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Meinung: Muss es immer schneller sein?

Thomas Florschütz, Bobpilot, über die Eisbahn in Whistler

Dass diese Bahn anders ist, merkt man als Sportler schon im Starthaus. Überall sonst wird vor dem Start noch geredet. Nicht in Whistler. Da herrscht eine gespannte Ruhe. Es gibt auf der Welt keine Bob- und Rodelbahn, die so schnell ist wie die, auf der wir bei den Olympischen Spielen fahren. Nun ist hier der Georgier Nodar Kumaritaschwili tragisch zu Tode gekommen. Das macht uns alle betroffen und fassungslos.

Auf der Bahn in Whistler war es mir schon bei meiner ersten Fahrt 2008 mulmig. Ich hatte viel gehört. Vom unglaublichen Tempo. Von Stürzen. Als es losging mit den Trainingsfahrten, sind alle erst einmal vom Frauenstart losgefahren, da ist man 15 Stundenkilometer langsamer. Gleich von ganz oben, das hat sich keiner getraut. Mit dem Viererbob bin ich später dann 153 Stundenkilometer gefahren.

Jede Bahn birgt ein Risiko. Aber in Whistler ist es besonders. Wenn es rund läuft, ist es ein Genuss in Whistler, dann fühlt sich die Bahn harmonisch an, man spürt im Bauch, im Kopf, dass es immer schneller wird. Aber es muss auch wirklich alles funktionieren. In Whistler bin ich immer froh, wenn ich unten bin.

Die Kurven sind sehr scharf. Richtig brenzlig wird es vor allem im unteren Teil. Die Kurvenkombination 12/13 haben wir Fifty-Fifty genannt. Weil ich entweder ankomme – oder auf der Seite liege. Ich bin auf solchen Bahnen konzentrierter, nehme mich mehr in Acht als auf so genannten Autobahnen, auf denen man einfach runterrutscht. Nach dem schlimmen Unfall erst recht.

Muss es wirklich immer schneller gehen? Ich hatte gehört, dass die Bahn eigentlich nur für 135 Stundenkilometer gebaut worden ist. Sicher haben die Verantwortlichen den Ehrgeiz, dass es besonders schnell wird. Vor diesem Ehrgeiz haben wir Sportler etwas Angst. Den Fehler, eine so schnelle Bahn noch einmal zu bauen, werden die Olympia-Organisatoren hoffentlich nicht nochmal machen.


Bobpilot Thomas Florschütz, 31, ist WM-Zweiter im Zweierbob und EM-Zweiter im Viererbob. Bei Olympia startet er im Zweier und im Vierer. Sein Text wurde aufgezeichnet von Friedhard Teuffel.

Thomas Florschütz

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