Neue Weltmeisterin im Schach: „Ich habe gegen sehr viele Männer gewonnen“

Diese Frau kann besonders gut mit Damen umgehen, aber auch mit Königen und mit Männern, die alles dominieren wollen. Brigitte Burchardt, geboren in Sachsen-Anhalt und nach vielen Jahren in Berlin nun im brandenburgischen Falkensee zu Hause, ist gerade Schach-Weltmeisterin der Seniorinnen geworden. Zurück von der portugiesischen Insel Porto Santo in der Heimat hat die 70-Jährige mit dem Tagesspiegel-Newsletter „Im Osten“ über Schach in der DDR und den neuen Brettspielboom gesprochen.

Frau Burchardt, wie haben Sie die Schach-WM erlebt?
Ich war erst einmal ganz schön geschafft. Ich hatte gerade erst die Europameisterschaft an der italienischen Adria-Küste hinter mir, mit sehr anstrengenden Spielen unter anderem gegen zwei Großmeister der Männer. Ich hatte zwar die Wertung der Frauen und damit den Titel gewonnen, aber mir auch eine Erkältung zugezogen und war nun froh, auf Porto Santo das warme Meeresklima zu spüren. Wir waren 13 Frauen über 65 und haben in einem gemeinsamen Turnier mit allen Frauen über 50 gespielt, die spielen alle sehr gutes Schach. Ich konnte dann aber alle Seniorinnen hinter mir lassen, was mich sehr gefreut hat. Ich bin ja nicht mehr regelmäßig im Training.

Wie oft spielen Sie als Rentnerin denn noch Schach?
Für mich ist das nur noch ein Hobby. Ich zehre von dem, was ich gelernt habe. Einmal in der Woche treffe ich mich mit meiner Schachfreundin Annett Wagner-Michel. Wir spielen schon seit 60 Jahren zusammen, sie war wie ich auch in der DDR erfolgreich. Wir nehmen uns immer einen ganzen Tag Zeit, wir essen, spielen und arbeiten Schachbücher durch über Strategien für Endspiele.