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Sport: Mutige Unbekannte

Nürnberg hat nur ein Ziel: den Klassenerhalt

Was ist neu?

Sicherlich neu ist die überraschende Zurückhaltung von Präsident Michael A. Roth vor der Saison. Definitiv nicht neu ist die kurzfristige Zielsetzung bei dem Verein, für den Aufstiege fast Programm sind – und damit natürlich auch Abstiege. Ziel ist also: sich irgendwie herausmogeln aus dem Auf und Ab zwischen Erster und Zweiter Liga. Das fordert nicht nur Trainer Wolfgang Wolf. Aber der Coach setzt mit seinem grenzenlosen Optimismus Maßstäbe beim 1. FC Nürnberg. „Ich verspreche, dass wir nicht absteigen werden“, hat der 46-Jährige zuletzt verkündet, eine mutige Aussage. Am nächsten Tag relativierte er seinen eigenen Satz, aber er sagte auch trotzig: „Soll ich etwa versprechen, dass wir absteigen?“ Seine Zuversicht begründet er vorrangig mit dem vorhandenen Potenzial in dem Kader mit dem zweitgeringsten Durchschnittsalter der Liga. 14 Abgängen stehen neun Zugänge gegenüber, doch den Neuen mangelt es an Prominenz – der Preis für die leeren Kassen des Klubs. Abwehrspieler Tomasz Hajto, von Schalke gekommen, und Markus Schroth (zuvor 1860 München) bringen vor allem Routine ein und sollen in kniffligen Phasen auch Verantwortung übernehmen, um Talente wie Ivica Banovic, Markus Daun (beide 23 Jahre alt, beide zuvor Werder Bremen) oder Maik Wagefeld (23, Dynamo Dresden) anzuführen.

Auf dem Weg in seine vermeintlich gute Zukunft wird „der neue Club“ (Sportdirektor Martin Bader) allerdings kontinuierlich von „Altlasten“ (Präsident Michael A. Roth) begleitet. So haben Edgar Geenen (Ex-Sportdirektor, berühmt geworden durch seine öffentlichen Beschimpfungen von Spielern), Thomas Brunner (Ex-Assistenztrainer) sowie Anthony Sanneh sowie Martin Driller (beide Ex-Torjäger) rechtliche Schritte gegen ihren langjährigen Arbeitgeber eingeleitet.

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Wer wird der Star?

Die Mannschaft, falls sie nach 34 Runden mindestens auf Platz 15 zu finden ist. Überragende Einzelkönner verdienen ihr Geld schon seit Jahren nicht mehr in Nürnberg; denkbar scheint jedoch, dass etwa die slowakischen Nationalspieler Marek Mintal (26) und Robert Vittek (21) in dieser Saison beim neunmaligen Deutschen Meister für Aufsehen sorgen können. Der Angreifer Vittek wäre im Junioren-Alter sogar beinahe bei Real Madrid gelandet. „Noch sind wir relativ unbekannt“, sagt Trainer Wolfgang Wolf, „aber nach dieser Saison wird man uns kennen.“

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Was ist möglich?

Beim 1. FC Nürnberg eigentlich alles. Doch selbst das in früheren Jahren schon nach knappen Niederlagen wiederholt zum Größenwahn neigende Umfeld des Vereins würde sich inzwischen mit dauerhafter Bundesliga-Zugehörigkeit auf unterem Niveau begnügen. Mit Trainer Wolfgang Wolf hat ein zuvor nicht gekannter Realismus Einzug gehalten beim Verein. Mehr als der Klassenerhalt dürfte aber für den 1. FC Nürnberg schlichtweg nicht drin sein nach seinem sechsten Aufstieg in die Bundesliga.

Natürlich, die Nürnberger Fußball-Fans sehen das ganz anders. Sie skandieren seit einiger Zeit auf den Tribünen lautstark ihren Sechs-Jahres-Plan. Der Inhalt: „2010, ihr werdet es schon sehen, wir holen den Uefa-Cup, und wir werden Deutscher Meister!“ Das reimt sich zwar nicht, hört sich aber beeindruckend kämpferisch an.

Wolfgang Laaß

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