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Sport: „Nur Defensive bringt nichts“

Herthas Torwart Gabor Kiraly über die richtige Taktik, höllische Schmerzen und den Uefa-Cup-Gegner Boavista Porto

Herr Kiraly, wenn Sie an das UefaCup-Rückspiel in Porto denken …

… dann sage ich Ihnen: Wenn wir so spielen wie gegen Bielefeld, wäre das perfekt.

Wie bitte? Hertha hat 0:0 gespielt, die Fans haben gepfiffen.

So meine ich das nicht. Das Spiel gegen Bielefeld war schlecht, keine Frage. Aber wenn wir in Porto dasselbe Ergebnis holen, wäre das doch sehr schön.

Das erinnert ja fast an Ihren Trainer Huub Stevens. Der hat zu Schalker Zeiten mal gesagt: Die Null muss stehen.

Nein, das klingt mir zu sehr nach Defensivarbeit. Boavista hat keine schlechte Mannschaft, Fußball spielen können die Portugiesen sehr wohl. Sie müssen gewinnen, sie müssen Tore schießen, also werden sie angreifen. Wir können dann nicht 90 Minuten hinten drin stehen und einfach nur mauern. Nur Defensive – das bringt nichts.

Aber ein Unentschieden würde reichen…

Besser wäre es, wenn wir gewinnen. Also, wir müssen Druck machen und stören. Aber wir müssen intelligent nach vorne spielen, clever, und nicht so dumm und blind, sodass uns die Portugiesen auskontern können. Das sollte uns gelingen. Das Spiel gegen Bielefeld kann nicht der Maßstab sein.

Sondern?

Unser Spiel in Fulham. Das war gute Arbeit.

Hertha hatte das Hinspiel 2:1 im Olympiastadion gewonnen und musste in England mindestens ein Unentschieden holen.

Genau, und wir haben 0:0 gespielt. Es war ein erfolgreicher, aber sehr harter Tag.

Besonders für Sie. Sie mussten nach dem Abpfiff in Fulham vom Platz getragen werden.

Ja, da war der Zusammenprall mit einem englischen Stürmer eine Viertelstunde vor dem Abpfiff. Das tat höllisch weh. Mein Oberschenkel war stark angeschwollen, jeder Schritt schmerzte. Die Schwellung drückte immer mehr auf den Nerv. Als der Abpfiff kam, bin ich zusammengesackt.

Herthas Torwarttrainer Enver Maric und Nello di Martino sind Ihnen zu Hilfe geeilt und haben Ihnen hochgeholfen.

Na ja, sie haben mich eher hochgehoben und in die Kabine getragen. Als ich mir den Zusammenprall später im Fernsehen noch einmal angeschaut habe, dachte ich an einen Kamikaze-Angriff, so hart war der Aufprall. Wir haben beide nur auf den Ball geguckt, auf nichts anderes. Und dann sind wir in der Luft ineinandergekracht. Als Torwart darfst du keine Angst haben, sonst ist der Ball drin. Mir tat an dem Abend alles weh, aber es war mein Job. Ich habe ihn gut gemacht.

Herthas Defensivarbeit war in Fulham hervorragend. Aber ein Tor hat die Mannschaft nicht geschossen.

Unser Spiel war trotzdem gut, genau so muss es in Porto doch laufen. Fulham hat gedrückt, aber wir hatten ein paar richtig gute Konterchancen. Wir haben Fulham gut beschäftigt, die konnten sich in der eigenen Hälfte nicht ausruhen. Das 0:0 war kein schlechtes Ergebnis.

Gegen Bielefeld war es das sehr wohl.

Natürlich, wir hatten den Kopf nicht so richtig frei. Vielleicht haben wir zu viel nachgedacht, zu viel geredet. Aber der Druck ist zurzeit nun mal sehr hoch. Wir sind knapp hinter einem Uefa-Cup-Platz, wir können das Viertelfinale erreichen. Wir müssen alle drei Tage auf den Punkt für genau 90 Minuten fit sein, absolut konzentriert. Das fällt auf Dauer schwer.

Wie bekommen Sie denn den Kopf frei?

Das schafft der Trainer schon. Gestern hatten wir zum Beispiel kein Vormittagstraining, also konnte ich meinen Mini Cooper aus der Werkstatt holen. Am Montag bin ich mit dem Fahrrad zum Training gefahren, bei der Sonne ist das wunderbar. Es lenkt ab.

Einfach auf die Couch legen – das geht nicht ?

Doch, ich schlafe richtig viel. Mein Körper braucht das in diesen Tagen.

Das Gespräch führte André Görke.

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