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Sport: Nichts geht ohne Fifa-Marke

Der Fußball-Weltverband streitet mit Firmen um den Begriff „WM 2006“ – heute wieder vor Gericht

Berlin - Im Grunde geht es um Abziehbildchen. Sie stecken in Verpackungen von Schokoriegeln und zeigen bekannte Fußballer. Daneben steht der Spielername und die Abkürzung „WM 2006“. Das darf nicht sein, sagt die Fifa. Der Fußball-Weltverband will das Kürzel für sich haben.

Vor dem Bundespatentgericht in München findet am heutigen Mittwoch eine wichtige Verhandlung statt. Dabei will sich die Fifa den Begriff „WM 2006“ schützen lassen. Sie hat bereits Hunderte Produkte und Dienstleistungen beim Patentamt für diesen Namen reservieren lassen. Dazu gehören unbelichtete Filme, Material für Zahnfüllungen und Uniformverleih (siehe Kasten). Mehrere Unternehmen, etwa der Süßwaren-Konzern Ferrero, sehen darin ihre Rechte verletzt. „WM 2006 ist kein geschützter, sondern ein allgemeiner Begriff“, sagt Patrick Baronikians, der Rechtsanwalt der Kläger. „Das wurde uns auch in der ersten Instanz bestätigt.“ Die vor zwei Jahren eingetragene Marke darf jedoch weiterhin nur von der Fifa benutzt werden. Denn der Verband hat Beschwerde gegen die erste Entscheidung eingelegt. Über die wird heute verhandelt.

„Auch die Begriffe Champions League und Oktoberfest sind geschützt“, sagt Gregor Lentze, Geschäftsführer der Fifa- Marketing GmbH. „Wir versuchen nur, gegen Trittbrettfahrer und Betrüger vorzugehen, die mit unserer Marke Geschäfte machen wollen.“ Bei der vergangenen Weltmeisterschaft 2002 in Asien seien 3,2 Millionen gefälschte Fanprodukte beschlagnahmt worden. Außerdem habe es 1000 Fälle von Werbung gegeben, die nicht von der Fifa autorisierst worden sei.

Solche Ansinnen liegen den Prozessgegnern allerdings fern. Einer von ihnen ist Alexander Extra, der mit seiner Hamburger Firma „Heldenzentrale“ Sportveranstaltungen ausrichtet. Für nächsten Sommer hatte er eigentlich eine WM-Party geplant. Nun sieht er sich von der Fifa behindert, die mit 400 Anwälten schon jetzt gegen Verstöße ihrer Richtlinien vorgeht. Extra sagt: „Ein Fußballverband darf kein Monopol auf die Sprache haben.“

In der Tat hätte ein Urteil im Sinne der Fifa Auswirkungen für viele kleine Firmen. WM-2006-Cola dürfte nicht verkauft werden, WM-2006-Feste könnten ohne Genehmigung nicht veranstaltet werden. „Die WM finanziert sich über Sponsoren, darum müssen wir denen gewisse Rechte einräumen“, sagt Lentze. Allerdings hat die Fifa nur Lizenzen für die Marke „Fifa WM 2006“ an Sponsoren verkauft. Genau hier sehen die Gegner der Fifa eine Angriffspunkt. Sie argumentieren, unter „WM 2006“ könne man auch die im kommenden Jahr stattfindenen Hockey-Weltmeisterschaft in Mönchengladbach, die Mannschafts-WM der Tischtennisspieler in Bremen oder die Weltreiterspiele in Aachen verstehen.

Aber auch die Juristen der Fifa haben sich für die zweite Instanz etwas Neues ausgedacht. Sie wollen im Falle einer Niederlage bis vor den Bundesgerichtshof ziehen. Sollte der sich mit dem Fall befassen, dürfte die WM 2006 längst vorbei sein. So lange bliebe der Markenschutz bestehen. Und die Abziehbildchen müsste eine neue Abkürzung zieren.

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