der Mitgliederversammlung: Ob die 36 Lizenzvereine wollen oder nicht: Ihre finanzielle Situation hängt beinahe allein vom Verhandlungsgeschick des Herrn Straub ab.

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