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Der große Wurf. Peyton Manning benötigt nur noch drei Touchdown-Pässe, um eine historische NFL-Bestmarke zu verbessern.

© dpa

Big Four - Die US-Sport-Kolumne: NFL-Superstar Peyton Manning: Nur noch drei...

Peyton Manning ist einer der besten Quarterbacks in der NFL-Geschichte. In der Nacht zu Montag kann der 38-Jährige einen weiteren großen Rekord brechen. Im Grunde hat der Spielmacher der Denver Broncos nur ein Problem: seine Titel-Ausbeute.

Peyton Manning wich der Frage zunächst aus und widmete sich den grundsätzlichen Dingen. "Jedes Mal, wenn man in der NFL auswärts gewinnt, ist das eine gute Sache", sagte der Quarterback der Denver Broncos nach dem Sieg seines Teams am vergangenen Wochenende gegen die New York Jets (31:17). Aha, soso, sehr interessant. Und nichtssagend. Furchtbar nichtssagend. Deshalb hakte einer aus der Reporterrunde doch noch einmal nach. Wie wichtig ihm dieser Rekord denn nun sei, wurde Manning gefragt. "Ich weiß nicht, ob das so eine große Sache für mich ist, vor allem jetzt, mitten in der Saison", antwortete er. Es war eine typische Antwort für den 38-Jährigen: an Banalität schwer zu übertreffen, keineswegs das, was Reporter gern hören, womit sich Schlagzeilen produzieren ließen. Aber so ist Manning in seiner sportlichen Karriere eben schon immer gewesen und wird es aller Voraussicht nach auch bleiben. Die einen sagen: an der Grenze zur Belanglosigkeit. Die anderen sagen: zurückhaltend, höflich, einfach angenehm. Sollen doch die anderen den Lautsprecher spielen.

So langweilig Manning neben dem Platz ist, so spektakulär ist er auf dem Feld

Wenn da nicht Mannings Auftritte auf den Spielfeldern der US-amerikanischen National Football League (NFL) wären. So langweilig der Mann mit dem unverwechselbaren Südstaatenakzent neben dem Platz ist, so spektakulär ist er seit beinahe zwei Jahrzehnten auf dem Platz. Manning hat in seiner Laufbahn schon zahlreiche Rekorde gebrochen, unter anderem wurde er fünf Mal zum wertvollsten Spieler (MVP) der Saison ausgezeichnet, 13 Mal für das alljährliche All-Star-Team nominiert und gewann einen Super Bowl. Am siebten Spieltag der US-Liga kann er nun eine weitere bedeutsame Rekordmarke aufstellen. Wenn Manning im Duell der Denver Broncos gegen die San Francisco 49ers in der Nacht zu Montag (2.30 Uhr, live bei Sport1US) seinen bisherigen 15 Touchdown-Pässen in dieser Saison zwei weitere folgen lässt, zieht er mit Quarterback-Legende Brett Favre gleich. Der ehemalige Spielmacher der Green Bay Packers hat es in 19 Profi-Jahren auf 508 Touchdown-Pässe gebracht. Ein unfassbarer Wert, dazu genügt ein Blick auf die ewige Bestenliste: Das Who-is-Who der Quarterback-Superstars, namentlich Dan Marino (420), Drew Brees (372), Tom Brady (369), John Elway (300) und Joe Montana (276), folgt mit gebührendem Abstand auf Favre. Manning steht aktuell bei 506. Nur noch drei also, dann ist er alleiniger Rekordhalter. Es besteht kein Zweifel daran, dass Manning diesen Wert sehr bald überbietet. Wenn nicht gegen San Francisco, dann halt eine Woche später.

