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Alba Berlin: Muli Katzurin: Ein Offizier und Gentleman

Albas neuer Basketball-Trainer Muli Katzurin schätzt dieselben Tugenden wie sein Vorgänger: Wie Luka Pavicevic setzt der Israeli auf harte Arbeit und Disziplin.

Berlin - Man konnte fast sehen, wie es hinter Muli Katzurins Stirn arbeitete. Rechts auf dem Podium referierte Albas Geschäftsführer Marco Baldi gerade über die Hintergründe des Trainerwechsels beim Berliner Basketball-Bundesligisten, links versuchte der neue Coach, möglichst viel zu verstehen, zu verarbeiten, aufzusaugen. Während Albas Pressesprecher im Flüsterton für den 56-Jährigen übersetzte, huschten dessen Augen hektisch hin und her. Am Montag war Katzurin nach 48 Stunden ohne Schlaf in Berlin gelandet, bis zu seiner offiziellen Vorstellung am Dienstag hatte er bereits zwei Trainingseinheiten geleitet. „Es ist eine besondere Situation, wenn man eine Mannschaft mitten in der Saison übernimmt“, sagte Katzurin. „Es ist eine große Herausforderung – deswegen bin ich hier.“

Alba ist Katzurins 14. Station als Cheftrainer, seit seinem ersten Engagement im Alter von 27 Jahren hat er bestimmte Überzeugungen entwickelt. „Ich sage, was ich denke. Und ich denke, was ich sage“, erklärte der Israeli. „Ich habe hohe Erwartungen – auch an mich selbst, nicht nur an andere.“ In Sachen Ernsthaftigkeit dürfte Albas neuer Trainer seinem Vorgänger Luka Pavicevic kaum nachstehen, davon zeugte nicht nur Katzurins akkurat geschnittene Frisur und sein blütenweißes Hemd. „Die Spieler werden tun, was ich sage. Das ist mein Job“, sagte Katzurin. „Wenn man arbeitet, dann arbeitet man. Danach kann man Witze machen.“ Der ehemalige Nationaltrainer Polens und Israels weiß, wie man sich Respekt verschafft. Höflich war sein erster Auftritt, aber bestimmt.

Bis zum Saisonende soll Katzurin zunächst in Berlin bleiben. Was für Alba danach kommt, ist unklar. An den Spekulationen, der Israeli könnte nur als Platzhalter für Alba-Übervater Svetislav Pesic dienen, wollte sich Marco Baldi nicht beteiligen. „All unsere Konzentration gilt dem Hier und Jetzt“, sagte Baldi. „Und nicht dem nächsten oder übernächsten Jahr.“ Katzurins erste Aufgabe ist es, sein Team auf das Eurocup-Heimspiel am Donnerstag gegen Panellinios Athen vorzubereiten. Danach geht es im Dreitagerhythmus weiter bis zu den Play-offs, in denen Alba trotz bislang sechs Bundesliga-Niederlagen Deutscher Meister werden will. Für dieses Ziel hat sich Katzurin sofort in die Arbeit gestürzt, am Montagabend habe er sich nach dem ersten Training „total zerstört“ gefühlt, „heute bin ich aber wie neugeboren aufgewacht“. Von seinen Spielern erwartet er Professionalität. „Wir müssen jedes Spiel ernst nehmen, niemanden fürchten, alle respektieren“, sagte Katzurin. „Wir müssen uns auf unsere Ziele fokussieren.“ Ein Wort, das auch zu den Lieblingsvokabeln des am Freitag entlassenen Pavicevic gehört.

Weitere Rauswürfe müssen Albas Profis zunächst wohl nicht fürchten, Katzurin zeigte sich angetan von seinem Kader: „Im Moment bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich habe.“ Als Einladung zum Ausruhen sollte das aber kein Spieler verstehen – sonst dürfte Muli Katzurin ungemütlich werden, wie er unmissverständlich erklärte: „Ich hasse Niederlagen. Ich werde nicht nett sein, wenn wir verlieren.“ Die israelische Zeitung „Haaretz“ hatte ihm 2003 sogar den Spitznamen „Sergeant Muli“ verpasst, der Israels Nationalteam in ein „Boot Camp“ verwandelt habe. Katzurin sagte dazu nur: „Wenn mich jemand Sergeant nennen will … Offizier wäre mir lieber.“

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