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Sport: Neues Vertrauen

Dank Pascal Hens sehen Deutschlands Handballer dem heutigen Slowakei-Spiel gelassen entgegen

Plötzlich drehte sich alles um Pascal Hens. Dicht umringt wie ein Funkturm im Häusermeer stand der 2,03 Meter lange Hamburger in der St. Jakobshalle in Basel und genoss diese Situation. Beim 31:31 (16:15) gegen Weltmeister Spanien im ersten Gruppenspiel der Handball-Europameisterschaft war Hens der Star des Spiels gewesen. „Endlich hat er die Leistung gebracht, die ich schon lange von ihm fordere“, sagte Heiner Brand über den Auftritt des 25-Jährigen. Grund zur Euphorie gab es für den deutschen Bundestrainer nicht. „Das ganze Team war stark“, sagte er, „aber außer einem guten Spiel haben wir doch noch nichts erreicht.“

Dennoch war die Leistung speziell von Pascal Hens dazu angetan, den nächsten Auftritten des deutschen Teams zuversichtlich entgegen zu sehen. Weder der Bundestrainer noch Hens’ Mitspieler haben eine Erklärung dafür, warum es gerade jetzt beim linken Rückraumspieler aufwärts geht. Torhüter Henning Fritz vom THW Kiel, der selbst gegen Spanien eine Weltklasseleistung bot, sagt: „Dass er über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt, wissen wir. Diese aber auch im entscheidenden Augenblick abrufen zu können, ist allein Kopfsache.“ Demnach müsste sich bei ihm auch mental etwas geändert haben. Heiner Brand bestreitet jedoch, dass dies unmittelbar mit der schweren Verletzung von Oleg Velyky zusammenhängt, nach dessen Ausfall mehr Verantwortung in Angriff und Deckung auf Hens übertragen wurde. „Das war es nicht, beide haben ja zuletzt auch gut miteinander gespielt“, sagte Brand. Doch die Aussage des in der Vergangenheit von vielen Verletzungen geplagten Hens ging in die andere Richtung. „Man sieht doch, wenn man mir Vertrauen schenkt, dann klappt das schon.“ Unterstützt wurde der Spieler mit dem blondgefärbten Haarstreifen auf dem Kopf von der Tribüne aus von seiner Freundin, den Eltern und den zukünftigen Schwiegereltern. „Alle sind sie da, da muss man sich doch zusammenreißen“, sagte er lächelnd.

Und wie er sich zusammenriss gegen den EM-Favoriten Spanien. Von elf Würfen versenkte er neun im Tor von David Barrufet, Startorhüter beim FC Barcelona. Aber erfolgreich waren auch andere deutsche Spieler, so der Kieler Christian Zeitz (6), Kreisläufer Andrej Klimowets (Kronau/Östringen, 5), Frank von Behren (Gummersbach) und Florian Kehrmann (Lemgo, je 3). Es war die Art und Weise, wie Hens seine Treffer erzielte, die so imponierte. Meist kurz hinter der Mittellinie in der gegnerischen Hälfte angespielt, brachte er sich mit ein paar Schritten in Schwung, dann stieg er ein oder zwei Meter vor der Abwehr hoch und warf den Ball mit bis zu 110 Stundenkilometern ins Netz. „Sind diese Würfe genau, hat kein Torhüter dieser Welt eine Chance“, sagte Henning Fritz. Wenn Hens dennoch aus der Höhe keine Chance zum Torwurf sah, hatte er immer noch den Blick für den freien Mitspieler am Kreis oder auf der Außenposition.

Als das deutsche Team gegen Spanien 0:5 nach viereinhalb Minuten zurücklag und Brand eine Auszeit nehmen musste, war Hens an der Aufholjagd beteiligt (6:8/13. Minute). Später zeichnete er sogar für ein Torepolster verantwortlich: beim 16:13 (30.), 23:21 (41.) und 29:26 (54.). Dass es dennoch nicht zum Sieg gereicht hat, enttäuschte ihn nur kurz. „Der eine Punkt, den wir ja in die Hauptrunde mitnehmen konnten, ist doch ein Riesenerfolg“, sagte er, „wir müssen so oder so gegen die Slowakei gewinnen.“ In diesem zweiten Vorrundenspiel heute um 14 Uhr (live im WDR) wird es aus seiner Sicht „viel schwieriger, die Leistung vom Spanienspiel zu wiederholen.“ Vorgenommen aber hat er es sich.

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