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Pit Stahl.

© Frühwirth

Nowitzkis Jugendcoach Pit Stahl: "Es war ein Kampf"

"Ich kenne manche seiner Moves wahrscheinlich besser als seine NBA-Gegenspieler." Trainer Pit Stahl erzählt im Interview, wie er Dirk Nowitzki entdeckte.

Herr Stahl, wäre Dirk Nowitzki NBA-Meister, wenn es Sie nicht gäbe?

Wahrscheinlich nicht.

Sie sind sein Entdecker...

...ich habe ihn halt zum Basketball gelotst. Es war kein einfacher Kampf damals. Ich weiß nicht, ob er Basketball spielen würde, wenn ich nicht damals hinterher gewesen wäre.

Er würde wohl Handball spielen oder Tennis - und das wahrscheinlich auch nicht schlecht.

Sein Vater war ein sehr guter Handballer in Würzburg und auch sein Jugendtrainer. Gleichzeitig haben sie erkannt, dass er ein sehr talentierter Tennisspieler ist. Sie haben viel Geld und Zeit darin investiert, dass er Tennis spielt. Dann habe ich mich eingemischt.

Warum?

Ich habe damals die Bezirksauswahl in Unterfranken gecoacht, in der Dirks Cousin mitgespielt hat. Das war eine Mannschaft von lauter Zwergen. Ich kannte den Dirk, weil er immer mit seinem Cousin im Hof Basketball mitgespielt hat. Da habe ich ihn einfach in die Auswahl mitgenommen. Und die Mannschaft ist dann Zweiter in Bayern geworden und der Dirk hat dann munter mitgespielt. Das war 1989. Im folgenden Jahr habe ich ihn dann zur bayerischen Meisterschaft dazugenommen, weil ich dachte, jetzt musst du sehen, dass du den Dirk wirklich dazukriegst, dann kann die Mannschaft richtig gut werden. Wir sind dann auch bayerischer Meister geworden und Dirk war der Topscorer. Wir haben das der Familie Nowitzki als Experiment verkauft.

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War das schwierig?

Der Vater war sehr interessiert, dass der Bub Handball spielt. Nachdem sie erkannt haben, dass im Tennis was möglich wäre, haben sie viel Geld reingesteckt. Da war er ja auch gut. Einem Handballer klarzumachen, dass Basketball gespielt werden soll, ist nicht so einfach. Aber Dirk war bald gefesselt vom Basketball. Es fiel auf, dass er seine Tennisturniere so gestaltet hat, dass er immer rechtzeitig als Zuschauer zu unseren Zweitbundesligaspielen zurück war. Wenn wir am Samstag gespielt haben, ist er am Samstag ausgeschieden. Das war auch ein Signal an die Eltern, dass er selber auf Basketball setzt.

War sein Ausnahmetalent damals schon zu erkennen?

Ich musste ihm nur sagen, was er tun soll, und er hat es gemacht. Er war immer schon relativ groß für sein Alter, in der C-Jugend schon weit über 1,90 Meter und das auf einem hohen technischen Niveau. Er war ehrgeizig und wollte immer gewinnen.

In der B-Jugend haben Sie ihn konsequent auf den Flügel gestellt und nicht unter den Korb, obwohl er oft mit Abstand der größte Spieler auf dem Feld war - warum?

Ihn als Innenspieler zu schulen, wäre ein Leichtes gewesen. Er ist so beweglich und kann mit dem Ball so gut umgehen, dass ich ihn auf jeden Fall draußen spielen lassen wollte. Wenn ich ihn aber auf ein höheres Level bringen will, dann muss er von draußen spielen - ich glaube, das war keine schlechte Entscheidung.

Das kann man wohl sagen: Dirk Nowitzki ist mit 2,13 Meter einer der besten Werfer der Welt. Damals aber haben Sie mit dieser Entscheidung bewusst auf Titel verzichtet.

Ich habe von Anfang an gesagt, ich coache in der Jugend nicht auf Titel, sondern ich will Spieler entwickeln.

Erkennen Sie eine Bewegung, die Sie ihm beigebracht haben?

Ich kenne manche seiner Moves wahrscheinlich besser als seine NBA-Gegenspieler. Manche Bewegungen hat er schon von früher Jugend an. Zum Beispiel wenn er im Passgang losdribbelt, das ist etwas, was die Amis komplett verwirrt. Das kennen die nicht. Das hat er schon sehr früh gemacht.

Eigentlich gilt Holger Geschwindner immer als Nowitzkis Entdecker. Welche Rolle spielt er?

Der Holger Geschwindner als sein Privattrainer und Mentor kann sich natürlich einen ganz großen Anteil auf die Fahne schreiben. Im Nachhinein ist in der Karriere nicht viel schlecht gelaufen für Dirk Nowitzki.

Waren Sie stolz, als Sie ihn gestern gesehen haben?

Wenn man sich seine Karriere ansieht: Er ist bester Spieler der NBA, der NBA-Finalserie, bester Spieler bei einer Welt- und Europameisterschaft, Silber bei der EM, Bronze bei einer WM - es gibt nicht viele Jugendtrainer, die so einen aus der Mannschaft rausbringen. Natürlich bin ich da stolz drauf. Nur ist das leider nicht beliebig wiederholbar.

Das Gespräch führte Benedikt Voigt.

Pit Stahl, 47, war Jugendtrainer bei der DJK Würzburg. Er brachte Dirk Nowitzki zum Basketball. Seit neun Jahren arbeitet er als Basketballtrainer in Österreich, zurzeit in Graz.

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