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Fußballkönige unter sich. Diego Maradona (links) kickte am Montag mit Fifa-Präsident Gianni Infantino in Zürich und schwärmte danach von einer 48er-WM. Foto: Reuters/Wiegmann

© REUTERS

Fifa-Council in Zürich: Mit Maradonas Segen zur 48er WM

Bevor die Fifa am Dienstag über eine WM-Aufstockung berät, wirbt Präsident Gianni Infantino weiter für seine Pläne - und setzt dabei auf Stars vergangener Tage.

Von Johannes Nedo

Einer der Slogans, mit dem Gianni Infantino vor fast einem Jahr zum Fifa-Präsidenten gewählt wurde, lautet: „Der Fußball muss zur Fifa zurückgebracht werden.“ Damit wollte der Schweizer zunächst zum Ausdruck bringen, dass mit ihm beim Fußball-Weltverband Skandale und Korruption überwunden werden – und stattdessen endlich wieder der Sport in den Vordergrund rückt. Aber vor allem versteht Infantino seinen Wahlspruch offenbar so, dass bei der Fifa einfach mehr gekickt werden soll.

Auch am Montag lud er daher in Zürich zu einem so genannten Legenden-Spiel. Auf dem Kunstrasenplatz neben der Fifa-Zentrale spielten ehemalige Stars wie Diego Maradona, Zvonimir Boban, Carles Puyol, Gabriel Batistuta und Celia Sasic dick eingemummelt vor winterlicher Kulisse zusammen mit Fußballfunktionären – natürlich Infantino, Uefa-Präsident Aleksander Ceferin und der Chef des US-Verbands, Sunil Gulati. Der Kick muss den Beteiligten unbändigen Spaß bereitet haben, auf den Fotos davon lachen Infantino und Maradona jedenfalls um die Wette.

Doch der Fifa-Präsident nutzte die Promi-Veranstaltung ebenfalls, um wieder für sein großes Anliegen zu werben: eine Aufstockung der Weltmeisterschaft auf 40 oder 48 Mannschaften. Bevor das Fifa-Council, das höchste Gremium des Weltverbands, sich an diesem Dienstag mit dem Thema beschäftigt, schickte er Maradona vor. Völlig überraschend ist der Argentinier begeistert von Infantinos Plänen. „Es ist eine wunderbare Idee“, sagte der 56-Jährige. „So haben Länder die Möglichkeit zur Teilnahme, die sonst niemals eine WM spielen dürften. So gibt man jeder Nation Hoffnung und die Leidenschaft für Fußball lebt neu auf.“

Wundervoll klingen diese Sätze. Mehr Hoffnung für alle, dank eines riesig aufgeblähten Turniers. Weil Infantino und seine Vertrauten auch hinter den Kulissen kräftig Überzeugungsarbeit leisten, deutet derzeit vieles daraufhin, dass ab der WM 2026 dann 48 Mannschaften teilnehmen und in 16 Dreiergruppen antreten. Dies würde eine weitere radikale Änderung hervorrufen: In Vorrundenspielen, bei denen es nach 90 Minuten unentschieden steht, kommt es zum Elfmeterschießen. So soll langweiliges Taktieren vermieden werden.

Für die meisten Verbände scheinen all die Eingriffe in das Turnierformat und die Fußballregeln kein Problem darzustellen, solange sich für sie die Chance erhöht, bei der WM dabei zu sein. Aus Venezuela sickerte durch, dass Nord-, Mittel- und Südamerika künftig gemeinsam eine Qualifikationsrunde spielen wollen, wenn das WM-Kontingent auf 14 statt bislang sieben bis neun Plätze erhöht wird.

Doch zu den Befürwortern zählen nicht nur die Verbände Mittel- und Südamerikas, Asiens und Afrikas. „Die Teilnahme an einer WM-Endrunde bringt einem kleinen Verband wie dem österreichischen mehrere Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen, die wir trotz unserer Sponsoren dringend benötigen“, sagte Österreichs Verbandschef Leo Windtner. Die Europäer sind allerdings gespalten. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist gegen eine Erweiterung der Teilnehmerzahl, England wäre offenbar für die 48er-Variante, wenn Europa aber auch einige zusätzliche Startplätze bekommt und nicht zu Lasten Asiens oder Afrikas benachteiligt wird. „Alle haben eine klare Meinung. Es ist aber nicht sicher, dass es auch ein Ergebnis geben wird. Wir müssen die Sitzung abwarten“, sagte Uefa-Präsident Ceferin. Darum könnte die Entscheidung auch nochmals vertagt werden bis zum Fifa-Kongress im Mai in Bahrain.

Infantino kann all das Lavieren nicht verstehen. Für ihn liegen die Vorteile auf der Hand: mehr Geld. Laut eines vertraulichen Fifa-Berichts, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, würde eine 48er-WM 605 Millionen Euro mehr einbringen. Und das ist für viele eben das Hauptargument.

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