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Harmonisches Duo. Chris Nikic und Dan Grieb bestritten in Florida gemeinsam einen Ironman, der Nikic einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde beschert hat. Foto: Reaves/dpa

© dpa

Erster Ironman mit Trisomie 21: Nichts kann die beiden trennen

Chris Nikic ist der erste Ironman mit Trisomie 21 – auch dank seines Guides und Trainers Dan Grieb.

.Zwei Männer gehen Hand in Hand über den Strand. Sie tragen Neoprenanzüge, sind durchtrainiert, haben den Blick auf das Starttor gerichtet. In den nächsten Minuten beginnt für diese beiden ein Ironman der besonderen Art. Für den einen wird es die Erfüllung seines Traums, und für den anderen werden es die besten 16 Stunden, 46 Minuten und 9 Sekunden seines Lebens.

Chris Nikic und Dan Grieb bestritten in Florida gemeinsam einen Ironman, der Nikic mittlerweile einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde beschert hat. Ihm, dem 21-jährigen jungen Mann mit Trisomie 21, der als erster Mensch mit Downsyndrom zum Ironman wird.

Vielleicht haben Sie davon gelesen, es im Fernsehen oder Radio mitbekommen oder in den sozialen Netzwerken davon erfahren. Dann haben Sie gesehen, wie fremde Menschen Chris beglückwünschten, sagten, nun selbst Mut für sich oder ihre Kinder zu fassen. Chris Nikic wollte nicht einfach nur die Ziellinie überqueren, er wollte anderen ein gutes Beispiel sein, anderen in ähnlicher Situation zeigen, dass kein Traum zu groß und kein Ziel zu hoch ist.

Aus dem bekannten Mantra „Man kann alles schaffen, wenn man nur will“, hat Chris sein Trainingsmotto abgeleitet. Er wollte jeden Tag ein Prozent besser sein als am Tag davor. Dieser Plan ging auf. Was er dafür alles getan hat, kann man leicht nachlesen oder in Videos sehen.

Doch der Mann, der mit ihm über den Strand ging um anschließend 3,86 Kilometer zu schwimmen, 180,2 Kilometer Rad zu fahren und 42,2 Kilometer zu laufen, wird hierzulande gern außen vor gelassen. Dan Grieb ist nicht nur sein Trainer, sondern auch sein Guide. Das heißt sie bestreiten jeden Wettkampf gemeinsam als Einheit. Nur wenn sich beide vollkommen auf den anderen verlassen können, erreichen sie das Ziel.

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Dan Grieb muss dafür nicht nur in der körperlichen Verfassung sein, ebenfalls einen Ironman zu absolvieren, was schon eine extreme Leistung ist. Zugleich liest und versteht er den Athleten neben sich zu 100 Prozent. Schließlich darf Dan nicht einfach sein eigenes Tempo durchziehen, er muss auf die Kleinigkeiten achten und langsamer werden, wenn Chris langsamer wird oder mehr Gas geben, wenn Chris voll aufdreht.

Dan unterstützt seinen Schützling - ohne sichtbare Hilfe

Er steht ihm bei, darf ihn als Guide aber zu keiner Zeit sichtbar ziehen, schieben oder auf irgendeine Art und Weise Einfluss auf die Bewegungen des Athleten nehmen. Über ein lockeres Band, das beide jeweils an einem Hüftgurt befestigen, sind sie die gesamte Wettkampfzeit über miteinander verbunden. Ein Guide ist vollkommen fit in den gefragten Disziplinen, achtet auf beide und ordnet sich immer wieder unter.

Dabei tut es Dan Grieb nicht für den Ruhm. Man glaubt ihm das gern, wenn man seine Beiträge auf Instagram und Co. verfolgt. Er setzt sich für wahre Inklusion ein, weil er nicht möchte, dass jemand kleiner gemacht wird, als er ist. Als Trainer und Guide beobachtet Dan, dass Chris seine sportliche Entwicklung mehr und mehr auf den Alltag umlegen kann.

Er kann Aufgaben schneller erledigen und ist selbstbewusster geworden. Was sich nicht verändert hat und immer bleibt, sind die vielen Umarmungen, die Chris Nikic auch während des Ironman an Zuschauer verteilt. Allein für diese Umarmungen von Chris hätte Dan Grieb das Training und die Wettkämpfe mit ihm gemeinsam bestritten, auch wenn der aktuelle Pressetrubel ausgeblieben wäre.

Nach dem erfolgreichen Ironman übernachtete Chris Nikic das erste Mal nicht zu Hause. Stattdessen bei seinem Guide. Wo auch sonst?

Am 24. August 2021, sollen die Paralympischen Spiele in Tokio beginnen. Mit am Start wird die Berlinerin Maria Tietze sein. Die 31-Jährige begann einst mit dem Fußball als Sportlerin und ist nach einem Unfall und einer Amputation am linken Unterschenkel nun Paralympionikin (und spielt nebenbei immer noch Fußball). An dieser Stelle erzählt die Sprinterin und Weitspringerin monatlich und dann vor den Spielen in kürzeren Abständen über ihren Weg nach Tokio.

Maria Tietze

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