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Andererseits ist es schon erstaunlich, mit welcher Eleganz und Genauigkeit der 38-Jährige auch in seiner 17. Profi-Saison agiert. Vor drei Jahren noch drohte seiner ruhmreichen Laufbahn nämlich ein ziemlich unrühmliches Ende. Eine komplizierte Nackenverletzung sorgte dafür, dass Manning in der Spielzeit 2011/12 kein einziges Pflichtspiel bestreiten konnte. Sein damaliges Team, die Indianapolis Colts, traf dieser Ausfall so hart, wie er ein Team nur treffen kann. Der Super-Bowl-Champion von 2007 war bis zur Verletzung Mannings ein dauerhafter Titelkandidat und stets in den Play-offs vertreten, ohne Manning fiel die Saison-Bilanz ernüchternd aus: zwei Siegen standen 14 Niederlagen gegenüber. Allerdings waren die Verantwortlichen des Colts auch nicht hundertprozentig überzeugt davon, dass Manning nach seiner Verletzung wieder zu alter Stärke zurückfinden würde. Deshalb ersetzten sie ihn vor der Saison 2012/13 durch einen jungen, hochtalentierten Spielmacher namens Andrew Luck, der die Erwartungen bisher auch erfüllt. Auch dank Luck, bei den Colts Teamkollege des gebürtigen Berliners Björn Werner, führt Mannings ehemaliger Klub seine Division aktuell mit einer Bilanz von vier Siegen und zwei Niederlagen an.

Es gibt nur einen Makel: Manning hat erst einen Super Bowl gewonnen

Und Manning? Mit 36 Jahren unterschrieb er seinen womöglich letzten großen Profi-Vertrag bei den Denver Broncos, seinem aktuellen Team. Passend zu seiner Attitüde war dabei auch Mannings Abgang: Obwohl ihn die Colts nach 13 Jahren doch ziemlich radikal aussortiert hatten, gab es zum Abschied keine bösen Worte über seinen ehemaligen Arbeitgeber, im Gegenteil. Die Parteien trennten sich im beiderseitigen Einvernehmen, wie es immer mehr oder weniger schön im PR-Deutsch heißt. Nur mit dem Unterschied, dass diese Trennung auch tatsächlich von beiden Seiten so empfunden wurde.

In Denver angekommen bewies Manning schnell, dass weiterhin mit ihm zu rechnen ist. In seiner ersten Saison führte er Denver ins Play-off-Halbfinale, in dem sie dem späteren Super-Bowl-Sieger Baltimore Ravens nach doppelter Verlängerung unterlagen. Ein Jahr später war Manning der Anführer der statistisch besten Offensive der NFL-Geschichte. Die Broncos brachen seinerzeit alle bedeutsamen Rekorde: meiste Punkte in einer Saison, meister Raumgewinn in einer Saison und so weiter und so weiter. Insofern erschien es nur logisch, dass auch Manning eine alte Bestmarke knackte: 55 Touchdown-Pässe in einer Saison hatte vor ihm noch niemand erreicht. Einen Haken hatte die Sache mit den Rekorden dann allerdings doch: Manning führte Denver zwar in den Super Bowl, allerdings wurden die Broncos im Endspiel derart von den Seattle Seahawks verprügelt (8:43), dass sich Manning trotz einer überragenden Spielzeit die Frage gefallen lassen musste, wann er denn endlich mal über einen Rücktritt nachzudenken gedenkt. Er hat ihn vorerst aufgeschoben, und seine Leistungsdaten in dieser Saison geben ihm mal wieder Recht.

Allerdings wird auch Manning nicht bestreiten, dass er - gemessen an seinen Fähigkeiten - nicht die effizienteste Ausbeute vorzuweisen hat, insbesondere in Endspielen: von drei Teilnahmen am Super Bowl hat er nur eine siegreich gestalten können. Sein jüngerer Bruder Eli, Quarterback bei den New York Giants, hat es da schon besser gemacht: Er hat für sein Team die beiden Endspiele gewonnen, an denen er beteiligt war, 2008 und 2012 besiegten die Giants die New England Patriots. Dabei ist Eli nicht ansatzweise so talentiert und in seiner Spielweise nicht annähernd so spektakulär wie sein älterer Bruder. Außerdem hat Eli Manning noch ein paar Jahre mehr Zeit für einen weiteren Titel als sein Bruder. Peytons Vertrag besitzt im Moment Gültigkeit bis 2016. Schwer vorstellbar, dass er mit 40 Jahren noch einmal verlängert.

Und nach der Karriere? Peyton Manning kommt aus einer Familie, in der Football Tradition hat. Sein Vater Archie spielte einst als Quarterback in der NFL, sein älterer Bruder Cooper brachte es zu einem respektablen Spielmacher am College und Elis Erfolge sind an dieser Stelle bereits erwähnt worden. Das Leben der Familie Manning ist in Anbetracht dieser Fakten bereits vom Sportsender "ESPN" verfilmt worden, es heißt: "The Book of Manning." Am Wochenende könnte ein weiteres Kapitel dazukommen.

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