zum Hauptinhalt

Sport: „Nicht doof aussehen – das ist wichtig“

Die FMX-Fahrer Peters und Wolter treten am Wochenende in Berlin an, der Sport ist für sie eine Lebenseinstellung

Stand:

Freddy Peters, 21, und Sebastian „Busty“ Wolter, 29, fahren „Freestyle Motocross“, kurz FMX. Mit Motorrädern nehmen sie an Rampen Anlauf und fliegen bis zu 30 Meter weit. Doch das ist noch nicht alles: Hoch in der Luft turnen sie auf den Maschinen herum, machen Handstand und überschlagen sich dabei oder lassen das Motorrad los, fangen es wieder auf und landen dann sauber im Dirt – also auf der Erde. Die beiden Berliner zeigen ihre Tricks am Wochenende bei der „Night of the Jumps“ in der Max-Schmeling-Halle. Im Interview erzählen Wolter und Peters, warum FMX auch eine Lebenseinstellung ist.

Was erwartet die Zuschauer bei der Night of the Jumps am Wochenende?

PETERS: Zwölf internationale Profis zeigen dort ihre besten Sprünge. Jeder hat vier Sprünge pro Session. Eine Jury, die Judges, bewertet die Tricks nach Schwierigkeit und Kreativität. Am Ende kommen sechs Fahrer ins Finale. Und es gibt noch einen Hochsprung- und einen Whipcontest.

Einen Whipcontest?

WOLTER: Ja, dabei muss das Motorrad in der Luft so flach wie möglich zur Seite gestreckt werden.

Und wie kommt man darauf, ausgerechnet so etwas zu machen?

PETERS: Mein Vater hat mich schon mit drei Jahren aufs Motorrad gesetzt. Er und Bustys Vater sind zusammen Motocross gefahren – so haben wir auch angefangen. Freestyle kam erst vor zwölf Jahren auf. Irgendwann habe ich die ersten Videoclips von US-Freestylern gesehen und dachte: Das will ich auch können.

WOLTER: Mir macht FMX mehr Spaß als Rennenfahren. Natürlich will ich bei Wettkämpfen aufs Podium, aber es geht beim FMX weniger ums Gewinnen als um eine gute Show.

Bei den waghalsigen Sprüngen kann man sich Fehlversuche nicht leisten. Wie übt man denn die Tricks?

PETERS: Man muss sich langsam rantasten. Erst mit einem BMX-Rad und dann mit einem Mini-Motorrad. Erst wenn man den Sprung beherrscht, wagt man ihn mit der schweren Maschine.

WOLTER: Und Backflips werden in die Foam-Pit hinein geübt.

Was ist denn ein Backflip?

PETERS: Ein Salto rückwärts.

Und eine Foam-Pit?

WOLTER: Eine mit Schaumstoff gefüllte Grube. In Schenkenhorst bei Berlin haben wir uns eine eigene gebaut. Da lassen wir uns nach den Sprüngen reinfallen.

Ist das nicht gefährlich, wenn die Maschine auf einen drauffällt?

WOLTER: Kann passieren. Aber am häufigsten sind Prellungen und Schürfwunden, die man sich außerhalb der Foam-Pit aus Unkonzentriertheit holt. Zur Sicherheit trainieren wir nie alleine – schon deshalb, weil man ohne Hilfe gar nicht wieder aus der Foam-Pit rauskommt. Einer muss den Kran bedienen, an dem die Maschine rausgezogen wird.

Kann man sich nicht am Auspuff verbrennen oder auf den Lenker prallen und sich die Zähne ausschlagen?

WOLTER: Also, mein Vater ist ja zum Glück Zahnarzt. Manche fahren auch mit Bissschutz. Und jeder hat einen Helm, einen dicken Anzug und Stiefel. Ich trage aber nur so viel Schutzkleidung, dass es mich nicht zu stark einschränkt.

PETERS: Außerdem sollte es nicht total doof aussehen. Das ist wichtig. Es heißt ja schließlich Freestyle – und der Style sollte nicht völlig auf der Strecke bleiben.

Woran merkt man denn, ob ein Sprung stylisch war oder nicht?

WOLTER: Wir filmen uns im Training. Oft fühlt sich der Sprung ganz anders an, als er nachher auf Video aussieht.

Wie groß ist der Verschleiß an Motorrädern beim FMX-Fahren?

PETERS: Ich habe nur eins – das muss halten. Ich repariere fast alles selbst und montiere es auch selber um. Für manche Tricks haben FMX-Maschinen extra Haltegriffe und Pedale.

Was ist das Faszinierende an FMX?

WOLTER: Vor allem der Spirit. Die Freestyler sind eine internationale Familie. Wir trainieren zusammen, und auch im Wettkampf geht es freundschaftlich zu.

PETERS: Die Leuten wollen Spaß, ähnlich wie beim Skaten oder Snowboarden.

Gibt es bestimmte FMX-Labels, mit denen sich die Fahrer von Skatern oder Snowboardern abgrenzen?

WOLTER: Nee, wir tragen auch Skatermarken. Witzig ist, dass einige unserer Sponsoren gar kein Produkt für unseren Sport herstellen. FMX ist eher eine Lebenseinstellung. Aber wir FMXler hören eher Punk und die Skater Hiphop.

Können Jugendliche, die jetzt Lust auf FMX haben, nach Schenkenhorst kommen und das mal ausprobieren mit der Foam-Pit?

PETERS: Grundsätzlich sollte jeder zuerst Motocross fahren lernen und dann mit dem BMX-Rad üben. Aber wir bieten Gastfahrern an, mit uns zu trainieren.

Ist das nur ein Hobby, oder kann man vom FMX-Fahren leben?

WOLTER: Ich im Moment schon. Ich habe mehrere Sponsoren, aber man kann das natürlich nicht ewig machen. Ich studiere Sport und Kommunikation.

PETERS: Ich will erstmal als Fahrer Fuß fassen. Zum Teil ist es schwer, einen Startplatz bei den Contests zu bekommen, weil mit Busty und Fabian Bauersachs schon zwei deutsche Profis dabei sind. Aber in Berlin bin ich dabei.

Das Gespräch führte Dagny Lüdemann. Die Night of the Jumps findet in der Schmeling-Halle statt; Samstag, 31. 3. ab 18 und Sonntag, 1. 4. ab 13 Uhr. Tickets: 40 bis 60 Euro, Infos im Internet: www.ifmxf.com und www.mcc-schenkenhorst.de.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })